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Luftverkehr
Das Erfolgsrezept der Billigflieger

Die Billigflieger sitzen den etablierten Fluglinien schon lange im Nacken. Seit einiger Zeit drängen sie zudem immer stärker in die Flughäfen der Ballungszentren und räumen dort mit Billigangeboten den Markt leer. Ryanair, Easyjet oder Wizz sorgen dafür, dass der Flugverkehr überhaupt noch wächst.

Von Michael Braun | 06.09.2016
    An airplane of the British airline Easyjet prepares to land to Barcelona's airport on June 6, 2016. JOSEP LAGO / AFP
    Ein Flugzeug der Billig-Airline Easyjet (AFP/ Josep Lago)
    Rund drei Millionen Flugbewegungen überwacht die Flugsicherung in Deutschland: Starts, Landungen, innerdeutsche Flüge und solche, die hier keinen Bodenkontakt haben, sondern einfach übers Land hinwegfliegen. Mehr als 8.000 Flugbewegungen pro Tag also, dazu die militärischen Flüge, über die es keine Zahlen gibt. Da kann es schon mal eng werden. Doch Klaus-Dieter Scheurle, der Chef der bundeseigenen Deutsche Flugsicherung GmbH sagt:
    "Die Sicherheit ist bei uns weiter auf höchstem Niveau."
    Zwischen 5,6 und 9,3 Kilometer seitlichen Abstand - je nach Flugsituation - müssen zwei nebeneinander fliegende Flugzeuge halten. Im vorigen Jahr wurde dieser Mindestabstand 183 Mal unterschritten. Immerhin 24 Fälle waren erheblich, drei sogar sehr erheblich. Doch ein schweres Sicherheitsrisiko habe in keinem Fall bestanden, versichert die Deutsche Flugsicherung.
    Marktanteil der etablierten Airlines sinkt
    Die Flugsicherung muss wissen, welche Airline wann, wie oft und wohin fliegt. Darauf stellt sie ihre Personal- und Investitionsplanung ab. Darin haben die klassischen Airlines wie Lufthansa und Air France / KLM ziemlich schlechte Karten. Sie haben zwar mehr Flüge abgewickelt. Ihr Marktanteil aber ist zwischen 2013 und 2016 um einen Prozentpunkt gesunken, auf 38 Prozent. DFS-Geschäftsführer Scheurle:
    "Ein Prozent mag jetzt gering sein. Aber das ist schon eine Tendenz, die zeigt halt, dass sie zu kämpfen haben."
    Denn ein Prozent von drei Millionen Flügen sind 30.000 - die haben andere Gesellschaften an sich gezogen, vor allem Billigflieger. Anbieter wie Ryanair, EasyJet, Wizz und Norwegian konnten ihren Marktanteil zwischen 2013 und 2016 von 11,3 auf 12,8 Prozent ausweiten. Sie verhalfen auch Flughäfen, die relativ nahe an urbanen Zentren liegen, zu großem Wachstum. Das gilt vor allem für Berlin-Schönefeld und Köln/Bonn - während Frankfurt und Düsseldorf weniger Verkehr abbekamen und München unterdurchschnittlich wuchs. Deftige Verluste mussten die Regionalflughäfen hinnehmen.
    Keine gute Prognose für Air Berlin
    Das gilt auch für Air Berlin. Der Marktanteil dieser Gesellschaft ist in den vergangenen drei Jahren von 6,3 auf 5,6 Prozent aller Flugbewegungen gesunken. Eine gute Prognose hat Scheurle für den Anbieter nicht:
    "Der Marktanteil von Air Berlin sinkt also kontinuierlich. Und wir sehen halt, dass Air Berlin die Geschäftstätigkeit weiter konsolidiert und insofern auch weiter Marktanteile verlieren wird."
    Die Fluggesellschaften sind die Kunden der Flugsicherung. Geht es denen nicht gut, hat auch die Flugsicherung zu klagen, nicht zuletzt über den Preisdruck, den die Kunden ausüben.