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Präsidentschaftswahl in Frankreich
Macron wiedergewählt

Emmanuel Macron bleibt französischer Staatspräsident. Der 44-Jährige gewann die Stichwahl um das Amt des Staatsoberhauptes laut den aktuellen Hochrechnungen mit gut 58 Prozent der Stimmen. Seine Herausforderin, die Rechtspopulistin Le Pen, kommt demnach auf rund 41 Prozent. Der Abstand zwischen beiden ist deutlich kleiner als 2017, als beide ebenfalls in der Stichwahl aufeinandertrafen.

    Der wiedergewählte französische Präsident Emmanuel Macron und seine Ehefrau Brigitte feiern den Wahlsieg in Paris.
    Der wiedergewählte französische Präsident Emmanuel Macron und seine Ehefrau Brigitte feiern den Wahlsieg in Paris. (AFP)
    Macron erklärte in seiner Siegesrede am Eiffelturm in Paris, er wisse, dass viele ihn nicht für seine Ideen gewählt hätten, sondern um einen Rechtsruck zu verhindern. Er fühle sich auch diesen Menschen und ihren Anliegen verpflichtet. Außerdem müsse die Wut derjenigen angesprochen werden, die für seine Rivalin Le Pen gestimmt hätten. Auch müsse darauf reagiert werden, dass so viele Wähler den Urnen ferngeblieben seien. Die Wahlbeteiligung liegt den aktuellen Zahlen zufolge bei etwa 72 Prozent und damit niedriger als vor fünf Jahren. Macron erklärte zudem, die nächsten fünf Jahre würden nicht eine bloße Fortsetzung seiner ersten Amtszeit werden. Es werde sich einiges im Land ändern müssen.

    Le Pen gesteht Niederlage ein

    Le Pen gestand ihre Niederlage ein. Sie sagte zu ihren Anhängern jedoch auch, das "historische Ergebnis" verschaffe eine hervorragende Ausgangsposition. Heute Abend beginne die große Schlacht um die Parlamentswahlen. Ihre Partei Rassemblement National sei offen für alle, die sich gegen Emmanuel Macron verbünden wollten. Sie werde ihr Engagement für Frankreich und die Franzosen fortsetzen mit der Energie, der Ausdauer und der Verbundenheit, die man von ihr kenne.

    Zemmour für nationalistischen Block bei Parlamentswahl

    Der extrem rechte Erstrundenkandidat Zemmour sagte nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses, die nationalistischen Kräfte in Frankreich müssten sich zusammentun. Die politische Situation vor der Parlamentswahl zwinge zum Handeln.

    Mélenchon: Macron in einem Meer ungültiger Stimmen

    Der Drittplatzierte der ersten Wahlrunde, der Linkspopulist Mélenchon, erklärte, Frankreich habe es eindeutig abgelehnt, Le Pen seine Zukunft anzuvertrauen. Er ergänzte, Macron sei der Präsident mit dem schlechtesten Ergebnis der fünften Republik. Er überlebe in einem Meer von Enthaltungen, leeren und ungültigen Stimmzetteln.
    Mélenchon blickt ebenfalls bereits auf die kommenden Parlamentswahlen. Er rief diejenigen, die unzufrieden mit Macrons Politik sind, dazu auf, nicht aufzugeben. Es sei möglich, den Präsidenten und dessen Partei La République en Marche bei der Wahl im Juni zu schlagen.

    Grünen-Politiker Jadot: Schlimmstes verhindert

    Der gescheiterte grüne Präsidentschaftskandidat Jadot zeigte sich erleichtert über das Ergebnis. "Danke an alle, die einen Damm gegen die extreme Rechte errichtet haben", schrieb er bei Twitter. "Das Schlimmste ist verhindert worden, aber das Land ist gespaltener als je zuvor." Jetzt komme es auf die Parlamentswahlen im Juni an.

    Erste Wiederwahl eines französischen Präsidenten seit Chirac 2002

    Es ist das erste Mal seit der Wiederwahl von Jacques Chirac 2002, dass ein französischer Präsident im Amt bestätigt wurde. Die Wahl galt als richtungsweisend für die Zukunft Europas. Es war erwartet worden, dass ein Wahlsieg Le Pens unter anderem die deutsch-französische Zusammenarbeit erschwert hätte.

    Baldiger Rücktritt von Premier Castex?

    Premierminister Castex hatte bereits seinen Rücktritt für den Fall eines Macron-Wahlsiegs angekündigt. Macron hatte erklärt, dass der künftige Premier oder die Premierministerin auch für Umweltpolitik zuständig sein solle. Macron war in die Kritik geraten, weil seine Umwelt- und Klimapolitik während des ersten Mandats hinter den Erwartungen von Teilen der Gesellschaft zurückgeblieben war.

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    Wie die Zeitungen Macrons Wahlsieg kommentieren.
    Diese Nachricht wurde am 24.04.2022 im Programm Deutschlandfunk gesendet.