Das neue Schuljahr hat in den meisten Bundesländern begonnen und die Personalsituation ist angespannt. Durch Corona fallen noch zusätzlich Lehrkräfte aus. Eine aktuelle Abfrage des Schulportals zeigt, dass bundesweit zum Schulstart 36.000 offene Lehrstellen besetzt werden müssen. In NRW zum Beispiel waren vor zehn Tagen noch 8.000 Stellen zu besetzten, in Baden-Württemberg 6.000, Berlin hat 2.500 Lehrerstellen ausgeschrieben.
Um das zu schultern, setzen viele Bundesländer auf Quer- und Seiteneinsteiger. In Berlin sind ungefähr 40 Prozent der Neueinstellungen Quereinsteiger, in Brandenburg und Mecklenburg sind es 30. In Westdeutschland ist der Anteil etwas geringer, zum Beispiel sechs Prozent in Niedersachsen. Dass generell so viele Quer- und Seiteneinsteieger an die Schulen kommen, finden viele auch problematisch. Sie kritisieren mangelnde Qualifikation.
Studie untersuchte nicht den Unterricht
Dirk Richter von der Universität Potsdam hat in einer Studie mit Referendaren Quereinsteiger mit klassisch ausgebildeten Lehrkräften verglichen. Die Studie kommt nun zu dem überraschenden Ergebnis, dass sich die zwei Gruppen in den meisten Bereichen kaum unterscheiden.
Quereinsteiger verfügen über geringere pädagogisch-psychologische Fachkenntnisse, erläuterte Studienleiter und Erziehungswissenschaftler Richter. Kompetenzen, wie man eine Klasse organisiert und führt oder auch das Wissen darüber, welche Unterrichtsmethoden eingesetzt werden können und welche für den Unterricht nicht geeignet sind, seien bei Quereinsteigern geringer.
Ob sich der Unterricht von Quereinsteigern und regulären Lehrkräften aber auch in der Praxis unterscheide, zeigten die Studienergebnisse nicht. Man habe lediglich das Wissen und die Überzeugung der Personen befragt, nicht in den Unterricht hineingeschaut, sagte Richter.
Quereinsteiger können besser mit ihren Ressourcen haushalten
Im Bereich Fachwissen und Fachdidaktik, etwa in Mathematik, zeigten die Ergebnisse keine Unterschiede. Richter schränkte an dieser Stelle jedoch ein, dass die Gruppe der Quereinsteiger insgesamt sehr heterogen sei, man in der Studie aber eine eher homogene Gruppe - nämlich Referendare mit einem Studium mit zwei Fächern - untersucht. Es gebe mittlerweile aber auch Quereinsteiger mit nur einem Studienfach als Vorbildung oder sogar solche mit Berufsausbildung.
In einem Punkt schnitten die Quereinsteiger sogar besser ab: im Bereich berufliche Selbstregulation. So sind Einsteiger besser in der Lage, mit ihren Ressourcen hauszuhalten und sich in schwierigen Situationen zurückzunehmen.