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Lufthansa
Piloten dürfen ohne Mütze fliegen

Der Streik der Lufthansa-Piloten hat zu weniger Ausfällen geführt als befürchtet. Für Aufmerksamkeit sorgt zugleich ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts. Danach können Piloten künftig auch ohne Kopfbedeckung fliegen. Die Mützenpflicht diskriminiere Männer, heißt es.

30.09.2014
    Jörg Handwerg, Pilot der Lufthansa, trägt am 02.04.2014 im Flughafen von Frankfurt am Main (Hessen) seine Mütze unter dem Arm.
    Piloten der Lufthansa dürfen nach einem Gerichtsurteil auch ohne Mütze ihrem Job nachgehen. (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
    Piloten der Lufthansa dürfen nach dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt auch ohne Mütze ihrem Job nachgehen. Die Mützenpflicht für Männer, die der Arbeitgeber fordere, verstoße gegen den Gleichhandlungsgrundsatz. Der Kläger war im Dezember 2009 wegen einer fehlenden Pilotenmütze von einem New-York-Flug abgezogen worden und erhielt einen Eintrag in seine Personalakte.
    Gericht: Kleidungsunterschiede müssen "sachlich gerechtfertigt" sein
    Vor dem Bundesarbeitsgericht wehrte er sich dagegen, dass die blaue Cockpit-Mütze für männliche Piloten verpflichtender Teil der vollständigen Uniform ist. Für Pilotinnen sei sie dagegen lediglich ein freiwilliges Accessoire. Dies begründet die Lufthansa damit, dass eine Pilotenmütze nicht mit jeder weiblichen Frisur getragen werden könne. Die Richter entschieden dagegen, dass unterschiedliche Kleidungsvorschriften "sachlich gerechtfertigt" sein müssen.
    Nicht nur Frauen mit Langhaarfrisur, auch Männern mit Gel im Haar könne die verpflichtend zu tragende Mütze Schwierigkeiten bereiten. Gerichtspräsidentin Ingrid Schmidt befürchtete durch die Regelung zudem eine möglicherweise subtile Benachteiligung der Pilotinnen: Wenn drei Flugzeugführer, darunter zwei Männer mit Mütze, auf einem Flughafen zusammenständen, "wen halte ich für den Piloten?".
    Annulliert sind zahlreiche Flüge der Lufthansa am 04.04.2014 auf einer Anzeigentafel im Flughafen von Frankfurt am Main (Hessen).
    Am Frankfurter Flughafen haben die Lufthansa-Piloten wieder ihre Arbeit niedergelegt. Langstreckenflüge fielen aus. (dpa / picture-alliance / Boris Roessler)
    Chaos wegen Pilotenstreik in Frankfurt bleibt ausWährend der Mützenstreit damit entschieden ist, schwelt der Tarifstreit zwischen Piloten und der Lufthansa weiter. Allerdings haben die erneuten Streiks vergleichsweise zu geringen Problemen geführt. Am wichtigsten Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt wurden - die Rückflüge eingerechnet - fast 50 Flüge gestrichen, etwa nach Singapur, Bangkok und Chicago. 32 Flüge wurden nach Angaben eines Sprechers mit Ersatz-Crews oder veränderten Abflugzeiten bestritten.Demnach konnten zahlreiche Passagiere auf andere Fluggesellschaften und Flughäfen umgebucht werden. Insgesamt sollen etwa 20.000 Kunden von dem Streik betroffen gewesen sein. Die Pilotengewerkschaft Cockpit hatte ihre fünfte Streikwelle bereits im Vorhinein auf Interkontinentalflüge beschränkt. Dafür dauerte der Ausstand fast doppelt so lange wie bei vorherigen Aktionen.(tj/lob)