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Lieblingswort: geil

Derzeit wetteifern 90 Jugendliche aus 46 Ländern und fünf Kontinenten in Hamburg um den Sieg bei der Internationalen Deutscholympiade. In heimischen Vorentscheidungen haben sich die 16- bis 19-Jährigen für die Teilnahme qualifiziert. Jasper Barenberg hat mit drei Teilnehmern über ihre Erfahrungen mit der deutschen Sprache, der Kultur und ihre Erlebnisse in Deutschland gesprochen.

Vlad Stefan, Linda Aghekyan und Piano im Gespräch mit Jasper Barenberg | 22.07.2010
    Jasper Barenberg: Warum deutsch lernen, darüber habe ich mit Vlad Stefan aus Rumänien, mit Linda Aghekyan aus Armenien und mit einer Schülerin aus Thailand, die Piano genannt werden möchte. Warum, das habe ich die 17-Jährige natürlich als Erstes gefragt:

    Piano: Ja, das ist mein Rufname. Meine Mutter hat mir das, also den Namen gegeben.

    Barenberg: Und warum Piano?

    Piano: Weil, also, der hat im Fernsehen gesehen ein Mädchen, und sie heißt Piano, und sie sieht total süß aus. Deswegen hat sie mir den Namen gegeben.

    Barenberg: Also Piano, was hast du heute in Hamburg erlebt?

    Piano: Also, heute bin ich um sieben so aufgestanden, und dann haben wir - also wir waren heute in der Schule, wir sollen Aufgaben machen, also wir sollen einen Artikel schreiben, und dann bin ich in die Stadt gegangen und habe ein paar Leute gefragt nach einem Fest.

    Barenberg: Und waren die nett?

    Piano: Ja, also sie haben jede Frage beantwortet.

    Barenberg: Hast du auch so was gemacht, Vlad, heute?

    Vlad Stefan: Nein, also ich bin im Computerraum gesessen und dort meine Wandzeitung gemacht, also noch nicht fertig gemacht, aber angefangen.

    Barenberg: Die Wandzeitung, das ist das Projekt, was ihr alle zusammen auch macht?

    Vlad: Ja.

    Barenberg: Und damit hast du heute angefangen?

    Vlad: Ja, damit habe ich heute angefangen, und ich habe angefangen mit Internetrecherche.

    Barenberg: Und was hast du dir für diese Wandzeitung vorgenommen?

    Vlad: Also mein Thema ist Umwelt. Und der Titel meiner Wandzeitung ist "Hamburger Hafen, ein Tor zur Welt". Und ich habe angefangen über – also, ich habe zuerst Fotos heruntergeladen aus dem Internet mit dem Hafen, aus Hamburg und so weiter und so fort. Und nachher habe ich noch ein bisschen recherchiert über die Geschichte des Hafens.

    Barenberg: Linda, was hast du heute gemacht? Gibt es schon irgendwas, was dir besonders gut gefallen hat oder etwas, was dir gar nicht gefallen hat?

    Linda Aghekyan: Och nee, mir hat der Spaziergang im Stadtpark sehr gut gefallen. Also, ich bin mit meiner Gruppe in dem Stadtpark spazieren gegangen, und es hat mir ganz gut gefallen, dass der Wald und so frisch – ja, das alles. Es ist ein bisschen heiß jetzt hier, aber ich bin daran gewöhnt.

    Barenberg: Was ist anders als zu Hause in Jerewan?

    Linda: Fast alles kann man sagen. Die Gebäude, die Natur, alles ist anders, auch die Menschen und so. Und auch Verkehrsmittel, zum Beispiel hier kann man mit dem Fahrrad ganz gut umgehen, aber in unserem Land nicht. Das sieht man, in unseren Straßen sind da ja sehr selten Fahrrad.

    Barenberg: Du hast gesagt, die Menschen sind auch anders. Kannst du ein Beispiel sagen, was ist anders an den Menschen hier?

    Linda: Also zum Beispiel, hier sind sie viel netter als bei uns.

    Barenberg: Viel netter?

    Linda: Ja, ich glaube schon.

    Barenberg: Warum glaubst du das?

    Linda: Also ich habe sie in den Straßen gesehen, und sie lächeln immer und so. Also die - mehrere, nicht alle, aber ...

    Barenberg: Ihr habt euch alle irgendwann entschieden, Deutsch zu lernen. Ich wüsste gerne warum. Wer mag ein bisschen davon erzählen? Piano vielleicht?

    Piano: Also, ich finde deutsche Geschichte sehr interessant. Und es gibt nicht so viele Schulen, die Deutsch lernen in Thailand, und ich finde es interessant, also. Und die Aussichten in Deutschland sind auch schön. Und ich habe ein paar Freunde, also deutsche Freunde damals kennengelernt, deswegen.

    Barenberg: Du warst schon mal in Deutschland?

    Piano: Nein, nein, nein. Also, der ist nach Thailand gekommen. Also der deutsche Freund von mir.

    Barenberg: Wie ist das Vlad, ist das bei dir auch in Rumänien so, dass Deutsch eigentlich eine sehr exotische Fremdsprache ist, dass die meisten Schüler etwas anderes machen?

    Vlad: Nein, also ich komme aus Siebenbürgen, und früher wurde Siebenbürgen von deutschen Siedlern bew..., wie heißt das? Also es sind deutsche Siedler gekommen. Und deshalb, seit ich Kind bin und in der ganzen Region, wo ich aufgewachsen bin, haben die Menschen einen sehr großen Respekt für die deutsche Kultur und für die deutschen Leute. Und deshalb sind das sehr, sehr viele Kinder bei mir in der Stadt und auch in Siebenbürgen, die Deutsch lernen.

    Barenberg: Wie ist das in Armenien, Linda? Wie beliebt ist Deutsch dort als Fremdsprache?

    Linda: Also, früher war es nicht so ganz beliebt, aber jetzt entwickelt sie sich, die Sprache bei uns an den Schulen. Also ich finde es gut, weil mir hat zum Beispiel ein Bekannter aus Deutschland geraten, dass ich Deutsch lernen kann, und früher lernte ich Deutsch nur für Spaß, aber jetzt lerne ich es, um mein Ziel zu erreichen.

    Barenberg: Und was ist dein Ziel?

    Linda: Später mal Dolmetscherin in Deutsch zu werden.

    Barenberg: Erinnerst du dich noch an die erste Stunde in Deutsch?

    Linda: Ja, so ein bisschen, nicht so ganz, aber ein bisschen schon.

    Barenberg: Erinnerst du dich noch, wie sich die Sprache zuerst angefühlt hat, wie sie geklungen hat in deinen Ohren?

    Linda: So ein bisschen hart war es. Ich weiß nicht, es war für mich zuerst schwer. Ich konnte mich daran nicht gewöhnen, aber jetzt macht es Spaß, in Deutsch zu reden.

    Barenberg: Was ist eigentlich typisch deutsch? Habt ihr darauf eine Antwort?

    Linda: Vielleicht die Disziplin?

    Vlad: Pünktlichkeit.

    Linda: Ja.

    Barenberg: Piano, was würdest du sagen?

    Piano: Bratwurst.

    Barenberg: Und hast du schon eine probiert?

    Piano: Ja! Das esse ich sehr gerne. Als ich in Thüringen war.

    Barenberg: Und hast du auch ein Lieblingswort, ein deutsches eigentlich?

    Piano: Lieblingswort ... geil, ja.

    Barenberg: Vlad?

    Vlad: Ich habe kein Lieblingswort.

    Barenberg: Einer von den Teilnehmern hat geschrieben, das Lieblingswort sei Gift, weil das ungefähr das Gegenteil von dem bedeutet, was es im Englischen bedeutet. Das fand ich sehr lustig. Ihr habt bestimmt viele andere Schülerinnen und Schüler getroffen, die auch alle Deutsch lernen. Was stellt ihr euch vor, wie die nächsten Tage sein werden in Deutschland, in Hamburg?

    Linda: Ich glaube, es wird ganz interessant sein, weil wir einen Plan haben, und wir machen andauernd Stadtrundfahrten und wir besichtigen die Stadt. Und das ist sehr interessant, Hamburg kennenzulernen, wirklich. Macht auch Spaß mit den Kindern, die aus aller Welt.

    Barenberg: Zum Schluss vielleicht: Wie wichtig ist bei alldem die Prüfung, wie wichtig ist die Frage, wer am Ende der Beste von euch sein wird?

    Linda: Zum Beispiel für mich spielt es keine so – keine Haupt- es ist für mich keine Hauptsache, für mich spielt die Freundschaft hier eine große Rolle. Weil wir hier sehr gut und miteinander auskommen können. Wir können uns gut kommunizieren miteinander, und das macht Spaß, so Personen aus aller Welt zu treffen, verschiedene Kulturen sind so. Es ist viel Erfahrung, ja.

    Vlad: Ich bin auch derselben Meinung. Also ich will nicht sagen, dass ich nicht gewinnen will, aber ich will mir auch sehr viele Freunde machen aus der ganzen Welt.

    Piano: Ja, also, ich mache mein Bestes, und ich möchte Deutsch lernen, und auch die Schüler der auch ganzen Welt kennenlernen.

    Barenberg: Und dafür drücke ich euch alle die Daumen und bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch!

    Alle: Danke schön!

    Barenberg: Viel Spaß noch!

    Goethe-Institut: Internationale Deutscholympiade in Hamburg