Ob Thronrede oder der Geheimrat Privy Council, ob die wöchentlichen Gespräche der Queen mit dem Premier oder die auf Ziegenhaut gedruckten Gesetze - Britannien pflegt seine Traditionen seit Jahrhunderten und das, so sagt der Publizist Thomas Kielinger, prägt die Politik bis heute:
"Ein Rädchen greift hier ins andere: Kontinuität, Stabilität, Sicherheit …Und für uns ist das natürlich staunenswert. Deutschland ist ein Land der Diskontinuität. Verglichen mit Großbritannien genau das Gegenteil; hier haben wir eine Insel der Kontinuität."
Es ist nicht zuletzt die aus der Tradition über Jahrhunderte gewachsene Kontinuität der Institutionen, die jene britische Selbstgewissheit hervorbringt, die oft für Arroganz gehalten wird. Und die es vielen Briten abwegig erscheinen lässt, eigene Souveränität zu opfern - etwa für die EU.
"Wir Briten haben zum Beispiel wegen Wirtschaftsfragen einen König im 17. Jahrhundert enthauptet. Die Macht des Parlaments ist immer im Streit über Wirtschaft und Steuern entstanden. Es geht immer ums Geld, und wenn man diese Macht an eine aus britischer Sicht nicht unbedingt demokratische Instanz in Brüssel überträgt, dann verliert man einen bedeutenden Teil der nationalen Identität."
Sagt der Journalist Peter Norman. Zur geheiligten, nationalen Identität gehört vor allem der Streit, die Debatte und der Widerwille gegen Kompromisse.
"Das agonale Prinzip, der Kampf, die Kontroverse ist absolut hineingeschrieben in dieses System."
Meint Thomas Kielinger und erinnert an einen Spruch von Maggie Thatcher:
"Ich gehe in die Politik wegen der Kontroverse, wegen des Konflikts; die Frau hat gesagt: Für mich ist Politik Konflikt und nicht Kompromiss."
Dem Prinzip der Kontroverse entspricht das britische Mehrheitswahlrecht, das die beiden großen Parteien bevorzugt; es spiegelt zwar keineswegs immer die Mehrheitsmeinung des Volkes wider, aber es sorgt in der Regel für klare Verhältnisse. Professor Tony Travers von der London School of Economics
"Das britische System hat sich über Jahrhunderte zum heutigen Zustand entwickelt; mit der Idee einer mächtigen Regierung und einer so genannten loyalen Opposition, die der Regierung trotzt, die aber dem Staat gegenüber loyal ist; und die Idee, dass sich Regierung und Opposition bekämpfen in jedem Detail wird als für die britische Politik unumstößlich betrachtet. Es gibt wenig Raum für Konsens."
Das mag in der heutigen Zeit ebenso überholt erscheinen wie das Zweiparteiensystem selbst. Doch so werden wir noch immer Zeugen erhitzter Debatten im britischen Parlament, einem Drama mit lauten Beifalls- oder Missfallens-Bekundungen und einem rhetorischen Schlagabtausch, der in Europa seinesgleichen sucht. Schon die Architektur des Parlaments fördert die konfrontative Debatte und das den Briten so wichtige Ringen um den rhetorischen Sieg.
"Wenn sie sehen, wie das Unterhaus gebaut ist, mit Regierung und Opposition auf Bänken direkt einander gegenüber, zwei Schwertlängen voneinander getrennt, während die meisten kontinentalen Parlamente in Hufeisenform angeordnet sind mit gradueller Abstufung durch kleinere Parteien von Mitte rechts bis Mitte links. Dann ist das schon der räumliche Ausdruck einer unterschiedlichen Auffassung von Politik."
"Ein Rädchen greift hier ins andere: Kontinuität, Stabilität, Sicherheit …Und für uns ist das natürlich staunenswert. Deutschland ist ein Land der Diskontinuität. Verglichen mit Großbritannien genau das Gegenteil; hier haben wir eine Insel der Kontinuität."
Es ist nicht zuletzt die aus der Tradition über Jahrhunderte gewachsene Kontinuität der Institutionen, die jene britische Selbstgewissheit hervorbringt, die oft für Arroganz gehalten wird. Und die es vielen Briten abwegig erscheinen lässt, eigene Souveränität zu opfern - etwa für die EU.
"Wir Briten haben zum Beispiel wegen Wirtschaftsfragen einen König im 17. Jahrhundert enthauptet. Die Macht des Parlaments ist immer im Streit über Wirtschaft und Steuern entstanden. Es geht immer ums Geld, und wenn man diese Macht an eine aus britischer Sicht nicht unbedingt demokratische Instanz in Brüssel überträgt, dann verliert man einen bedeutenden Teil der nationalen Identität."
Sagt der Journalist Peter Norman. Zur geheiligten, nationalen Identität gehört vor allem der Streit, die Debatte und der Widerwille gegen Kompromisse.
"Das agonale Prinzip, der Kampf, die Kontroverse ist absolut hineingeschrieben in dieses System."
Meint Thomas Kielinger und erinnert an einen Spruch von Maggie Thatcher:
"Ich gehe in die Politik wegen der Kontroverse, wegen des Konflikts; die Frau hat gesagt: Für mich ist Politik Konflikt und nicht Kompromiss."
Dem Prinzip der Kontroverse entspricht das britische Mehrheitswahlrecht, das die beiden großen Parteien bevorzugt; es spiegelt zwar keineswegs immer die Mehrheitsmeinung des Volkes wider, aber es sorgt in der Regel für klare Verhältnisse. Professor Tony Travers von der London School of Economics
"Das britische System hat sich über Jahrhunderte zum heutigen Zustand entwickelt; mit der Idee einer mächtigen Regierung und einer so genannten loyalen Opposition, die der Regierung trotzt, die aber dem Staat gegenüber loyal ist; und die Idee, dass sich Regierung und Opposition bekämpfen in jedem Detail wird als für die britische Politik unumstößlich betrachtet. Es gibt wenig Raum für Konsens."
Das mag in der heutigen Zeit ebenso überholt erscheinen wie das Zweiparteiensystem selbst. Doch so werden wir noch immer Zeugen erhitzter Debatten im britischen Parlament, einem Drama mit lauten Beifalls- oder Missfallens-Bekundungen und einem rhetorischen Schlagabtausch, der in Europa seinesgleichen sucht. Schon die Architektur des Parlaments fördert die konfrontative Debatte und das den Briten so wichtige Ringen um den rhetorischen Sieg.
"Wenn sie sehen, wie das Unterhaus gebaut ist, mit Regierung und Opposition auf Bänken direkt einander gegenüber, zwei Schwertlängen voneinander getrennt, während die meisten kontinentalen Parlamente in Hufeisenform angeordnet sind mit gradueller Abstufung durch kleinere Parteien von Mitte rechts bis Mitte links. Dann ist das schon der räumliche Ausdruck einer unterschiedlichen Auffassung von Politik."