Tobias Armbrüster: Deutschland ist mitten im Sommer angekommen. Auch heute dürften die Temperaturen bei uns wieder um die 30 Grad oder sogar deutlich darüber liegen. Das beschert allerdings nicht nur den Freibädern eine Menge Besucher; viele gehen einfach dahin, wo es nichts kostet: zum Beispiel an Seen oder Flussufer. In den letzten Tagen hat die Polizei in Deutschland allerdings zahlreiche Badeunfälle gemeldet. Zwölf Menschen sind beim Schwimmen zwischen Ostsee und Bodensee ums Leben gekommen.
Bei mir im Studio ist jetzt Michael Grohe, Pressesprecher des Landesverbandes Nordrhein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Das ist die Organisation, die unter anderem Bademeister in ganz Deutschland ausbildet. Schönen guten Morgen, Herr Grohe.
Michael Grohe: Schönen guten Morgen, Herr Armbrüster.
Armbrüster: Herr Grohe, schwimmen gehen im Rhein, können Sie das empfehlen?
Grohe: Nein, das können wir definitiv nicht empfehlen. Wir raten dringend davon ab, im Rhein schwimmen zu gehen. Wir haben es im Beitrag gehört, dass offensichtlich bei dem einen oder anderen die Erkenntnis auch schon da ist, dass das keine gute Idee ist. Das hat nicht so sehr was mit den Betriebsstoffen oder Schmierölen oder was da möglicherweise an Verschmutzung im Rhein drin ist zu tun, sondern das ist wirklich ein strömendes Gewässer und das ist unberechenbar und da sollte man tunlichst draußen bleiben.
Armbrüster: Da sollte man also auch nicht nur mit den Füßen reingehen oder bis zu den Oberschenkeln?
Grohe: Na ja, das Problem ist gerade bei Kindern: wenn die dann mit den Füßen oder mit den Oberschenkeln reingehen, dann wollen sie halt auch weiter rein. Außerdem ist das Problem, dass das Wasser dann durch diese Berufsschifffahrt, die da vorbeifährt, unterschiedliche Stände hat. Dann laufen die Kinder dem Wasser hinterher und dann stehen sie nämlich plötzlich nicht mehr nur bis zu den Füßen im Wasser, sondern plötzlich bis zur Brust, und dann kann das schon gefährlich werden.
Armbrüster: Gilt das nur für den Rhein, oder auch für andere Flüsse in Deutschland?
Grohe: Na ja, das gilt grundsätzlich für alle Flüsse. Der Rhein hat da natürlich eine Sonderstellung, weil das die nach meiner Kenntnis am meisten befahrene Wasserstraße in Deutschland ist oder mit zu den meist befahrenen in Europa gehört. Das ist internationaler Schiffsverkehr, da werden Waren transportiert. Das ist im Grunde genommen eine Autobahn, und auf eine klassische Autobahn, wo Autos fahren, da geht man auch nicht zum spielen hin und da schickt man seine Kinder auch nicht auf den Standstreifen zum spielen. Das wäre jetzt vergleichbar mit den Buhnenbereichen, die hier auch immer angesprochen werden.
Armbrüster: Wie gefährlich sind denn die Strömungen, die da zustande kommen im Wasser?
Grohe: Na ja, man kann sich das einfach an folgendem Beispiel deutlich machen. Wir haben das mal ausgerechnet. Die Strömung ist so stark, je nachdem wie der Wasserstand ist, aber normalerweise so stark, dass ein Olympiateilnehmer in einem 100-Meter-Finale, egal ob Kraul oder Brust, keine Chance hätte, gegen diese Strömung anzuschwimmen. Das macht einem vielleicht so ein bisschen deutlich, wie schnell man dann auch abgetrieben wird, wenn man plötzlich in diese Strömung hineingerät. Und das Gefährliche an den Buhnen ist, dass man den Übergang zwischen dem eher seichten Wasser, was dann in dem Buhnenbereich ist, …
Armbrüster: Buhnen – das müssen Sie kurz erklären.
Grohe: Buhnen – das sind diese Bereiche, wo diese Steinwälle in den Fluss hineinragen, die sogenannten Kribben, und dieser Bereich dazwischen, der sieht so trügerisch ruhig aus und man meint, man könnte da unbeschadet ins Wasser gehen und planschen. Dann gibt es einen Übergang, der dann zu dem eigentlichen Fahrwasser ist, wo die Strömung dann zugreift, und diesen Übergang kann man nicht erkennen. Das kann man nicht sehen, wo dann plötzlich die Strömung zupackt, und je nach Wasserstand ist der auch unterschiedlich und je nachdem, wie viel Schiffsverkehr da ist und äußere Bedingungen, das kann man überhaupt nicht abschätzen. Deswegen sollte man das tunlichst vermeiden, da überhaupt ins Wasser zu gehen.
Armbrüster: Herr Grohe, wir haben jetzt in den letzten Tagen von jeder Menge Badeunfälle gehört. Zwölf Menschen sind ums Leben gekommen, wurden tot aus dem Wasser gezogen, entweder in Flüssen oder auch in Badeseen, in Baggerseen. Sind die Leute einfach zu waghalsig im Sommer?
Grohe: Ja man muss natürlich ein bisschen berücksichtigen, dass wir in diesem Jahr jetzt eine relativ lange Zeit hatten, wo es schlechtes Wetter war, wo man nicht rausgehen konnte an die Badeseen und an die Flüsse, und die Leute natürlich jetzt besonders heiß darauf sind, schwimmen zu gehen. Deswegen fällt das im Moment wahrscheinlich in der öffentlichen Wahrnehmung auch sehr stark auf, dass das so geballt auftritt. In der Regel haben wir da mit Selbstüberschätzung zu tun: Leute können ihre Kräfte nicht richtig einschätzen, gehen in Gewässer, die nicht dafür geeignet sind, und deswegen beobachten wir so eine große Zahl an Unfällen im Moment.
Armbrüster: Was machen die Leute konkret falsch?
Grohe: Meistens ist es tatsächlich so, dass man eine Situation nicht richtig einschätzt, wie zum Beispiel bei so einem strömenden Gewässer, und sich einfach da rein begibt, ohne darüber nachzudenken, dass das gefährlich ist. An Badeseen haben wir oft die Situation, dass die Leute stundenlang in der Sonne liegen und dann, so aufgeheizt, wie sie sind, mit Anlauf ins Wasser springen, und das macht der Kreislauf einfach nicht mit. Jeder, der schon mal beispielsweise in einer Sauna gewesen ist, anschließend in so ein Tauchbecken gesprungen ist, der kann das einschätzen, was dem Kreislauf dann zugemutet wird, wenn man von ganz heiß plötzlich auf ganz kalt kommt, weil man muss sich ja auch überlegen, dass die Wasserschichten unterschiedlich temperiert sind. Oben haben wir vielleicht 20 Grad Wassertemperatur und in zwei Metern Tiefe – und da springt man ganz schnell rein – haben wir plötzlich nur noch zehn oder zwölf Grad. Und was das mit dem Kreislauf macht, das kann man sich leicht ausrechnen. Und viele Unfälle passieren genau deswegen, weil die Leute Kreislaufprobleme kriegen. Oder, weil sie sich überschätzen, zu weit rausschwimmen und sie dann plötzlich einfach die Kräfte verlassen.
Armbrüster: Wir haben jetzt auch in den letzten Tagen immer wieder die Theorie gehört, dass viele Kinder einfach gar nicht mehr richtig schwimmen lernen. Können Sie das bestätigen?
Grohe: Ja das kommt natürlich dazu. Das macht die Situation nicht leichter, denn im Bereich der Schwimmausbildung beobachten wir zunehmend, dass das schwieriger wird, weil Schwimmbäder geschlossen werden, weil Bäder, die man für Ausbildungszwecke verwenden möchte, in Spaßbäder umgewandelt werden, wo dann eine richtige Schwimmausbildung auch schwierig wird. Das ist eine Situation, die uns Sorge macht, ja, und wir beobachten, dass 40 bis 45 Prozent der Grundschulkinder die Schule verlassen, ohne sicher schwimmen zu können, obwohl das auf dem Lehrplan steht, dass der Schwimmunterricht erteilt werden soll. Aber ohne Bäder keine Schwimmausbildung.
Armbrüster: Und die springen dann möglicherweise ins Wasser und können sich dort gar nicht richtig bewegen?
Grohe: Die springen dann möglicherweise ins Wasser, weil sie das vielleicht draußen lernen wollen, können es aber nicht richtig. Dann ist es häufig so, dass auch Eltern da zu weit weg sind und nicht eingreifen können, und dann wird es für die Kinder möglicherweise ganz schnell gefährlich.
Armbrüster: Was ist denn der Standpunkt der DLRG? Sollte man überhaupt irgendwo ins Wasser springen, wo kein Bademeister, keine Schwimmaufsicht zu sehen ist?
Grohe: Wir empfehlen dringend, nur an bewachten Badestellen ins Wasser zu gehen. Das heißt: alle öffentlichen Schwimmbäder zählen dazu, alle Stellen, wo irgendeine Aufsicht an Badeseen gewährleistet ist, sei es, dass die DLRG mit einer Wachstation vor Ort ist, sei es, dass es einen privaten Betreiber gibt, der vielleicht Eintritt verlangt, dann stellt der in der Regel auch eine Aufsicht. Aber alle unbeobachteten und unbewachten Badestellen, die sind potenziell noch ein Stück gefährlicher als die anderen, und gerade wenn man möglicherweise irgendwo halb oder ganz illegal über einen Zaun klettert und in so ein Baggerloch reinspringt, vielleicht auch noch alleine ist, dann begibt man sich in derartig große Gefahren, da können wir nur dringend von abraten.
Armbrüster: Wenn man es nun trotzdem machen will – es gibt diese Seen überall in Deutschland und ich glaube, es wäre vermessen zu sagen, man könnte die Leute irgendwie davon abhalten -, wenn man es nun macht und geht in einen Baggersee oder vielleicht auch in einen kleinen Fluss, was würden Sie sagen, worauf sollte man achten?
Grohe: Da kommen natürlich die klassischen Baderegeln zum Tragen, dass man, bevor man ins Wasser geht, sich abkühlt, sich langsam ans Wasser gewöhnt, um die eben angesprochenen Kreislaufprobleme nach Möglichkeit nicht zu haben. Man springt nicht in unbekanntes Gewässer einfach hinein, da gibt es viel zu viele Verletzungsgefahren. Man hält sich nach Möglichkeit von irgendwelchen Bauwerken, Booten, ähnlichen Dingen aus dem Wasser fern. Man versucht, auf andere zu achten. Das, was die Kinder in der Schwimmausbildung als Baderegeln lernen, das sollte man auf jeden Fall an der Stelle beachten.
Armbrüster: Michael Grohe vom Landesverband Nordrhein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Besten Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, heute Morgen hier mit uns zu sprechen im Deutschlandfunk.
Grohe: Schönen Dank, dass ich hier sein durfte.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Bei mir im Studio ist jetzt Michael Grohe, Pressesprecher des Landesverbandes Nordrhein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Das ist die Organisation, die unter anderem Bademeister in ganz Deutschland ausbildet. Schönen guten Morgen, Herr Grohe.
Michael Grohe: Schönen guten Morgen, Herr Armbrüster.
Armbrüster: Herr Grohe, schwimmen gehen im Rhein, können Sie das empfehlen?
Grohe: Nein, das können wir definitiv nicht empfehlen. Wir raten dringend davon ab, im Rhein schwimmen zu gehen. Wir haben es im Beitrag gehört, dass offensichtlich bei dem einen oder anderen die Erkenntnis auch schon da ist, dass das keine gute Idee ist. Das hat nicht so sehr was mit den Betriebsstoffen oder Schmierölen oder was da möglicherweise an Verschmutzung im Rhein drin ist zu tun, sondern das ist wirklich ein strömendes Gewässer und das ist unberechenbar und da sollte man tunlichst draußen bleiben.
Armbrüster: Da sollte man also auch nicht nur mit den Füßen reingehen oder bis zu den Oberschenkeln?
Grohe: Na ja, das Problem ist gerade bei Kindern: wenn die dann mit den Füßen oder mit den Oberschenkeln reingehen, dann wollen sie halt auch weiter rein. Außerdem ist das Problem, dass das Wasser dann durch diese Berufsschifffahrt, die da vorbeifährt, unterschiedliche Stände hat. Dann laufen die Kinder dem Wasser hinterher und dann stehen sie nämlich plötzlich nicht mehr nur bis zu den Füßen im Wasser, sondern plötzlich bis zur Brust, und dann kann das schon gefährlich werden.
Armbrüster: Gilt das nur für den Rhein, oder auch für andere Flüsse in Deutschland?
Grohe: Na ja, das gilt grundsätzlich für alle Flüsse. Der Rhein hat da natürlich eine Sonderstellung, weil das die nach meiner Kenntnis am meisten befahrene Wasserstraße in Deutschland ist oder mit zu den meist befahrenen in Europa gehört. Das ist internationaler Schiffsverkehr, da werden Waren transportiert. Das ist im Grunde genommen eine Autobahn, und auf eine klassische Autobahn, wo Autos fahren, da geht man auch nicht zum spielen hin und da schickt man seine Kinder auch nicht auf den Standstreifen zum spielen. Das wäre jetzt vergleichbar mit den Buhnenbereichen, die hier auch immer angesprochen werden.
Armbrüster: Wie gefährlich sind denn die Strömungen, die da zustande kommen im Wasser?
Grohe: Na ja, man kann sich das einfach an folgendem Beispiel deutlich machen. Wir haben das mal ausgerechnet. Die Strömung ist so stark, je nachdem wie der Wasserstand ist, aber normalerweise so stark, dass ein Olympiateilnehmer in einem 100-Meter-Finale, egal ob Kraul oder Brust, keine Chance hätte, gegen diese Strömung anzuschwimmen. Das macht einem vielleicht so ein bisschen deutlich, wie schnell man dann auch abgetrieben wird, wenn man plötzlich in diese Strömung hineingerät. Und das Gefährliche an den Buhnen ist, dass man den Übergang zwischen dem eher seichten Wasser, was dann in dem Buhnenbereich ist, …
Armbrüster: Buhnen – das müssen Sie kurz erklären.
Grohe: Buhnen – das sind diese Bereiche, wo diese Steinwälle in den Fluss hineinragen, die sogenannten Kribben, und dieser Bereich dazwischen, der sieht so trügerisch ruhig aus und man meint, man könnte da unbeschadet ins Wasser gehen und planschen. Dann gibt es einen Übergang, der dann zu dem eigentlichen Fahrwasser ist, wo die Strömung dann zugreift, und diesen Übergang kann man nicht erkennen. Das kann man nicht sehen, wo dann plötzlich die Strömung zupackt, und je nach Wasserstand ist der auch unterschiedlich und je nachdem, wie viel Schiffsverkehr da ist und äußere Bedingungen, das kann man überhaupt nicht abschätzen. Deswegen sollte man das tunlichst vermeiden, da überhaupt ins Wasser zu gehen.
Armbrüster: Herr Grohe, wir haben jetzt in den letzten Tagen von jeder Menge Badeunfälle gehört. Zwölf Menschen sind ums Leben gekommen, wurden tot aus dem Wasser gezogen, entweder in Flüssen oder auch in Badeseen, in Baggerseen. Sind die Leute einfach zu waghalsig im Sommer?
Grohe: Ja man muss natürlich ein bisschen berücksichtigen, dass wir in diesem Jahr jetzt eine relativ lange Zeit hatten, wo es schlechtes Wetter war, wo man nicht rausgehen konnte an die Badeseen und an die Flüsse, und die Leute natürlich jetzt besonders heiß darauf sind, schwimmen zu gehen. Deswegen fällt das im Moment wahrscheinlich in der öffentlichen Wahrnehmung auch sehr stark auf, dass das so geballt auftritt. In der Regel haben wir da mit Selbstüberschätzung zu tun: Leute können ihre Kräfte nicht richtig einschätzen, gehen in Gewässer, die nicht dafür geeignet sind, und deswegen beobachten wir so eine große Zahl an Unfällen im Moment.
Armbrüster: Was machen die Leute konkret falsch?
Grohe: Meistens ist es tatsächlich so, dass man eine Situation nicht richtig einschätzt, wie zum Beispiel bei so einem strömenden Gewässer, und sich einfach da rein begibt, ohne darüber nachzudenken, dass das gefährlich ist. An Badeseen haben wir oft die Situation, dass die Leute stundenlang in der Sonne liegen und dann, so aufgeheizt, wie sie sind, mit Anlauf ins Wasser springen, und das macht der Kreislauf einfach nicht mit. Jeder, der schon mal beispielsweise in einer Sauna gewesen ist, anschließend in so ein Tauchbecken gesprungen ist, der kann das einschätzen, was dem Kreislauf dann zugemutet wird, wenn man von ganz heiß plötzlich auf ganz kalt kommt, weil man muss sich ja auch überlegen, dass die Wasserschichten unterschiedlich temperiert sind. Oben haben wir vielleicht 20 Grad Wassertemperatur und in zwei Metern Tiefe – und da springt man ganz schnell rein – haben wir plötzlich nur noch zehn oder zwölf Grad. Und was das mit dem Kreislauf macht, das kann man sich leicht ausrechnen. Und viele Unfälle passieren genau deswegen, weil die Leute Kreislaufprobleme kriegen. Oder, weil sie sich überschätzen, zu weit rausschwimmen und sie dann plötzlich einfach die Kräfte verlassen.
Armbrüster: Wir haben jetzt auch in den letzten Tagen immer wieder die Theorie gehört, dass viele Kinder einfach gar nicht mehr richtig schwimmen lernen. Können Sie das bestätigen?
Grohe: Ja das kommt natürlich dazu. Das macht die Situation nicht leichter, denn im Bereich der Schwimmausbildung beobachten wir zunehmend, dass das schwieriger wird, weil Schwimmbäder geschlossen werden, weil Bäder, die man für Ausbildungszwecke verwenden möchte, in Spaßbäder umgewandelt werden, wo dann eine richtige Schwimmausbildung auch schwierig wird. Das ist eine Situation, die uns Sorge macht, ja, und wir beobachten, dass 40 bis 45 Prozent der Grundschulkinder die Schule verlassen, ohne sicher schwimmen zu können, obwohl das auf dem Lehrplan steht, dass der Schwimmunterricht erteilt werden soll. Aber ohne Bäder keine Schwimmausbildung.
Armbrüster: Und die springen dann möglicherweise ins Wasser und können sich dort gar nicht richtig bewegen?
Grohe: Die springen dann möglicherweise ins Wasser, weil sie das vielleicht draußen lernen wollen, können es aber nicht richtig. Dann ist es häufig so, dass auch Eltern da zu weit weg sind und nicht eingreifen können, und dann wird es für die Kinder möglicherweise ganz schnell gefährlich.
Armbrüster: Was ist denn der Standpunkt der DLRG? Sollte man überhaupt irgendwo ins Wasser springen, wo kein Bademeister, keine Schwimmaufsicht zu sehen ist?
Grohe: Wir empfehlen dringend, nur an bewachten Badestellen ins Wasser zu gehen. Das heißt: alle öffentlichen Schwimmbäder zählen dazu, alle Stellen, wo irgendeine Aufsicht an Badeseen gewährleistet ist, sei es, dass die DLRG mit einer Wachstation vor Ort ist, sei es, dass es einen privaten Betreiber gibt, der vielleicht Eintritt verlangt, dann stellt der in der Regel auch eine Aufsicht. Aber alle unbeobachteten und unbewachten Badestellen, die sind potenziell noch ein Stück gefährlicher als die anderen, und gerade wenn man möglicherweise irgendwo halb oder ganz illegal über einen Zaun klettert und in so ein Baggerloch reinspringt, vielleicht auch noch alleine ist, dann begibt man sich in derartig große Gefahren, da können wir nur dringend von abraten.
Armbrüster: Wenn man es nun trotzdem machen will – es gibt diese Seen überall in Deutschland und ich glaube, es wäre vermessen zu sagen, man könnte die Leute irgendwie davon abhalten -, wenn man es nun macht und geht in einen Baggersee oder vielleicht auch in einen kleinen Fluss, was würden Sie sagen, worauf sollte man achten?
Grohe: Da kommen natürlich die klassischen Baderegeln zum Tragen, dass man, bevor man ins Wasser geht, sich abkühlt, sich langsam ans Wasser gewöhnt, um die eben angesprochenen Kreislaufprobleme nach Möglichkeit nicht zu haben. Man springt nicht in unbekanntes Gewässer einfach hinein, da gibt es viel zu viele Verletzungsgefahren. Man hält sich nach Möglichkeit von irgendwelchen Bauwerken, Booten, ähnlichen Dingen aus dem Wasser fern. Man versucht, auf andere zu achten. Das, was die Kinder in der Schwimmausbildung als Baderegeln lernen, das sollte man auf jeden Fall an der Stelle beachten.
Armbrüster: Michael Grohe vom Landesverband Nordrhein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Besten Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, heute Morgen hier mit uns zu sprechen im Deutschlandfunk.
Grohe: Schönen Dank, dass ich hier sein durfte.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.