Christoph Heinemann: Die EU-Kommission gibt heute den Startschuss für den Aufbau einer gewaltigen europäischen Onlinebibliothek. Über sie sollen nicht nur Bücher und Dokumente, sondern auch Musik, Fotos, Karten, Gemälde und Filme per Internet abrufbar sein.
Wir bleiben bei Büchern. Heute ist nämlich bundesweiter Vorlesetag. Wir haben die zehn Jahre alte Esther gebeten, etwas vorzutragen.
Esther: "Oh, hätte ich ein Wurstebrot, mit ganz viel Wurst und wenig Brot. Oh, fände ich zu meinem Glück, ein Riesen großes Schinkenstück; das gäbe Saft, das gäbe Kraft. Da wär' ich bald nicht mehr mäuschenklein, da würd' ich bald groß wie ein Ochse sein."
Heinemann: Von Josef Guggenmos: "Was denkt die Maus am Donnerstag?". Esther liest prima. Viele Altersgenossinnen und vor allem -genossen, also die Jungs, lesen bei weitem nicht so flüssig. - Birgit Waberski ist Lesebuchredakteurin und Literaturwissenschaftlerin vom Bildungshaus Schulbuchverlage. Guten Tag!
Birgit Waberski: Schönen guten Tag!
Heinemann: Frau Waberski, Esther, haben wir gerade gehört, hat offenbar großen Spaß beim Lesen und beim Vorlesen. Ist es das, was vielen Kindern heute fehlt?
Waberski: Das weiß ich nicht, ob das bei vielen Kindern fehlt. Ich sehe da eher eine positive Entwicklung. Wenn wir uns angucken, was in den Jahren 2001 bis 2006 bei den internationalen Grundschulleseuntersuchungen herausgekommen ist, dann sehen wir doch, dass die Leselust ein bisschen gestiegen ist. Immerhin ist es so, dass über die Hälfte der Viertklässler auch noch in ihrer Freizeit zum Buch greifen.
Heinemann: Wer hat das geschafft und womit?
Waberski: Als Lehrbuchredakteurin würde ich sagen, daran haben maßgeblichen Anteil gute Lesebücher dran. Aber es ist natürlich so, dass sich so etwas vielschichtig zusammensetzt. Ein ganz, ganz wichtiger Faktor sind immer wieder die Elternhäuser, und dabei ist das Vorlesen - wir haben den bundesweiten Vorlesetag - einfach ein entscheidendes Kriterium.
Vorlesen, immer wieder Vorlesen, auch wenn Kinder schon lesen können, ist einfach ganz, ganz wichtig, denn wenn Kinder anfangen, Lesen zu lernen, haben sie oft schon einen viel höheren intellektuellen Anspruch an Literatur, als das, was sie dann wirklich letzten Endes zuerst entziffern können. Da ist es ganz wichtig, damit die Freude der Kinder am Lesen erhalten bleibt, dass man ihnen kontinuierlich weiter vorliest.
Heinemann: Bis zu welchem Alter?
Waberski: Mir wird immer noch gerne vorgelesen und ich höre immer noch gerne zu. Ich glaube, da sind überhaupt gar keine Grenzen gesetzt.
Heinemann: Und das ist übrigens ein klassisches Genre für das Radio übrigens.
Waberski: Genau!
Heinemann: Sie haben eben von den Lesebüchern gesprochen. Wie unterscheidet man ein gutes von einem schlechten Lesebuch?
Waberski: Ich glaube, dass heutzutage eigentlich alle Lesebücher, die auf dem bundesdeutschen Markt vorhanden sind, sehr gute Lesebücher sind. Der Anspruch an die Lesebücher ist sehr hoch geworden. Vor allen Dingen muss ein gutes Lesebuch die aktuelle Kinderliteratur repräsentieren. Es muss Leseangebote auf unterschiedlichen Niveau-Ebenen anbieten, das heißt, ob jetzt ein Kind schon relativ gut lesen kann, oder noch nicht so richtig gut lesen kann.
Jedes Kind muss halt Sachen finden dort, die es anregen, die es schon bewältigen kann. Dieses vielschichtige Angebot, das lösen eigentlich die Lesebücher heutzutage ziemlich flächendeckend ein.
Heinemann: Die aktuelle Kinderliteratur müsse darin sein. Können Sie Beispiele nennen?
Waberski: Wir haben jetzt "Die Maus am Donnerstag" gehört. Das ist jetzt eher etwas, was ich jetzt als Klassiker sehen würde. Wir haben die Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises. Da werden auch immer wieder die aktuellen Kinderbücher prämiert. So etwas findet sich in den Lesebüchern auch, Kirsten Boje, Isabell Abedi, Zoran Drvenkar. Es gibt einfach sehr, sehr, sehr viele.
Heinemann: Frau Waberski, das Bildungshaus Schulbuchverlage hat die Internet-Seite "Antolin" eingerichtet. Dort können Kinder Fragen zu Büchern beantworten, die sie gelesen haben, und dafür gibt es Punkte. Ich hoffe, ich habe es so richtig beschrieben. Welche Erfahrung haben Sie mit "Antolin" gemacht?
Waberski: Sehr, sehr gute Erfahrungen, vor allen Dingen auch gute Erfahrungen damit, dass sich beides positiv beeinflusst. Es ist nicht so, dass der Computer die Kinder wegbringt vom Lesen, sondern eben halt solche Leseförderprogramme wie "Antolin" sind dazu geeignet, Kinder auch zum Lesen hinzuführen.
Sie können zum einen bei "Antolin" Bücher finden, sie können Punkte sammeln, sie können Bücher bewerten, und dieses interessante Spiel mit den Quiz-Fragen, die es zu beantworten gilt, das ist für Kinder ein ganz, ganz großer Reiz. Unserer Erfahrung nach ist es so, dass Kinder durch "Antolin", durch Programme wie "Antolin" auch mehr Bücher lesen.
Heinemann: Das heißt, muss man das Buch mit dem Internet verbinden, damit die Lust zum Lesen steigt?
Waberski: Es ist eine Möglichkeit. Eine andere Möglichkeit ist zum Beispiel das klassische Vorlesen. Auch die Verfilmungen können einfach ein positiver Stimulant sein. Das geht auf mehreren Ebenen.
Heinemann: Und wie hält man die Grundschüler bei der Stange, also Grundschüler, die lesen und die auch gerne vorlesen? Wie hält man die bei der Stange, wenn sie in die weiterführenden Schulen kommen?
Waberski: Durch weiter gute Leseangebote, die dann eben halt hoffentlich auch von den weiterführenden Schulen gemacht werden. Aber ich glaube, vor allen Dingen der Einstieg in der Grundschule ist entscheidend, denn wenn ein Kind zehn Jahre ist, dann kann es schon auf eine gewisse Lesebiografie zurückgreifen und es ist ihm auch schon bewusst, dass es einen großen Schatz an Büchern gibt, auf die es zugreifen kann und wovon es auswählen kann. Ein Kind ganz am Anfang der Grundschulzeit weiß das noch nicht. Und da ist es besonders wichtig, einem Kind diesen Reichtum allererst zu eröffnen.
Heinemann: Frau Waberski, ich erinnere mich an ein Interview mit dem Verleger Klaus Wagenbach vor vielen Jahren. Ich kann es nicht mehr genau beziffern. Er hat in diesem Gespräch gesagt, Deutschlehrer müssten vorlesen und diesen ganzen interpretativen Teil hinten anstellen. Vor allen Dingen ist Deutschunterricht ein Forum, wo man Literatur vorträgt und wo man vorliest. Hat er Recht?
Waberski: Ohne weiteres, ja!
Heinemann: Das heißt, da läuft einiges schief in den Schulen?
Waberski: Ich weiß nicht, ob es schief läuft in den Schulen. Es wird ja auch vorgelesen in den Schulen. Es wird auch an den Grundschulen vorgelesen. Es wird ja auch immer sehr, sehr schnell viel gescholten. Wir haben auch einen großen Unterschied - das muss man auch sagen - zwischen Grundschulen und weiterführenden Schulen. In den Grundschulen, etwa bei der Grundschulleseuntersuchung, haben die Kinder sehr, sehr gut abgeschnitten, die deutschen Kinder. Das sieht bei Pisa dann wieder ein bisschen anders aus.
Ich glaube nicht, dass man da pauschal sagen kann, da läuft etwas nicht richtig. Wir müssen sehen, dass sich da auch viel einfach zum Positiven verändert hat. Es gibt viel mehr Bücherangebote, es gibt viel mehr Ausstattungen mit Klassenbibliotheken, Schulbüchereien, übrigens auch mit Computern in Klassenräumen und es gibt, glaube ich, auch ein sehr großes oder gewachsenes Bewusstsein dafür, dass man Leseförderung sehr früh in den Schulen verankern muss, zum Beispiel mit Vorlesewettbewerben oder Lesenächten oder ganz viel Lesereisen. Da werden Plakate gemacht zu Büchern, da wird von den Kindern produktiv irgendetwas zu Kinderliteratur erstellt und ausgestellt. Ich glaube, da passiert sehr viel.
Heinemann: Zurück zur Esther. Die stammt hörbar nicht aus einem bildungsfernen Haushalt. Wie bewegt man Kinder - und Sie haben das eben schon mal angesprochen - aus Familien, in denen Bücher keine Rolle spielen, zum Lesen? Gibt es dafür ein Bewusstsein, auch bei den Schulbuch-Verlagen zum Beispiel?
Waberski: Ja. Das ist eine große Aufgabe von uns. Denn Sie haben Recht: Das ist einfach ein Problem nach wie vor und das ist etwas, was auch in den jüngeren Untersuchungen herausgekommen ist. Kinder aus bildungsferneren Familien oder aus leseferneren Familien, Familien, die keine Bücher haben, wo nicht vorgelesen wird, haben es wesentlich schwerer, den Weg zur Literatur zu finden. Da sehe ich wieder dieses positive Einsetzen von zum Beispiel Lesebüchern in den Grundschulen, denn die stehen allen Kindern zur Verfügung - und da kann halt Leseförderung trotzdem passieren.
Heinemann: Also eigentlich müsste es heißen, was denkt die Maus von Montag bis Sonntag. Das heißt, jeder Tag sollte ein Vorlesetag sein.
Waberski: Absolut!
Heinemann: Birgit Waberski, Lesebuchredakteurin vom Bildungshaus Schulbuchverlage. Danke schön für das Gespräch und auf Wiederhören.
Waberski: Ich bedanke mich. Auf Wiederhören!
Wir bleiben bei Büchern. Heute ist nämlich bundesweiter Vorlesetag. Wir haben die zehn Jahre alte Esther gebeten, etwas vorzutragen.
Esther: "Oh, hätte ich ein Wurstebrot, mit ganz viel Wurst und wenig Brot. Oh, fände ich zu meinem Glück, ein Riesen großes Schinkenstück; das gäbe Saft, das gäbe Kraft. Da wär' ich bald nicht mehr mäuschenklein, da würd' ich bald groß wie ein Ochse sein."
Heinemann: Von Josef Guggenmos: "Was denkt die Maus am Donnerstag?". Esther liest prima. Viele Altersgenossinnen und vor allem -genossen, also die Jungs, lesen bei weitem nicht so flüssig. - Birgit Waberski ist Lesebuchredakteurin und Literaturwissenschaftlerin vom Bildungshaus Schulbuchverlage. Guten Tag!
Birgit Waberski: Schönen guten Tag!
Heinemann: Frau Waberski, Esther, haben wir gerade gehört, hat offenbar großen Spaß beim Lesen und beim Vorlesen. Ist es das, was vielen Kindern heute fehlt?
Waberski: Das weiß ich nicht, ob das bei vielen Kindern fehlt. Ich sehe da eher eine positive Entwicklung. Wenn wir uns angucken, was in den Jahren 2001 bis 2006 bei den internationalen Grundschulleseuntersuchungen herausgekommen ist, dann sehen wir doch, dass die Leselust ein bisschen gestiegen ist. Immerhin ist es so, dass über die Hälfte der Viertklässler auch noch in ihrer Freizeit zum Buch greifen.
Heinemann: Wer hat das geschafft und womit?
Waberski: Als Lehrbuchredakteurin würde ich sagen, daran haben maßgeblichen Anteil gute Lesebücher dran. Aber es ist natürlich so, dass sich so etwas vielschichtig zusammensetzt. Ein ganz, ganz wichtiger Faktor sind immer wieder die Elternhäuser, und dabei ist das Vorlesen - wir haben den bundesweiten Vorlesetag - einfach ein entscheidendes Kriterium.
Vorlesen, immer wieder Vorlesen, auch wenn Kinder schon lesen können, ist einfach ganz, ganz wichtig, denn wenn Kinder anfangen, Lesen zu lernen, haben sie oft schon einen viel höheren intellektuellen Anspruch an Literatur, als das, was sie dann wirklich letzten Endes zuerst entziffern können. Da ist es ganz wichtig, damit die Freude der Kinder am Lesen erhalten bleibt, dass man ihnen kontinuierlich weiter vorliest.
Heinemann: Bis zu welchem Alter?
Waberski: Mir wird immer noch gerne vorgelesen und ich höre immer noch gerne zu. Ich glaube, da sind überhaupt gar keine Grenzen gesetzt.
Heinemann: Und das ist übrigens ein klassisches Genre für das Radio übrigens.
Waberski: Genau!
Heinemann: Sie haben eben von den Lesebüchern gesprochen. Wie unterscheidet man ein gutes von einem schlechten Lesebuch?
Waberski: Ich glaube, dass heutzutage eigentlich alle Lesebücher, die auf dem bundesdeutschen Markt vorhanden sind, sehr gute Lesebücher sind. Der Anspruch an die Lesebücher ist sehr hoch geworden. Vor allen Dingen muss ein gutes Lesebuch die aktuelle Kinderliteratur repräsentieren. Es muss Leseangebote auf unterschiedlichen Niveau-Ebenen anbieten, das heißt, ob jetzt ein Kind schon relativ gut lesen kann, oder noch nicht so richtig gut lesen kann.
Jedes Kind muss halt Sachen finden dort, die es anregen, die es schon bewältigen kann. Dieses vielschichtige Angebot, das lösen eigentlich die Lesebücher heutzutage ziemlich flächendeckend ein.
Heinemann: Die aktuelle Kinderliteratur müsse darin sein. Können Sie Beispiele nennen?
Waberski: Wir haben jetzt "Die Maus am Donnerstag" gehört. Das ist jetzt eher etwas, was ich jetzt als Klassiker sehen würde. Wir haben die Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises. Da werden auch immer wieder die aktuellen Kinderbücher prämiert. So etwas findet sich in den Lesebüchern auch, Kirsten Boje, Isabell Abedi, Zoran Drvenkar. Es gibt einfach sehr, sehr, sehr viele.
Heinemann: Frau Waberski, das Bildungshaus Schulbuchverlage hat die Internet-Seite "Antolin" eingerichtet. Dort können Kinder Fragen zu Büchern beantworten, die sie gelesen haben, und dafür gibt es Punkte. Ich hoffe, ich habe es so richtig beschrieben. Welche Erfahrung haben Sie mit "Antolin" gemacht?
Waberski: Sehr, sehr gute Erfahrungen, vor allen Dingen auch gute Erfahrungen damit, dass sich beides positiv beeinflusst. Es ist nicht so, dass der Computer die Kinder wegbringt vom Lesen, sondern eben halt solche Leseförderprogramme wie "Antolin" sind dazu geeignet, Kinder auch zum Lesen hinzuführen.
Sie können zum einen bei "Antolin" Bücher finden, sie können Punkte sammeln, sie können Bücher bewerten, und dieses interessante Spiel mit den Quiz-Fragen, die es zu beantworten gilt, das ist für Kinder ein ganz, ganz großer Reiz. Unserer Erfahrung nach ist es so, dass Kinder durch "Antolin", durch Programme wie "Antolin" auch mehr Bücher lesen.
Heinemann: Das heißt, muss man das Buch mit dem Internet verbinden, damit die Lust zum Lesen steigt?
Waberski: Es ist eine Möglichkeit. Eine andere Möglichkeit ist zum Beispiel das klassische Vorlesen. Auch die Verfilmungen können einfach ein positiver Stimulant sein. Das geht auf mehreren Ebenen.
Heinemann: Und wie hält man die Grundschüler bei der Stange, also Grundschüler, die lesen und die auch gerne vorlesen? Wie hält man die bei der Stange, wenn sie in die weiterführenden Schulen kommen?
Waberski: Durch weiter gute Leseangebote, die dann eben halt hoffentlich auch von den weiterführenden Schulen gemacht werden. Aber ich glaube, vor allen Dingen der Einstieg in der Grundschule ist entscheidend, denn wenn ein Kind zehn Jahre ist, dann kann es schon auf eine gewisse Lesebiografie zurückgreifen und es ist ihm auch schon bewusst, dass es einen großen Schatz an Büchern gibt, auf die es zugreifen kann und wovon es auswählen kann. Ein Kind ganz am Anfang der Grundschulzeit weiß das noch nicht. Und da ist es besonders wichtig, einem Kind diesen Reichtum allererst zu eröffnen.
Heinemann: Frau Waberski, ich erinnere mich an ein Interview mit dem Verleger Klaus Wagenbach vor vielen Jahren. Ich kann es nicht mehr genau beziffern. Er hat in diesem Gespräch gesagt, Deutschlehrer müssten vorlesen und diesen ganzen interpretativen Teil hinten anstellen. Vor allen Dingen ist Deutschunterricht ein Forum, wo man Literatur vorträgt und wo man vorliest. Hat er Recht?
Waberski: Ohne weiteres, ja!
Heinemann: Das heißt, da läuft einiges schief in den Schulen?
Waberski: Ich weiß nicht, ob es schief läuft in den Schulen. Es wird ja auch vorgelesen in den Schulen. Es wird auch an den Grundschulen vorgelesen. Es wird ja auch immer sehr, sehr schnell viel gescholten. Wir haben auch einen großen Unterschied - das muss man auch sagen - zwischen Grundschulen und weiterführenden Schulen. In den Grundschulen, etwa bei der Grundschulleseuntersuchung, haben die Kinder sehr, sehr gut abgeschnitten, die deutschen Kinder. Das sieht bei Pisa dann wieder ein bisschen anders aus.
Ich glaube nicht, dass man da pauschal sagen kann, da läuft etwas nicht richtig. Wir müssen sehen, dass sich da auch viel einfach zum Positiven verändert hat. Es gibt viel mehr Bücherangebote, es gibt viel mehr Ausstattungen mit Klassenbibliotheken, Schulbüchereien, übrigens auch mit Computern in Klassenräumen und es gibt, glaube ich, auch ein sehr großes oder gewachsenes Bewusstsein dafür, dass man Leseförderung sehr früh in den Schulen verankern muss, zum Beispiel mit Vorlesewettbewerben oder Lesenächten oder ganz viel Lesereisen. Da werden Plakate gemacht zu Büchern, da wird von den Kindern produktiv irgendetwas zu Kinderliteratur erstellt und ausgestellt. Ich glaube, da passiert sehr viel.
Heinemann: Zurück zur Esther. Die stammt hörbar nicht aus einem bildungsfernen Haushalt. Wie bewegt man Kinder - und Sie haben das eben schon mal angesprochen - aus Familien, in denen Bücher keine Rolle spielen, zum Lesen? Gibt es dafür ein Bewusstsein, auch bei den Schulbuch-Verlagen zum Beispiel?
Waberski: Ja. Das ist eine große Aufgabe von uns. Denn Sie haben Recht: Das ist einfach ein Problem nach wie vor und das ist etwas, was auch in den jüngeren Untersuchungen herausgekommen ist. Kinder aus bildungsferneren Familien oder aus leseferneren Familien, Familien, die keine Bücher haben, wo nicht vorgelesen wird, haben es wesentlich schwerer, den Weg zur Literatur zu finden. Da sehe ich wieder dieses positive Einsetzen von zum Beispiel Lesebüchern in den Grundschulen, denn die stehen allen Kindern zur Verfügung - und da kann halt Leseförderung trotzdem passieren.
Heinemann: Also eigentlich müsste es heißen, was denkt die Maus von Montag bis Sonntag. Das heißt, jeder Tag sollte ein Vorlesetag sein.
Waberski: Absolut!
Heinemann: Birgit Waberski, Lesebuchredakteurin vom Bildungshaus Schulbuchverlage. Danke schön für das Gespräch und auf Wiederhören.
Waberski: Ich bedanke mich. Auf Wiederhören!