Freitag, 19. April 2024


März 2013: Puppenspiel

Im März ist »lyrix« zu Gast in Bad Liebenwerda. Marionetten aus der Dauerausstellung des Wandermarionettentheaters und ein Gedicht der zeitgenössischen Autorin Kerstin Preiwuß geben Anreiz zum Thema Puppenspiel.

01.03.2013
    Fühlt ihr euch manchmal fremdgesteuert oder von einer unbekannten Kraft gelenkt? So, als ob jemand anders die Fäden in der Hand hält und man die Kontrolle über sich und seine Entscheidungen abgegeben hat. Oder wie die Lyrikerin Kerstin Preiwuß in unserem Märzgedicht schreibt: "ganz marionettal ergeben".

    Es gibt Momente, in denen alles einfach passiert, ohne dass man selber Einfluss nehmen kann. Der ein oder andere nennt es vielleicht Schicksal. Oder seid ihr die Fädenzieher, beeinflusst und manipuliert eure Mitmenschen und lasst die Puppen tanzen?

    Eine Puppe am "seidenen Faden" haben wir im Kreismuseum Bad Liebenwerda gefunden.

    Die Dauerausstellung des Kreismuseums Bad Liebenwerda entführt in die Geschichte des mitteldeutschen Wandermarionettentheaters. In der Zeit des 18. bis 20. Jahrhundert zogen die Marionettenspieler vom Frühjahr bis zum Herbst mit ihren Wohn- und Packwagen von Dorf zu Dorf, um mit dem Spiel am seidenen Faden Alt und Jung zu begeistern.

    Unser Märzgedicht zum Thema Puppenspiel kommt von der Lyrikerin Kerstin Preiwuß, ohne Titel:

    weiß nicht was es bedeutet dass ich so tanzwütig bin
    ich ritt auf einem hund und wurde nicht gesund
    ich trage eine mordswut in meinem wespenblut
    gefaltet wie in einer westentasche
    wer hat das eingefädelt
    diese anfallsucht von schwarzsehen weissagen
    kommt die vom hirn
    dort wachsen pilze bis in die stirn
    überzieht ein myzel mich wie ein trieb
    bin ich ganz marionettal ergeben
    allerdings führen die stricke nach innen
    das ist zum bäume ausreißen haare ausraufen länder durchlaufen
    das ist zum durchlauf erhitzen zum berberitzen ausschwitzen

    (von: Kerstin Preiwuß. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin.)

    Wir übergeben euch den Faden und laden euch ein, ihn weiter zu spinnen und uns eure Gedichte zum Thema Puppenspiel zu schicken.

    Hier findet ihr unsere E-Mail Vorlage.
    Die aktuellen Wettbewerbsbedingungen könnt ihr online nachlesen.



    Kerstin Preiwuß
    Kerstin Preiwuß, 1980 in Lübz geboren, lebt als freie Autorin in Leipzig. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Psychologie in Leipzig und Aix-en-Provence, promovierte über deutsch-polnische Städtenamen und ist Absolventin des Deutschen Literaturinstituts Leipzig, wo sie auch lehrte. 2006 debütierte sie mit dem Gedichtband Nachricht von neuen Sternen. 2008 erhielt sie das Hermann-Lenz-Stipendium. Von 2010-2012 war sie Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift Edit. 2012 erschien ihr zweiter Gedichtband Rede im Suhrkamp Verlag.


    Kreismuseum Bad Liebenwerda
    Das Kreismuseum Bad Liebenwerda wurde 1953/54 gegründet. Schwerpunkt der Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit ist heute: Die Geschichte des regionalen Wandermarionettentheaters. Das Museum besitzt eine Bibliothek von ca. 10 000 Bänden zur Regionalgeschichte des Elbe-Elster-Lands, Puppentheaterliteratur, genealogische Bestände und Literatur zur Ur- und Frühgeschichte sowie eine umfangreiche archäologische Sammlung.


    Das Unterrichtsmaterial für den Monat März finden sie hier.
    Die Puppe am seidenen Faden
    Die Puppe am seidenen Faden (Frank Höhler)
    Kerstin Preiwuß
    Kerstin Preiwuß (Sascha Kokot)
    Museum des mitteldeutschen Wandermarionettentheaters
    Museum des mitteldeutschen Wandermarionettentheaters (Veit Rösler)