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Lufthansa und Fraport
Eine Einigung liegt in der Luft

Seit Monaten liegt die Lufthansa mit dem Flughafenbetreiber Fraport im Streit. Grund dafür sind Rabatte bei den Flughafengebühren für den Billigflieger Ryanair. Darauf pocht auch die Lufthansa - schließlich ist Frankfurt ihr Heimatflughafen. Jetzt zeichnet sich eine Einigung ab.

Von Michael Braun | 28.06.2017
    Ein Flugzeug der Fluglinie Ryanair rollt am 02.11.2016 auf den Flughafen in Frankfurt am Main (Hessen) ber das Vorfeld. Im Hintergrund ist die Heckflosse einer Lufthansa-Maschine zu sehen.
    Ryanair bekommt Rabatte auf dem Frankfurter Flughafen, die will die Lufthansa an ihrem Heimatflughafen auch. (picture-alliance/ dpa/ Andreas Arnold)
    Sie wollen es noch nicht bestätigen. Sie wollen es aber auch nicht dementieren. Eine Einigung zwischen Fraport und Lufthansa liegt also in der Luft. Es wäre das Ende eines Streits, der mit harten Worten geführt worden war. Lufthansa, zu gut acht Prozent an Fraport beteiligt, war erbost über den Frankfurter Flughafenbetreiber. Denn der hatte dem erbitterten Lufthansa-Konkurrenten Ryanair Rabatt bei den Flughafengebühren eingeräumt, als er vom weit entfernten Provinzflughafen Hahn in der Pfalz nach Frankfurt Rhein-Main wechselte. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte der Hauptversammlung Anfang Mai berichtet:
    "In diesem Zusammenhang möchte ich auch die größte Enttäuschung des Jahres 2016 ansprechen: den Strategiewechsel des Frankfurter Flughafens, der neuen Airlines einen Rabatt von 50 Prozent einräumt, um uns als Heimatcarrier anzugreifen."
    "Das ist der Markt"
    Fraport-Vorstand Stefan Schulte hatte versucht, die Emotionen nicht zu schüren, aber auch Selbstbewusstsein gezeigt:
    "Das ist Markt, um das mal sehr klar zu sagen. Wenn Sie heute eine Airline an einem Flughafen neu ansiedeln, dann erwarten die, dass Sie sich beteiligen an den Anfangsverlusten, so einen Markt zu erschließen. Und das ist ja auch seitens der EU genehmigt."
    Spohr wiederum hatte verärgert sogar die Bilanzpressekonferenz dieses Jahr von Frankfurt nach München verlegt. Das Signal: Die Arline sei auf Frankfurt nicht angewiesen:
    "Die neue Strategie der Fraport beschleunigt daher logischerweise die Verlagerung von Wachstum an andere Lufthansa-Group-Drehkreuze. Denn wir können und werden nur dort wachsen, wo die Rahmenbedingungen stimmen und das System 'Partnerschaft' funktioniert."
    Rabatte für "Eurowings" könnten wahr werden
    Doch das scheint in München nicht so leicht. Der Flughafen dort ist am Rande der Kapazität. Für die dritte Landebahn liegt gerichtsfest seit drei Jahren zwar ein Planfeststellungsbeschluss vor. Doch die drei Gesellschafter - Bayern, der Bund und die Stadt München - müssen einstimmig entscheiden. Aber die Stadt München fühlt sich an den Bürgerentscheid gegen die dritte Start- und Landebahn aus dem Jahr 2012 gebunden. Und kürzlich hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter angedeutet, es könne Anfang 2018 "gegebenenfalls" einen neuen Bürgerentscheid geben. Es dauert also noch.
    Aber Lufthansa und Fraport scheinen sich auch unternehmerisch zusammenzuraufen. Heute Vormittag hat Lufthansa Gespräche mit Fraport über eine kurzfristige Kostenentlastung für Lufthansa bestätigt. Und zudem mitgeteilt, diese Gespräche könnten "als Basis für eine vertiefte Zusammenarbeit dienen". Das dürfte bedeuten: Es kann also sein, dass bald sinkende Flughafengebühren etwa für die Billigfluglinie der Lufthansa, also für "Eurowings", wahr werden, wenn sie mehr Flüge von Frankfurt aus starten lässt. Das könnte zu Lasten von Köln gehen.
    Unter einer "vertieften Zusammenarbeit" könnte man sich eine bessere Kapazitätsplanung vorstellen, die dann auch bei Fraport eine bessere Personalplanung und entsprechende Kostensenkungen ermöglichen würde. Auch könnte Fraport die Lufthansa am wichtigen Vermietungsgeschäft mit den dortigen Einzelhändlern beteiligen. Konkretere Informationen sollen am späteren Nachmittag kommen, vielleicht auch erst morgen.