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Leeres Label?
Liberale Parteien in Europa

Die Idee von einer offenen, freiheitlichen Gesellschaft hat Europa lange geprägt. Es ging um den Schutz gemeinsamer Werte: Gleichheit der Bürger, Rechte des Individuums, Unabhängigkeit des Rechtsstaats.

Von Benjamin Dierks | 16.02.2019
    Die Partei der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE-Partei) ist eine hauptsächlich in der Europäischen Union tätige europäische politische Partei, die sich aus 60 nationalstaatlichen liberalen Parteien aus ganz Europa zusammensetzt. Der 39. ALDE-Parteitag im Marriott Auditorium Hotel am 9. November 2018 in Madrid,
    Alliance of Liberals and Democrats (ALDE) (imago stock&people/ Jesus Hellin)
    Die politischen Parteien, die für diese Werte standen, haben ihre Ausrichtung im Laufe der Zeit geändert. Wie viel "Liberalismus" ursprünglicher Prägung steckt noch in den europäischen Parteien, die das Label "liberal" oder "freiheitlich" im Namen tragen. Viele sind auf den neoliberalen Weg eingeschwenkt, manche von ihnen versuchen eine Rückbesinnung. Liberale Salons werden wiederbelebt.
    Im Europäischen Parlament treten diese Parteien gemeinsam als Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa an – kurz Alde. Ende Februar wählt ein Alde-Parteitag den Spitzenkandidaten für die Europawahl. Gleich, wer es wird, vom Schulterschluss mit der Bewegung des französischen Präsidenten Macron träumten viele Liberale in Europa. Dessen Stern sinkt allerdings und auch sein liberales Label wirft Fragen auf. Spurensuche in Europa, eine Reportage in fünf Teilen.
    Guy Verhofstadt (h.) möchte Europas Liberale in eine neue Ära führen - die neue Hoffnungsträgerin heißt aber Margrethe Vestager (v.)
    Neue Hoffnungen und bekannte Gesichter
    Die Idee einer offenen, freiheitlichen Gesellschaft, Liberalismus, ist ein deutlicher Gegenentwurf zum erstarkenden Populismus. In diesem Sinne wollen sich liberale Parteien in Europa neu aufstellen - allerdings hauptsächlich mit altbekanntem Personal.
    Humor hat sie und braucht sie in dem Job: Sophia in 't Veld soll die liberale Parteienfamilie der EU auf Einigkeit einschwören.
    Einig, dass sie uneinig sind
    Der Zusammenschluss liberaler Parteien im EU-Parlament ALDE stellt sich für die Wahl im Mai auf. Sophie in 't Veld (D66) arbeitet dafür an einem Zukunftskonzept. Doch die liberale Allianz ist zerstritten - Kritik kommt vor allem von jüngeren Familienmitgliedern.
    Mann des Volkes: Mechelens Bürgermeister Bart Somers kann oft nur ein paar Schritte tun, bis Bürger ihn ansprechen.
    Ein Liberaler zum Anfassen
    Null Toleranz und Vielfalt? Kritiker sehen in Mechelens Bürgermeister Bart Somers einen wandelnden Widerspruch. Er selbst versteht sich als Anhänger des klassischen liberalen Versprechens: Menschen helfen sicheigenverantwortlich - die Politik macht Teilhabe und Aufstieg möglich.
    Momentum-Parteichef András Fekete-Győr (l.) und sein politischer Gegner Viktor Orban
    Gegen die illiberale Demokratie in Ungarn
    Gegen Viktor Orbans Idee einer illiberalen Demokratie hat sich in Ungarn die liberale Partei Momentum formiert. Die jungen Modernisierer gehören zur Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE) - und sind drauf und dran, bei der Europawahl im Mai einen Sitz zu ergattern.

    Die Europa-Spitzenkandidatin der österreichischen Neos Claudia Gamon will in 20 Jahren, wenn sie 50 ist, in den Vereinigten Staaten von Europa leben
    Österreichs junge Wilde fürs EU-Parlament
    Auch wenn die EU-Fraktion Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa sich gern als Partei versteht: Die Differenzen ihrer Mitgliedsparteien sind offenkundig. Das merkt man, wenn man zwei Kandidatinnen der österreichischen Neos und der deutschen FDP im Wahlkampf begleitet.