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Mal zunehmend, mal abnehmend
Geht die Sonne unter, nimmt der Mond zu

Zwei Tage nach Neumond zeigt sich heute Abend eine wunderschöne Sichel am Westhimmel. Nach einem Astronomen-Kalauer lässt sich die Masse des Mondes nicht genau bestimmen, weil der Begleiter der Erde ständig ab- und wieder zunimmt. Beim Anblick der Sichel heute werden sich viele Laien fragen, ob nun ein zu- oder abnehmender Mond am Himmel steht.

Von Dirk Lorenzen |
    Bald nach Sonnenuntergang zeigt sich die zunehmende Mondsichel am Westhimmel.
    Bald nach Sonnenuntergang zeigt sich die zunehmende Mondsichel am Westhimmel (Stellarium)
    Christian Morgenstern hat dies schon vor mehr als hundert Jahren in einem Gedicht erkärt:
    Als Gott den lieben Mond erschuf, gab er ihm folgenden Beruf. Beim Zu- sowohl wie beim Abnehmen, sich deutschen Lesern zu bequemen, ein a formierend und ein Zett, dass keiner groß zu denken hätt. Befolgend dies ward der Trabant, ein völlig deutscher Gegenstand.
    Kann man in die Mondsichel ein Schreibschrift-Z schreiben, so nimmt sie zu. Markiert die Mondsichel dagegen den Bogen eines A, so nimmt sie ab.
    Doch diese Regel hat ihre Tücken: Zum einen muss man für sie ein geschwunges Z schreiben, etwa wie früher in der Sütterlin-Schrift. Zum anderen funktioniert diese Regel nicht auf der Südhalbkugel, wo der Mond kopfüber am Himmel steht. Morgenstern führt dort völlig in die Irre.
    Mondsichel auf der Südhalbkugel – da hilft Morgenstern nicht weiter
    Mondsichel auf der Südhalbkugel – da hilft Morgenstern nicht weiter (ESO/Hüdepohl)
    Es geht auch viel einfacher: Steht der Mond bei Sonnenuntergang am Himmel, so nimmt er zu. Ist er bei Sonnenaufgang zu sehen, so nimmt er ab. Dies gilt immer und überall.
    Wenn man von einigen Ausnahmen in den Nächten rund um Vollmond absieht, so lässt sich die Regel noch etwas erweitern: Am Abendhimmel nimmt der Mond zu. Zeigt er sich erst am frühen Morgen, so nimmt er ab.
    Die Sichel heute und an den kommenden Abenden nimmt also – zu!