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Machtwechsel in Frankreich
Macron ist neuer Präsident

Eine Woche nach seinem Wahlsieg wurde Frankreichs neuer Präsident Macron in sein Amt eingeführt. Vorgänger Hollande übergab seinem früheren Wirtschaftsminister in Paris offiziell die Geschäfte. In der französischen Hauptstadt sind heute große Feierlichkeiten geplant. Bereits morgen wird Macron in Berlin erwartet.

14.05.2017
    Der neue französische Präsident Emmanuel Macron
    Emmanuel Macron ist der neue französische Präsident (imago stock&people)
    Im Elysée-Palast in Paris übergab Francois Hollande seinem Amtsnachfolger offiziell die Geschäfte. Bei seiner Antrittsrede sagte Macron, er wolle den Franzosen Selbstvertrauen und Lust auf die Zukunft wiedergeben. Die Franzosen hätten sich für Hoffnung und den "Geist der Eroberung" entschieden. Macron sagte, er wolle die Spaltungen in der französischen Gesellschaft überwinden und die Franzosen schützen. Er sprach sich für eine Neuausrichtung Europas aus: Die EU müsse wirksamer und demokratischer werden.
    Zu den Höhepunkten der heutigen Feierlichkeiten, die unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden, gehört Macrons Fahrt über den Prachtboulevard Champs-Elysées zum Triumphbogen.
    Frankreich soll stark werden
    In seiner Rede im Élyséepalast betonte der 39-Jährige am Vormittag, dass er die innere Zerrissenheit des Landes überwinden und die Rolle Frankreichs in der Welt stärken wolle. Macron sagte, er wolle den Franzosen Selbstvertrauen und die "Lust auf die Zukunft" wiedergeben und die Spaltung in der französischen Gesellschaft überwinden.
    Der neue Staatschef hat außerdem angekündigt, die Zusammenarbeit in der EU vertiefen und die Eurozone festigen zu wollen. Er will die Wirtschaft mit Reformen stärken und hatte im Wahlkampf eine klar pro-europäische Linie vertreten. Ob er für seinen politischen Kurs eine Regierungsmehrheit bekommt, wird sich erst bei der Parlamentswahl im Juni zeigen.
    Erste Amtshandlung: eine Reise nach Deutschland
    Der neue französische Präsident strebt eine enge Partnerschaft mit Deutschland an. Seine erste Auslandsreise als Staatschef führt ihn morgen nach Berlin zu einem Treffen mit Bundeskanzlerin Merkel. Die Kanzlerin hatte gestern angekündigt, alles zu tun, um Frankreich zu helfen. Sie wolle gemeinsam mit Frankreich den europäischen Weg gut gestalten.
    Nach Angaben aus seinem Umfeld will Macron morgen den neuen Premierminister ernennen, am Dienstag soll dann die neue Regierung stehen.
    Jüngster Präsident in der Geschichte Frankreichs
    Emmanuel Macron ist der achte Staatschef der Fünften Republik und der jüngste französische Präsident aller Zeiten. Er hatte bei der Stichwahl um das Präsidentenamt vor einer Woche 66 Prozent der Stimmen bekommen und damit klar gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Front National gewonnen.
    Collignon: Frankreich soll Führungsrolle übernehmen
    Der Ökonom Stefan Collignon hält es für sinnvoll, dass Frankreichs neuer Präsident Macron eine europäische Wirtschaftsregierung mit einem gemeinsamen Haushalt schaffen will.
    Europäische Politik könne nicht durch nationale Politik verändert werden, sagte der Frankreich-Kenner im Deutschlandfunk. Macrons Ziele für eine einheitlichere Politik und eine stärkere demokratischere Absicherung seien wünschenswert für die Zukunft Europas. In seiner heutigen Form funktioniere Europa nicht mehr.
    Collignon erhofft sich von der derzeitigen und einer zukünftigen Bundesregierung, Macron in seinen Vorhaben zu unterstützen. Dabei sei es wichtig, den Franzosen politisch die führende Rolle zu überlassen. Im französischen Selbstbewusstsein müsse sich widerspiegeln, dass das Land nicht mehr von Deutschland dominiert werde, sondern beide Länder partnerschaftlich zusammenarbeiten würden.
    (tep/vic)