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"literaturgebiet.ruhr" geht an den Start
Literatur-Akteure vernetzen sich

Noch immer denkt man beim Stichwort Literatur aus dem Ruhrgebiet zuerst an die Ruhrpoeten oder an Texte über die Kohle- und Stahl-Arbeiterwelt. Dabei ist die Literaturszene des Ruhrgebiets vielfältig, aber auch zersplittert. Das Netzwerk "literaturgebiet.ruhr" will das ändern.

Antje Deistler im Gespräch mit Angela Gutzeit |
logo literaturgebiet.ruhr, Foto: Tom Gawlig liest Wolfgang Welt vor der Trinkhalle Bochum
Tom Gawlig liest Wolfgang Welt vor der Trinkhalle Bochum (Literaturbüro Ruhr / Antje Deistler)
Schon 1969 forderte der Schriftsteller und Nobelpreisträger Heinrich Böll von seinen Kollegen und Kolleginnen das 'Ende der 'Bescheidenheit' im Literaturbetrieb: "Hin und wieder mögen wir ganz kluge Leute sein, meinte Böll, "als Vertreter unserer Interessen in einer Gesellschaft, die von Interessenvertretern dirigiert wird, sind wir wie Schwachsinnige. (...) Ich fürchte, wir sind sehr feine Idioten." Das ist nun 50 Jahre her. Aber was gemeinsame Interessenvertretungen von Literatur-Akteuren in den Regionen und Ballungsgebieten des Landes angeht, da hatte sich bislang nicht viel getan. Im vergangenen Jahr aber formierte sich im Ruhrgebiet ein literarisches Netzwerk, das nun unter der Bezeichnung "literaturgebiet.ruhr" an die Öffentlichkeit tritt. Die Federführung hat das Literaturbüro Ruhr in Gladbeck unter der Leitung von Antje Deistler übernommen.
Weckruf für die Szene
Im Gespräch mit Angela Gutzeit betonte die Journalistin, dass Mega-Events wie die Kölner Lit.Cologne und deren Ableger, die Lit.Ruhr, einen wichtigen Anstoß für die Gründung eines Dachverbandes für Literatur im Ruhrgebiet gegeben hätten. Auf die Frage, ob die Lit.Ruhr andere schon bestehende Literaturinitiativen im Ruhrgebiet abgedrängt habe, meinte Deistler: "Abgedrängt kann man nicht sagen. Ich denke, als die Lit-Ruhr vor zwei Jahren im Ruhrgebiet auftauchte, da war das ein Weckruf für die Szene!" Und das sei notwendig gewesen. Es habe eine unschöne Begleitmusik gegeben in der Art: endlich gebe es durch das Literaturfestival Lit.Ruhr auch Literatur im Ruhrgebiet!
Vielfältig - aber jeder macht seins
Dabei könne das Ruhrgebiet eine Unmenge an Literaturaktivitäten vorweisen - ob in Dortmund, Bochum Essen oder Duisburg. Nur - jeder macht seins. "Das ist ja nicht so schlimm, so Deistler, "man muss das Ruhrgebiet so nehmen wie es ist und auch dezentral bespielen!" Aber Austausch und Koordination von Veranstaltungen seien wichtig, um als Literaturregion sichtbar zu sein. Deshalb also nun der Zusammenschluss unter einer gemeinsamen Dachmarke.
Großer Auftritt im Herbst
Künftig soll das Netzwerk literaturgebiet.ruhr für eine städteübergreifende Zusammenarbeit beispielsweise bei Lesungen, Tagungen, Festivals oder Nachwuchsförderung sorgen. Bereits für den Herbst 2019 ist schon so einiges geplant. Deistler: "Wir werden einen im Herbst einen großen Auftritt zusammen hinlegen." Es werde außerdem ein Programmheft geben für alles, was im literarischen Herbst im Ruhrgebiet vonstatten gehen werde, so die Leiterin des Gladbecker Literaturbüros.