Die Windkraftanlage gehört zum Typ "E70". Nabenhöhe an die hundert Meter mit 70 Meter langen Rotorblättern. Ganz früh, noch in der Morgendämmerung, ist Prof. Michael Reich zu solchen Windkraftanlagen gegangen und hat die toten Fledermäuse aufgesammelt.
"Wir hatten Anlagen, an denen wir gar keine toten Tiere gefunden hatten. Und es gibt Anlagen, da geht das hoch bis auf 60, 70 Tiere im Laufe einer Saison. Also von Juni bis September."
70 Windenergieanlagen – von Bensersiel bis Bayern – wurden unter die Lupe genommen. In aller Frühe vor allem deswegen, damit weder Fuchs noch Krähe die nächtlich umgekommenen Tiere wegtragen und so die Zählung verfälschen. Der Leiter des Instituts für Umweltplanung der Uni Hannover wollte wissen, ob und bei welchen Wetterlagen die Tiere mit den Windmühlen kollidieren:
"Die Fledermäuse fliegen aus unterschiedlichen Gründen. Im Sommer ist es im Wesentlichen die Nahrungssuche. Das heißt, man macht sich vom Versteck, vom Quartier, wo man den Tag verbracht hat, dann auf in die Jagdgebiete, um dort Insekten zu jagen. Das heißt, das Risiko ist immer dann hoch, wenn gute Jagdnächte sind, wenn viele Insekten fliegen. Und Insekten fliegen natürlich bei – wenn es warme Nächte sind – bei hohen Temperaturen. Bei geringen Windgeschwindigkeiten. Also man kann das über die Windgeschwindigkeit, über die Tageszeit, über die Temperatur und über die Witterung ganz gut eingrenzen."
Nach den Voruntersuchungen entwickelte Prof. Michael Reich nun ein Computerprogramm, das die Windkraftanlagen abschalten soll, wenn die Fledermäuse durch die Lüfte sausen.
"Das Programm soll in Zehnminuten-Intervallen die Windgeschwindigkeit, die Lufttemperatur messen, die Tageszeit weiß das Programm sowieso und entscheidet dann, ob das Windrad laufen kann oder abgeschaltet werden muss. Das heißt, wir können in Zehnminuten-Intervallen dann – so stellen wir uns das vor – die Windräder anhalten in den kritischen Phasen. Und sobald die kritische Situation vorbei ist, weil die Temperatur fällt oder die Windgeschwindigkeit über einen Schwellenwert zunimmt, dann läuft das Windrad automatisch wieder an."
Im nächsten Jahr beginnen die Versuche mit dem Abstellautomatismus. Denn noch ist keineswegs sicher, dass die Fledermäuse mithilfe der Abschaltautomatik tatsächlich geschützt werden. Günter Ratzbor, Fledermausexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, ist da skeptisch. Der Umweltplaner aus Lehrte bei Hannover hatte die Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums begutachtet:
"Die Spanne zwischen den Funden an den Windenergieanlagen steigt von null bis 57 Tiere. Offensichtlich kommen an Windenergieanlagen unter gleichen Voraussetzungen mal wesentlich mehr und mal wesentlich weniger Tiere um. Und diese Unterschiede sind nicht sauber herausgearbeitet. Die Korrelation mit Klimawerten beruht also auf einer Annahme, die nur sehr bedingt belastbar ist."
Ob die Rechnung aufgeht und keine Fledermäuse mehr mit den Windkraftanlagen kollidieren, das wird man erst 2013 wissen. Dann nämlich sind die Daten ausgewertet. Die Abschaltphase, so Prof. Reich, werde sich in Grenzen halten:
"Das kann natürlich über viele Stunden gehen. Es gibt ja so laue Sommernächte, wo wir sehr hohe Temperaturen haben und ganz geringe Windgeschwindigkeiten. Aber da die Windgeschwindigkeiten so gering sind, schlägt sich das letztendlich in der Bilanz der Anlage kaum nieder."
Betriebsverluste der Windenergieanlagen beziffert der Wissenschaftler im "einstelligen%bereich". Windmühlen könnten dann auch dort aufgestellt werden, wo Fledermäuse vermehrt auftreten. Die Firma Enercon, die ihre Windkraftanlagen für die Versuche zur Verfügung stellt, will sich erst dann zu dem Thema äußern, wenn die Daten ausgewertet sind.
"Wir hatten Anlagen, an denen wir gar keine toten Tiere gefunden hatten. Und es gibt Anlagen, da geht das hoch bis auf 60, 70 Tiere im Laufe einer Saison. Also von Juni bis September."
70 Windenergieanlagen – von Bensersiel bis Bayern – wurden unter die Lupe genommen. In aller Frühe vor allem deswegen, damit weder Fuchs noch Krähe die nächtlich umgekommenen Tiere wegtragen und so die Zählung verfälschen. Der Leiter des Instituts für Umweltplanung der Uni Hannover wollte wissen, ob und bei welchen Wetterlagen die Tiere mit den Windmühlen kollidieren:
"Die Fledermäuse fliegen aus unterschiedlichen Gründen. Im Sommer ist es im Wesentlichen die Nahrungssuche. Das heißt, man macht sich vom Versteck, vom Quartier, wo man den Tag verbracht hat, dann auf in die Jagdgebiete, um dort Insekten zu jagen. Das heißt, das Risiko ist immer dann hoch, wenn gute Jagdnächte sind, wenn viele Insekten fliegen. Und Insekten fliegen natürlich bei – wenn es warme Nächte sind – bei hohen Temperaturen. Bei geringen Windgeschwindigkeiten. Also man kann das über die Windgeschwindigkeit, über die Tageszeit, über die Temperatur und über die Witterung ganz gut eingrenzen."
Nach den Voruntersuchungen entwickelte Prof. Michael Reich nun ein Computerprogramm, das die Windkraftanlagen abschalten soll, wenn die Fledermäuse durch die Lüfte sausen.
"Das Programm soll in Zehnminuten-Intervallen die Windgeschwindigkeit, die Lufttemperatur messen, die Tageszeit weiß das Programm sowieso und entscheidet dann, ob das Windrad laufen kann oder abgeschaltet werden muss. Das heißt, wir können in Zehnminuten-Intervallen dann – so stellen wir uns das vor – die Windräder anhalten in den kritischen Phasen. Und sobald die kritische Situation vorbei ist, weil die Temperatur fällt oder die Windgeschwindigkeit über einen Schwellenwert zunimmt, dann läuft das Windrad automatisch wieder an."
Im nächsten Jahr beginnen die Versuche mit dem Abstellautomatismus. Denn noch ist keineswegs sicher, dass die Fledermäuse mithilfe der Abschaltautomatik tatsächlich geschützt werden. Günter Ratzbor, Fledermausexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, ist da skeptisch. Der Umweltplaner aus Lehrte bei Hannover hatte die Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums begutachtet:
"Die Spanne zwischen den Funden an den Windenergieanlagen steigt von null bis 57 Tiere. Offensichtlich kommen an Windenergieanlagen unter gleichen Voraussetzungen mal wesentlich mehr und mal wesentlich weniger Tiere um. Und diese Unterschiede sind nicht sauber herausgearbeitet. Die Korrelation mit Klimawerten beruht also auf einer Annahme, die nur sehr bedingt belastbar ist."
Ob die Rechnung aufgeht und keine Fledermäuse mehr mit den Windkraftanlagen kollidieren, das wird man erst 2013 wissen. Dann nämlich sind die Daten ausgewertet. Die Abschaltphase, so Prof. Reich, werde sich in Grenzen halten:
"Das kann natürlich über viele Stunden gehen. Es gibt ja so laue Sommernächte, wo wir sehr hohe Temperaturen haben und ganz geringe Windgeschwindigkeiten. Aber da die Windgeschwindigkeiten so gering sind, schlägt sich das letztendlich in der Bilanz der Anlage kaum nieder."
Betriebsverluste der Windenergieanlagen beziffert der Wissenschaftler im "einstelligen%bereich". Windmühlen könnten dann auch dort aufgestellt werden, wo Fledermäuse vermehrt auftreten. Die Firma Enercon, die ihre Windkraftanlagen für die Versuche zur Verfügung stellt, will sich erst dann zu dem Thema äußern, wenn die Daten ausgewertet sind.