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Lufthansa
Nach dem Streik ist vor dem Streik

Rund 2.000 Flugbegleiter haben sich vor der Frankfurter Konzernzentrale der Lufthansa versammelt und ihrem Ärger Luft gemacht. Morgen wird wieder nahezu nach Plan geflogen. Verdi bereicherte die tarifpolitische Debatte mit der Idee eines runden Tisches: Verdi, Ufo und Cockpit, also alle Gewerkschaften an einen Tisch mit dem Konzernvorstand.

Von Michael Braun | 13.11.2015
    Ein Button mit der Aufschrift "UFO. Streik" ist auf der Uniform eine Flugbegleiterin zu sehen.
    Eine streikende Flugbegleiterin der Lufthansa (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
    Sie rückten in großer Zahl an, 1.500 bis 2.000 Flugbegleiter waren es bestimmt, die sich am Mittag vor der Frankfurter Konzernzentrale der Lufthansa versammelten. Auch Piloten dabei und Bodenpersonal, das überwiegend von der Gewerkschaft Verdi vertreten wird. Ihre Parole: "Wir sind Lufthansa".
    "Wir sind Lufthansa. Wir sind Lufthansa."
    Das deutete an, wo es demnächst hingeht, wenn sich die Lufthansa nicht bewege: zum nächsten Streik, der dann aber, so Nicoley Baublies, der Chef der Flugbegleiterorganisation Ufo, nicht mehr nur ein Streik von Ufo werde:
    "Es kann gut sein, dass das vielleicht der letzte Kabinenstreik war. Warum? Ich kann mir gut vorstellen, dass es in Zukunft gemeinsame Streiks geben muss. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass andere Berufsgruppen, die alle keine Lösungen mit diesem Vorstand hinbekommen können, das hinbekommen."
    Streikerprobte Pilotenvereinigung Cockpit
    Demonstrativ wurde der Präsident der ebenfalls in diesem Jahr streikerprobten Pilotenvereinigung Cockpit auf den Kleinlaster und vors Mikrofon gebeten. Auch Ilja Schulz überbrachte die Botschaft, bei der Lufthansa wollten nicht einzelne Berufsgruppen ihre spezifischen Ziele durchsetzen, sondern die gesamte Belegschaft des Konzerns stehe gegen die Sparpläne und die von oben verordnete Art, sie durchzusetzen:
    "Sie haben mittlerweile die gleiche Erfahrung gemacht, die wir gemacht haben, nämlich dass man mit diesem Management offensichtlich nicht zu Vereinbarungen kommt, dass die Lufthansa – und ich sage ganz explizit: - die oberste Konzernführung mit Carsten Spohr dieses Unternehmen nicht mehr mit seinen Mitarbeitern, sondern ganz klar gegen seine Mitarbeiter führt."
    Umsatzausfälle von 140 Millionen Euro
    Dass die Lufthansa in diesem Jahr gut verdiene, der Ufo-Streik mit seinen Umsatzausfällen von geschätzten 140 Millionen Euro daran nichts ändere, gab Finanzvorstand Simone Menne zu - ohne den Kostendruck zu negieren:
    "Das Ergebnis 2015 wird vermutlich von diesem Novemberstreik nicht so maßgeblich beeinflusst, dass wir unsere Guidance runternehmen müssen. Wir haben eine Verbesserung im Ergebnis, weil wir 800 Millionen Vorteil aus dem Treibstoff haben. Der kann aber auch sehr schnell wieder verschwinden. Und natürlich müssen und wollen wir unser Ergebnis verbessern, weil wir mit dem Ergebnis des letzten Jahres gar keine Flugzeuginvestitionen in die Zukunft mehr hätten machen können. Das ist doch der Druck, den wir haben."
    Geht es also nahezu nahtlos zum in den nächsten Streik? Nein. Morgen wird wieder nahezu nach Plan geflogen. Die Flugzeuge stünden alle dort, wo man sie planmäßig brauche, hieß es. Und Verdi bereicherte die tarifpolitische Debatte mit der Idee eines runden Tisches: Verdi, Ufo und Cockpit, also alle Gewerkschaften an einen Tisch mit dem Konzernvorstand. Personalvorstand Bettina Volkens dementierte nicht:
    "Den Vorschlag, einen runden Tisch zu machen, haben wir heute erhalten. Und wir werden uns damit gut auseinandersetzen."
    Aber Verhandlungstermin und - gegenstand benannte sie nicht.