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Liechtenstein
Von der Steueroase zum Krypto-Pionier

Als Steuer- und Schwarzgeldparadies machte Liechtenstein einst Schlagzeilen. Nun will das Fürstentum Vorreiter in der digitalen Wirtschaftswelt werden: Ein Blockchain-Gesetz soll Start-ups anlocken – nicht nur aus dem Bereich der Krypto-Währungen, sondern auch über den Finanzsektor hinaus.

Von Dietrich Karl Mäurer | 17.01.2019
    Eine Miniaturfigur mit zwei Koffer steht auf einer Landkarte an der Grenze zu Liechtenstein (
    Die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein rechnet damit, dass die Blockchain-Technologie nicht nur den Finanzsektor revolutionieren wird (dpa / picture alliance / Jörg Carstensen)
    Liechtenstein ist der sechstkleinste Staat der Erde, 160 Quadratkilometer groß. Gerade einmal 38.000 Einwohner leben hier. Unternehmer lieben die niedrigen Steuersätze. Das Bankgeheimnis machte das Fürstentum für Anleger aus dem Ausland attraktiv und sorgte für einen blühenden Finanzsektor, erzählt rückblickend Mario Gasser, der Chef der Liechtensteiner Finanzmarktaufsicht: "Das alte Geschäftsmodell basierte insbesondere auf der Diskretion und sicherlich war da damit verbunden auch die Steueroptimierung."
    2008 gab es mit der Liechtensteiner Steueraffäre den großen Knall. Das Land hat reagiert und tauscht inzwischen mit anderen Ländern die Bankdaten aus. Alles laufe steuerkonform, wird betont. Die Fintech-Entwicklung soll nun neuen Schwung in den Finanzsektor bringen. Im Fürstentum hat man erkannt: Blockchain ist die Technologie der Zukunft.
    Große Erwartungen an die Blockchain-Technologie
    Als eines der ersten Länder überhaupt hat Liechtenstein bereits letztes Jahr einen Entwurf für ein Blockchain-Gesetz präsentiert. Es soll vor allem einen sicheren Rechtsrahmen schaffen - erklärt Mario Gassner von der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein:
    "Wir gehen davon aus, dass die Blockchain in vielen Bereichen, nicht nur im Finanzdienstleistungsbereich, insbesondere auch außerhalb des Finanzsektors, sich eine revolutionäre Entwicklung mit sich bringt. Nur Voraussetzung hier ist auch, dass eine Rechtssicherheit besteht und die Idee, die Zielsetzung des liechtensteinischen Gesetzentwurfs für ein sogenanntes Blockchain-Gesetz ist, dass man hier Rechtssicherheit schafft."
    Verlässlicher Rahmen für die digitale Wirtschaft
    Das Gesetz soll einen verlässlichen Rahmen für die digitale Wirtschaft und digitalisierte Vermögenswerte schaffen - und dabei über die Regelungen anderer Länder hinausgehen. Risiken im Bereich der Krypto-Währungen sollen beseitigt werden, ohne unangemessene Beschränkungen aufzuerlegen. Denn Start-ups der Fintech-Branche sollen nicht verschreckt, sondern nach Liechtenstein gelockt werden.
    Eine Vereinigung namens "Crypto Country Association" unterstützt und vernetzt Blockchain-Unternehmen. Co-Gründer Tobias Fitz begrüßt das geplante Gesetz: "Es gibt de facto bis jetzt keine Regulierung und deshalb wissen Unternehmen oft nicht, wie sie vorgehen sollen. Und um zu vermeiden, dass Sachen gemacht werden, die dann auch rechtliche Konsequenzen haben, ist es sehr schön, wenn man Rahmenbedingungen vorgibt, an die sich diese Unternehmen dann halten können."
    Stärkung des Technologie-Standorts
    Von der durch das Gesetz geschaffenen Rechtssicherheit sollen aber nicht nur Start-ups profitieren, sondern auch die etablierten Liechtensteiner Finanzinstitute, wie die Bank Frick & Co. Das Geldhaus verwahrt schon jetzt Krypto-Währungen für Kunden, erklärt Markus Beck von der Bank Frick. Auch er sieht das Gesetz positiv:
    "Mit dem Vertrauenswürdige Technologien-Gesetz, dem sogenannten Blockchain-Gesetz, werden da eben Rollen geschaffen, die dann auch entsprechende Auflagen zu erfüllen haben, die dann auch beaufsichtigt sind und das bietet dann am Ende des Tages natürlich Sicherheit für den Kunden, für den Inhaber des Tokens , aber natürlich auch die Firmen, die solche Token herausgeben."
    Von dem Gesetz erhofft sich Liechtenstein neben der Stärkung des Technologie-Standorts eine Weiterentwicklung seines Finanzsektors. Derzeit erwirtschaftet der Bereich rund 27 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Noch in diesem Jahr - so ist der Plan - soll das Gesetz verabschiedet werden.