
Der israelische Premierminister Netanjahu sagte, der Plan biete eine "Startrampe für die Vernichtung" Israels. Netanjahu betonte, die Palästinenser wollten keinen Staat neben Israel, sondern einen Staat anstelle von Israel. Außenminister Saar erklärte, ein palästinensischer Staat werde "ein Hamas-Staat" sein.
Israels Verteidigungsminister Katz betonte, Israel werde "die Gründung einer palästinensischen Entität, die unsere Sicherheit gefährdet", nicht zulassen. Justizminister Levin sprach von einem "schwarzen Fleck in der Geschichte Frankreichs".
US-Außenminister Rubio nennt Entscheidung "rücksichtslos"
Auch die USA lehnen die Pläne Frankreichs ab. Außenminister Rubio sprach im Kurznachrichtendienst X von einer "rücksichtslosen Entscheidung". Sie diene nur der Propaganda der Hamas und verzögere den Friedensprozess. Der Schritt sei zudem "ein Schlag ins Gesicht der Opfer vom 7. Oktober", fügte Rubio mit Blick auf den brutalen Angriff der Hamas auf Israel im Jahr 2023 hinzu.
Saudi-Arabien: historische Entscheidung
Saudi-Arabien hingegen sprach von einer "historischen Entscheidung". Die palästinensische Autonomiebehörde lobte Macrons Ankündigung als Bekenntnis zum Völkerrecht und zur Selbstbestimmung aller Palästinenser. Die militant-islamistische Hamas forderte, weitere europäische Länder sollten sich Frankreich anschließen.
Deutscher Ex-Botschafter Kobler lobt Frankreich
Auch der frühere deutsche Botschafter Martin Kobler sieht den Vorstoß des französischen Präsidenten Macron positiv. Er sagte im Deutschlandfunk, der bisherige Weg, einen palästinensischen Staat an das Ende eines Friedensprozesses zu setzen, habe sich als falsch erwiesen. Der Weg, den Frankreich jetzt gehe, sei zukunftsfähig. Die Anerkennung Palästinas als Staat habe auch eine hohe Strahlkraft für die Region.
Kobler war unter anderem erster Leiter der deutschen Vertretung im Westjordanland und Botschafter in Ägypten und im Irak. Er gehört mit den zu den 13 Unterzeichnern eines Appells an die Bundesregierung. Darin fordern frühere Botschafterinnen und Botschafter unter anderem eine klarere Nahostpolitik, insbesondere gegenüber Israel. So heißt es etwa, Deutschland solle sich für Lösungen im Gazastreifen einsetzen, die den Palästinensern ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben ermöglichten. Die Menschen seien durch die fortgesetzte Gewalt der israelischen Kriegsführung und durch Vertreibungen existenziell bedroht.
Macron: "Palästinensischer Staat kann zur Sicherheit alle beitragen"
Frankreichs Präsident Macron hatte am Donnerstagabend angekündigt, die Anerkennung eines palästinensischen Staates im September feierlich vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen zu verkünden.
Macron erklärte, die Errichtung eines palästinensischen Staates müsse auf einen Waffenstillstand im Gazastreifen folgen. Er sagte weiter, ein solcher Staat könne zur Sicherheit aller im Nahen Osten beitragen, indem er seine Entmilitarisierung akzeptiere und Israel uneingeschränkt anerkenne. Im September ist auch ein Gipfeltreffen der UNO zu einer Zweistaatenlösung geplant.
Macron hatte schon im April gesagt, sein Land könnte - bereits im Juni - einen palästinensischen Staat anerkennen. Im Gegenzug könnten einige Länder im Nahen Osten den Staat Israel anerkennen, erklärte der französische Staatschef damals im Sender France 5.
Anerkennung durch viele Länder bereits erfolgt
Weltweit haben bereits mehr als 140 Länder einen palästinensischen Staat anerkannt. Viele davon - vor allem Länder in Afrika und Asien - haben das bereits Ende der 1980er Jahre gemacht. In Europa wird ein solcher Staat unter anderem von Norwegen, Spanien, Irland und Slowenien anerkannt.
Mit Frankreich gäbe es nach Russland und China bereits die dritte Vetomacht im UNO-Sicherheitsrat, die einen palästinensischen Staat anerkennt. Deutschland erkennt einen palästinensischen Staat dagegen bisher nicht an, ebensowenig wie die USA.
Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen haben unterdessen keinen Fortschritt erbracht. Die USA zogen ihre Delegation aus Katar zu Beratungen ab und warfen der Hamas fehlenden Einigungswillen vor.
Diese Nachricht wurde am 25.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.