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"Life is a matter of priorities"
Jan van Paradijs und die hellen Blitze

Man muss im Leben Prioritäten setzen, war sein Motto - und so interessierten ihn vor allem die extremen Objekte im Kosmos, kompakte Sternleichen oder Ausbrüche von Röntgen- und Gammastrahlung. Der Niederländer Jan van Paradijs hat die Hochenergie-Astrophysik geprägt wie kaum ein anderer.

Von Dirk Lorenzen | 13.09.2016
    Der Gamma Ray Burst vom 8. Mai 1997 (hier beobachtet mit dem BeppoSAX-Satelliten) war der erste mit einem optischen Gegenstück
    Der Gamma Ray Burst vom 8. Mai 1997 (hier beobachtet mit dem BeppoSAX-Satelliten) war der erste mit einem optischen Gegenstück. (SRON/ASI)
    In den 1970er-Jahren hat er als erster die Masse eines Pulsars bestimmt. Pulsare enthalten etwa so viel Masse wie die Sonne, haben aber kaum 20 Kilometer Durchmesser. Jan van Paradijs hat auch herausgefunden, dass Pulsare in Doppelsternsystemen Quellen von Röntgenausbrüchen sind.
    1997 hat er mit seinem Team entdeckt, dass die mysteriösen Gammastrahlenblitze die energiereichsten Explosionen im Kosmos sind. Jan van Paradijs war ein brillanter Wissenschaftler und Lehrer, der eine ganze Generation junger Forscher in den Niederlanden und den USA geprägt hat. Freunde und Kollegen rühmen zudem seinen Humor und seine menschliche Wärme.
    Besucher aus Deutschland verblüffte er schon einmal mit ausgiebigen Zitaten aus Franz Kafkas "Prozess" oder Berichten, wie gern er als Student an den Straßenschlachten in Amsterdam gegen die Hochzeit der Kronprinzessin Beatrix mit dem Deutschen Claus von Amsberg teilgenommen habe.
    Allerdings fügte er lachend hinzu, die Nationalität des Prinzgemahls sei ihm völlig egal gewesen - ihm sei es nur um den Spaß am Krawall gegangen. Jan van Paradijs wäre in diesem Jahr siebzig Jahre alt geworden. Der große Astrophysiker ist 1999 im Alter von nur 53 Jahren verstorben.