
Zehn Jahre lebte der Dichter Thomas Kling auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss. Thomas Kling hat den Kunst- und Literaturraum Hombroich geprägt, gleichzeitig hat der Ort auch Spuren in seinem Werk hinterlassen. In den zwei Gedichten "Eine Hombroich-Elegie, (3)" und "RAKETENSTATION 1", die euch im Juli und August als Inspirationsquelle dienen, könnt ihr lesen, wie sich Kling literarisch mit seinem Lebensraum auseinandergesetzt hat. Dominierendes Thema der Gedichte ist die Natur und wie sich die Natur das zuvor militärisch genutzte Areal der Raketenstation zurückholt.
Neben den Gedichten könnt ihr euch auch von Architekturen aus dem Museum Insel Hombroich und der Raketenstation Hombroich inspirieren lassen. Hier seht ihr - mit Blicken von drinnen nach draußen und draußen nach drinnen -, wo Thomas Kling gelebt hat und mit welchem Lebensraum er sich in seinen Gedichten auseinandergesetzt hat.
Im Juli und August lautet unser Leitmotiv "Lebensräume - drinnen und draußen". Schickt uns Texte über eure Lebensräume. Wo lebt ihr? Was seht ihr, wenn ihr nach drinnen oder draußen blickt? Wozu inspiriert euch euer Lebensraum? Thomas Kling lebte gemeinsam mit anderen Künstlern und Schriftstellern auf der Raketenstation: Welchen Einfluss haben Lebensräume auf bestimmte soziale Gruppen - oder auch nicht? Lasst eurer Fantasie freien Lauf! Wir freuen uns auf eure Gedichte!
Hier findet ihr die lyrix-Regeln zum Nachlesen.
Für den Versand eures Gedichts findet ihr hier eine E-Mail-Vorlage.
Alternativ könnt ihr euer Gedicht im lyrix-Portalselbst veröffentlichen.
Eine Hombroich-Elegie, (3)
von Thomas Kling
haut eines blauverschatteten
gewitterhimmels; naßschillernde haut
des frisch abgezogenen hasen.
oder ist es ein glasbaustein,
der die luft quert? etwas der
glaskörper libelle? der
die wummernde wiese
in atem hält?
geschwind die richtung
wechselnde
schimmernde stäbchen.
wie etwa die orangen
rettungshubschrauber des BKA.
wie dieser hier, dem der notarzt entsteigt.
grau im bienenblick
grau blühende wiese.
grau blühende gehirnmasse der wiese
gleich neben dem boden aus nato-beton.
hier, summend,
setzt das stäbchen
zur landung an.
hubschrauber
der, startend, die wiese kämmt
elegant schwenkt
die abkürzung nimmt übern rhein
richtung uniklinik düsseldorf.
mit dem halbtoten, ein hautflügler,
aufgelesener schädelpatient.
bienenauge, libellenauge vor
hasenadriger, grau erstrahlender
gewitterfront.
(Thomas Kling, Eine Hombroich-Elegie, (3). Aus: ders., Sondagen. (c) DuMont Buchverlag, Köln 2002)
RAKETENSTATION 1
von Thomas Kling
geräusch geräusche dies ein fortpflanzen dieses rauschen wie von
außerhalb dies ineinander übergehn ein mixen ohne unterlaß.
gefunk unsummen ältrer sprüche. sprech natürlich von den vielen
viechern flüglern und von wieseln die karnickel jagen: wenn
die nicht überhaupt erblindet schnell verrecken blaue ränder
schleim-geschwulste um karnickelaugen zügig ziehen stäbchen
weiter durch die organismen und geräusche eingebaute endlos-
schleifen dub-zikade in den nächten gegenlichter ausgeschlafene
insekten die ein tänzchen wagen tanzbein schwingen so der wind-
und wolkenstand es zuläßt. früh im diesigen koordinaten
einflugschneise abgetanzte vollgetankte dinge-dinge macht ja was
aus die autobahn-hornisse regt sich überträgt sich und erst recht
die frühen flüge eben hoch im blauen models werber businessmen
und kurzurlauber werden übertragen tanzen mit den ureinwohnern
ihre tänze, sind auf fake & koks & jägermeister je nachdem so klar
so fein verteilt durch blauen äther oh die treueren begleiter: schleiern
stoff zum treiben feinste kerosinchen über turm kaverne lungenkraut
hm wir nippen an den beeren schlürfen von holundersäften die uns
stärken feuerdämmernis im westen jetzt wo letzte kleine füchse gaukel
gaukel menningfarbne flügel wo die wespen wasser suchen gehn.
(Thomas Kling, RAKETENSTATION 1. Aus: ders., Fernhandel. (c) DuMont Buchverlag, Köln 1999)
Hier die ausgewählten Architekturen aus dem Museum Insel Hombroich und der Raketenstation Hombroich:
Zwölf-Räume-Haus
Bart van der Leck, Architektur Erwin Heerich, 1993,
Museum Insel Hombroich
Graubner-Pavillon
Architektur Erwin Heerich, 1983
Museum Insel Hombroich
Gästehaus
Architektur Erwin Heerich, 2001
Raketenstation Hombroich
Bibliothek
Architektur Erwin Heerich, 2001
Raketenstation Hombroich
Die Stiftung Insel Hombroich
Das Museum Insel Hombroich und die Raketenstation Hombroich sind seit 1997 Teil der Stiftung Insel Hombroich und bilden damit die Keimzelle des Kulturraumes Hombroich. Ein Kulturraum, in dem Kunst, Kultur, Wissenschaft und Natur ihren Raum haben.
Museum Insel Hombroich
Als Ort des Zusammenspiels von Bildender Kunst, Architektur und Natur, liegt das Museum Insel Hombroich eingebettet in eine 24 ha große Park- und Auenlandschaft an der Erft. Zehn begehbare skulpturale Architekturen, entworfen von dem Bildhauer Erwin Heerich, stehen als autonome Kunstwerke in dieser Landschaft. In den Pavillons korrespondieren Kunstwerke aus zwei Jahrtausenden und verschiedenen Kulturen miteinander.
Raketenstation Hombroich
Die Raketenstation Hombroich ist ein ehemaliges Nato-Gelände. Die Hallen, Hangars, Erdwälle und der Beobachtungsturm auf der rund 13 ha großen Fläche der Raketenstation wurden renoviert und umgestaltet. Auf der Raketenstation leben und arbeiten heute bildende Künstler, Literaten, Komponisten und Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen und Kulturkreisen.
Die begleitenden Unterrichtsmaterialien für das Fach Deutsch als Fremdsprache stehen hier als PDF zur Verfügung:
lyrix-Juli/August11-PDF-DaF
Neben den Gedichten könnt ihr euch auch von Architekturen aus dem Museum Insel Hombroich und der Raketenstation Hombroich inspirieren lassen. Hier seht ihr - mit Blicken von drinnen nach draußen und draußen nach drinnen -, wo Thomas Kling gelebt hat und mit welchem Lebensraum er sich in seinen Gedichten auseinandergesetzt hat.
Im Juli und August lautet unser Leitmotiv "Lebensräume - drinnen und draußen". Schickt uns Texte über eure Lebensräume. Wo lebt ihr? Was seht ihr, wenn ihr nach drinnen oder draußen blickt? Wozu inspiriert euch euer Lebensraum? Thomas Kling lebte gemeinsam mit anderen Künstlern und Schriftstellern auf der Raketenstation: Welchen Einfluss haben Lebensräume auf bestimmte soziale Gruppen - oder auch nicht? Lasst eurer Fantasie freien Lauf! Wir freuen uns auf eure Gedichte!
Hier findet ihr die lyrix-Regeln zum Nachlesen.
Für den Versand eures Gedichts findet ihr hier eine E-Mail-Vorlage.
Alternativ könnt ihr euer Gedicht im lyrix-Portalselbst veröffentlichen.
Eine Hombroich-Elegie, (3)
von Thomas Kling
haut eines blauverschatteten
gewitterhimmels; naßschillernde haut
des frisch abgezogenen hasen.
oder ist es ein glasbaustein,
der die luft quert? etwas der
glaskörper libelle? der
die wummernde wiese
in atem hält?
geschwind die richtung
wechselnde
schimmernde stäbchen.
wie etwa die orangen
rettungshubschrauber des BKA.
wie dieser hier, dem der notarzt entsteigt.
grau im bienenblick
grau blühende wiese.
grau blühende gehirnmasse der wiese
gleich neben dem boden aus nato-beton.
hier, summend,
setzt das stäbchen
zur landung an.
hubschrauber
der, startend, die wiese kämmt
elegant schwenkt
die abkürzung nimmt übern rhein
richtung uniklinik düsseldorf.
mit dem halbtoten, ein hautflügler,
aufgelesener schädelpatient.
bienenauge, libellenauge vor
hasenadriger, grau erstrahlender
gewitterfront.
(Thomas Kling, Eine Hombroich-Elegie, (3). Aus: ders., Sondagen. (c) DuMont Buchverlag, Köln 2002)
RAKETENSTATION 1
von Thomas Kling
geräusch geräusche dies ein fortpflanzen dieses rauschen wie von
außerhalb dies ineinander übergehn ein mixen ohne unterlaß.
gefunk unsummen ältrer sprüche. sprech natürlich von den vielen
viechern flüglern und von wieseln die karnickel jagen: wenn
die nicht überhaupt erblindet schnell verrecken blaue ränder
schleim-geschwulste um karnickelaugen zügig ziehen stäbchen
weiter durch die organismen und geräusche eingebaute endlos-
schleifen dub-zikade in den nächten gegenlichter ausgeschlafene
insekten die ein tänzchen wagen tanzbein schwingen so der wind-
und wolkenstand es zuläßt. früh im diesigen koordinaten
einflugschneise abgetanzte vollgetankte dinge-dinge macht ja was
aus die autobahn-hornisse regt sich überträgt sich und erst recht
die frühen flüge eben hoch im blauen models werber businessmen
und kurzurlauber werden übertragen tanzen mit den ureinwohnern
ihre tänze, sind auf fake & koks & jägermeister je nachdem so klar
so fein verteilt durch blauen äther oh die treueren begleiter: schleiern
stoff zum treiben feinste kerosinchen über turm kaverne lungenkraut
hm wir nippen an den beeren schlürfen von holundersäften die uns
stärken feuerdämmernis im westen jetzt wo letzte kleine füchse gaukel
gaukel menningfarbne flügel wo die wespen wasser suchen gehn.
(Thomas Kling, RAKETENSTATION 1. Aus: ders., Fernhandel. (c) DuMont Buchverlag, Köln 1999)
Hier die ausgewählten Architekturen aus dem Museum Insel Hombroich und der Raketenstation Hombroich:
Zwölf-Räume-Haus
Bart van der Leck, Architektur Erwin Heerich, 1993,
Museum Insel Hombroich
Graubner-Pavillon
Architektur Erwin Heerich, 1983
Museum Insel Hombroich
Gästehaus
Architektur Erwin Heerich, 2001
Raketenstation Hombroich
Bibliothek
Architektur Erwin Heerich, 2001
Raketenstation Hombroich
Die Stiftung Insel Hombroich
Das Museum Insel Hombroich und die Raketenstation Hombroich sind seit 1997 Teil der Stiftung Insel Hombroich und bilden damit die Keimzelle des Kulturraumes Hombroich. Ein Kulturraum, in dem Kunst, Kultur, Wissenschaft und Natur ihren Raum haben.
Museum Insel Hombroich
Als Ort des Zusammenspiels von Bildender Kunst, Architektur und Natur, liegt das Museum Insel Hombroich eingebettet in eine 24 ha große Park- und Auenlandschaft an der Erft. Zehn begehbare skulpturale Architekturen, entworfen von dem Bildhauer Erwin Heerich, stehen als autonome Kunstwerke in dieser Landschaft. In den Pavillons korrespondieren Kunstwerke aus zwei Jahrtausenden und verschiedenen Kulturen miteinander.
Raketenstation Hombroich
Die Raketenstation Hombroich ist ein ehemaliges Nato-Gelände. Die Hallen, Hangars, Erdwälle und der Beobachtungsturm auf der rund 13 ha großen Fläche der Raketenstation wurden renoviert und umgestaltet. Auf der Raketenstation leben und arbeiten heute bildende Künstler, Literaten, Komponisten und Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen und Kulturkreisen.
Die begleitenden Unterrichtsmaterialien für das Fach Deutsch als Fremdsprache stehen hier als PDF zur Verfügung:
lyrix-Juli/August11-PDF-DaF



