Dienstag, 19. März 2024

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Live-Musik
Veranstalter hofft auf reguläre Konzerte 2022

2020 war das Jahr der Absagen. Für das aktuelle Jahr planen einige Konzertveranstalter den Festivalsommer. Solide planen ließen sich Rock- und Popkonzerte allerdings erst wieder 2022, sagte Christopher Möller im Dlf.

Christopher Möller im Gespräch mit Kolja Unger | 05.01.2021
Besucher bei einem Festival für elektronische Musik
Besucher bei einem Festival für elektronische Musik (imago images / Westend61)
Musikerinnen und Musiker sind Krisenverlierer. Weil sich mit Plattenverkäufen und den Erlösen aus den Streamingdiensten nicht ausreichend Geld verdienen lässt, sind Bands auf Liveauftritte angewiesen. Nach all den Absagen von Konzerten und Festivals im vergagenen Jahr, sieht es 2021 allerdings nicht viel besser aus. Die Landstreicher-Booking-Agentur organsiert Konzerte und Touren von Bands wie Annenmaykantereit, Deichkind oder Blond.
Christopher Möller von der Agentur sagte im Dlf, dass seine aktuelle Arbeit sehr ruhig sei. "Wir arbeiten natürlich an multiplen Sachen". Er verschiebe beispielsweise Konzerten, die eigentlich schon 2020 stattfinden sollten oder 2021 geplant waren. "Es gibt aber keine große Hoffnung, dass diese Konzerte im normalen Umfang stattfinden können". Die wirkliche Hoffnung stecke darin, im nächsten Jahr wieder Konzerte, wie wir sie kennen, durchführen zu können.
Reguläre Konzerte erst ab 2022?
Nach der Einschätzung des Präsidenten des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft Jens Michow seien aktuell mindestens 50 Prozent der Unternehmen wirtschaftlich nicht mehr überlebensfähig. Landstreicher-Booking gehöre aber nicht dazu, sagte Möller. Für die Agentur seien die staatlichen Hilfsgelder sehr passgenau. "Wir sind damit die Nadel im Heuhaufen. Viele Dienstleister, die nicht solche Fixkosten haben, oder die nicht in der Unternehmensgröße sind, haben keine gute Prognose, wenn es nicht bald wieder losgehen kann."
Livestreaming keine Alternative
Christopher Möllers glaubt nicht, dass Livestreaming-Konzerte eine Option in Deutschland seien. "Ehrlich gesagt bin ich speziell für den deutschen Markt sehr pessimistisch". Er glaube nicht, dass sich Leute Tickets für ein gestreamtes Konzert kaufen würden. Früher wurde Rock am Ring auch von MTV oder vom Rockpalast übertragen. Diese Formate standen immer umsonst zur Verfügung. Deshalb gebe es heute keine Bereitschaft, für solche Konzerte zu zahlen, meint Möller.
Dritte Rocknacht (Rockpalast, WDR) am 15. September 1978 in der Grugahalle in Essen.
Dritte Rocknacht (Rockpalast, WDR) am 15. September 1978 in der Grugahalle in Essen. (WDR / Becker)
Konzerte in Computerspielen wie das vom Rapper Travis Scott in Fortnite seien Paradebeispiele. Aber das seien Konzerte, die dafür gemacht seien, weltweit übertragen zu werden. "Der Markt ist viel größer, man spricht mehr Menschen an, die auch bereit dafür sind, Geld auszugeben". Im deutschen Markt sprechen die Künstlerinnen und Künstler nur drei Länder an, wenn es sich um deutschsprachige Musik handelt. Der Aufwand sei zu groß und zu teuer, um es wirklich ansprechend zu gestalten.
Bisher geben Bands nicht auf
Obwohl Musikerinnen und Musiker auf Livekonzerte angewiesen sind, geben viele von ihnen noch nicht auf. Das liege aber auch daran, dass viele noch ein anderes Standbein haben und sowieso nicht nur von der Musik leben, sagte Möller. Viele hoffen auch auf den Festivalsommer 2021. Viele Veranstalter planen diesen schon. "Die Shows sind gebucht. Viele Festivals haben ihr Programm vom letzten Jahr zu diesem Jahr übernehmen können".
Hoffnung auf Festivalsommer 2021
Theoretisch sind die Festivals also geplant. Als Booking-Agentur warten sie nun auf die Rückmeldungen der Veranstalter, ob es neue Konzepte gebe. "Es wird an einem Punkt in diesem Jahr aber eine Entscheidung geben müssen, ob die Festivals stattfinden dürfen oder nicht. Da hängt sehr viel Risiko dran, teilweise im siebenstelligen Rahmen".