Klein: "Change" - ein Wort mit Zauberkraft also in diesem Wahlkampf, aber wie viel Wandel, wie viel Wechsel wollen die Amerikaner denn wirklich? Eine nicht ganz unwichtige Frage beim Blick auf das Rennen um das Weiße Haus, die ich jetzt besprechen möchte mit Charles King Mallory, Direktor des Aspen-Institutes in Berlin. Guten Morgen!
Mallory: Guten Morgen Frau Klein.
Klein: Was ist Ihr Fazit nach diesem Super Tuesday? Was sagt dieser Tag über die Stimmung in den Vereinigten Staaten aus?
Mallory: Es ist eines sehr, sehr interessant für mich unter den demokratischen Wählern, wenn man die Ergebnisse anschaut. Die ist, dass 70 Prozent mehr oder weniger positiv eingestellt sich gegenüber einer Kandidatur von Obama oder von Clinton. Mit anderen Worten: sie sind mit der Wahl, die vorliegt, zufrieden. Es wird jetzt auf der demokratischen Seite ein langer Kampf bis zum August in Denver/Colorado sein, wo jeder Delegierte zählt, aber da glaube ich gibt es auf der demokratischen Seite eine Aussicht für einen Wechsel. Ich vertrete auch die Ansicht, dass der Wind in Richtung der Demokraten weht. Da glaube ich war es eine ziemlich positive Wahl.
Auf der republikanischen Seite ist es bitter. Der rechte Flügel ist stark gegen McCain und versucht, Sabotage zu organisieren, und es gibt einen bitteren Kampf. Glücklicherweise haben wir noch einige Monate vor den Wahlen, wo man das vielleicht noch überwinden kann.
Klein: Wovon hängt ab, ob McCain in seiner eigenen Partei ausreichend Unterstützung erhalten wird, um die Nominierung zu schaffen?
Mallory: Ich glaube, dass er mit den Gewinnen heute einen wesentlichen Schub nach vorne bekommen hat. Wenn man sich das anschaut: er hat Kalifornien, New York und New Jersey, drei Schlüsselstaaten was die Wahlmänner in einer Präsidentschaftswahl betrifft, gewonnen. Die große Frage ist, ob Huckabee bei seinem Ausscheiden ihn unterstützt. Ich glaube, dass es eher der Fall sein wird. Dann hat er jemand, der immerhin einen wesentlichen Teil von den Stimmen, die sonst an Romney gegangen wären, gewonnen und die könnte er vielleicht beeinflussen in Richtung McCain.
Klein: Bei den Demokraten blieb es auch an diesem entscheidenden Vorwahltag bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen Obama/Clinton. Ist das so ein bisschen das Duell Erlöser gegen Realistin? Läuft es am Ende darauf hinaus, ob die Demokraten zumindest mit dem Herzen oder dem Verstand abstimmen?
Mallory: Ich sehe es ein bisschen anders. Das Interessante für mich zumindest ist, dass die Frau Clinton die Schlüsselstaaten New York, New Jersey und Kalifornien auch gewonnen hat. Ich gehe davon aus, dass sie jetzt wirklich wieder ihre Frontrunner-Position eingenommen hat. Wenn man sich wirklich anschaut, wie sich das demographisch aufsplittet, dann ist es eher ein Kampf innerhalb der Demokraten zwischen Männern und Frauen, zwischen Schwarzen und Wählern hispanischer Herkunft, zwischen älteren und jüngeren Wählern. Diese Gruppen gehen alle in verschiedene Richtungen: entweder Obama oder Clinton.
Klein: Wie viel Substanz hat denn das Versprechen, das Obama in diesen Wahlkampf hineingetragen hat, "Change" und "We can"?
Mallory: Ich glaube, dass das eigentlich echt ist. Er hat eine ziemlich eindeutige Position, was Irak betrifft, eingenommen und könnte glaube ich einen viel stärkeren Kontrast in einer Präsidentschaftswahl aufzeigen gegenüber Herrn McCain, wenn McCain tatsächlich der Kandidat sein sollte. Das würde für Frau Clinton schwieriger sein, weil sie eine sagen wir mal nuanciertere Position eingenommen hat.
Klein: Geht es auch ein bisschen darum: Vision gegen Realität? Das scheinen zwei Pole zu sein, die anscheinend unvereinbare Gegensätze darstellen, aber in Wahrheit bedürfen beide Teile ja einander. Da sind wir bei der Frage: wie traumhaft wäre ein Doppel-Ticket Clinton/Obama? Die Machtpolitikerin auf der einen Seite, der Visionär auf der anderen Seite. Was ist Ihre Meinung dazu?
Mallory: Das wäre natürlich ein Traum-Ticket und es ist nicht auszuschließen, dass es auch noch zu Stande kommt. Allerdings muss man sagen, dass die Vizepräsidentschaftsentscheidung in der letzten Minute normalerweise getroffen wird und dann wählt man sich normalerweise jemanden, der einem helfen kann in einem Schlüsselstaat, wo man noch einen zusätzlichen Sprung braucht, um irgendwelche Mängel in der Präsidentschaftswahl nachzuholen. Realistin und so? - Ich glaube im Endeffekt geht es um die Mannschaften, die diese Leute unterstützen. Und was die Außenpolitik betrifft bin ich nicht so sicher, dass es solch einen klaren Unterschied zwischen den beiden in dieser Hinsicht gibt.
Klein: Entscheidet Amerika in gewisser Weise auch über einen neuen Führungsstil, eine neue Verkörperung der Autoritäten, denn das Aufbegehren gegen das so genannte Establishment von Washington ist ja legendär? Wie stark spielt das in den kommenden Monaten noch eine Rolle?
Mallory: Ich glaube, dass das schon etwas daran liegt. Es ist interessant für mich, dass wirklich der McCain und sein Sieg trotz den Versuchen des republikanischen Establishments und dem rechten Flügel zu Stande gekommen ist. Die Wähler scheinen die republikanische Partei wieder in die Mitte zu ziehen, nachdem sie ziemlich nach rechts gegangen ist in den letzten Jahren. Entweder bei McCain oder bei Clinton/Obama glaube ich wird es einen wesentlich anderen Ton geben.
Klein: Entscheidend wird die Frage ja sein was passiert, wenn beide Kandidaten dann feststehen? Dann wird noch mal wahrscheinlich mit ziemlich harten Bandagen gekämpft. Die Clinton-Berater sagen jetzt schon, die Hillary ist so gestählt durch verschiedene Krisen; die wird ein mögliches Sperrfeuer von der anderen Seite besser aushalten können. Wird das auch noch ein Faktor jetzt im Vorwahlkampf sein?
Mallory: Das ist bestimmt richtig. Sie ist in dieser Hinsicht getestet, aber auf der anderen Seite ist Obama in gewisser Hinsicht ein Tabula rasa. Es gibt viele Materialien im Keller, die gegen Frau Clinton verwendet werden können. Gut: sie kann Härte haben, das auszustehen, aber man wird natürlich darauf zurückkommen, warum man so langsam Afghanistan angegangen ist in der Clinton-Administration.
Klein: Eher doch diese Themen und weniger persönliche Geschichten aus der Ära, als Bill Clinton Präsident war?
Mallory: Schwer zu sagen. Ich glaube vor allem wird es über die Wirtschaft gehen, weil ja die Arbeitslosigkeit steigt, Leute ihre Häuser verlieren. Das ist im Endeffekt der Schlüsselpunkt bei jeder Wahl. Man wählt seinen Geldbeutel, wie man bei uns so sagt. Es sei denn irgendetwas wie die Ermordung von Bhutto kommt vor in den Monaten zwischen der Wahl am 5. November und dem Ende der demokratischen Konvention am 4. September.
Klein: Persönlichkeiten und Visionen standen sehr stark jetzt im Vordergrund im Wahlkampf. Später wird es dann viel, viel stärker denke ich mal um die Inhalte gehen. Sie haben einige Stichworte angesprochen: Wirtschaftspolitik, Gesundheitsversicherung, auch die Außenpolitik. Was denken Sie unter dem Strich: Wohin tendieren die Amerikaner dann wirklich, wenn es um die Sachfragen geht? Wie viel Wandel möchten sie dann tatsächlich?
Mallory: Ich glaube das hängt von jedem Abschnitt ab. Ich glaube im Irak, wenn man die Umfragen anschaut, gibt es ziemlich große Unzufriedenheit und da möchte man wirklich zu irgendeiner Lösung kommen. Ich habe meine Zweifel, ob die Amerikaner wirklich bereit sind, sich was die Gesundheitspolitik, Ausbildung oder Rente betrifft zu verändern. Es sind natürlich Wahlkampfthemen. Man kann sich stark differenzieren und positionieren. Aber wenn es wirklich dann zur Sache kommt, werden bestimmte Interessen sehr stark betroffen und dann entdeckt man plötzlich, dass man gar nicht so eifrig war, als man es gedacht hat.
Klein: Charles Mallory, der Direktor des Aspen-Institutes in Berlin. Ich bedanke mich für das Gespräch!
Mallory: Gerne geschehen.
Mallory: Guten Morgen Frau Klein.
Klein: Was ist Ihr Fazit nach diesem Super Tuesday? Was sagt dieser Tag über die Stimmung in den Vereinigten Staaten aus?
Mallory: Es ist eines sehr, sehr interessant für mich unter den demokratischen Wählern, wenn man die Ergebnisse anschaut. Die ist, dass 70 Prozent mehr oder weniger positiv eingestellt sich gegenüber einer Kandidatur von Obama oder von Clinton. Mit anderen Worten: sie sind mit der Wahl, die vorliegt, zufrieden. Es wird jetzt auf der demokratischen Seite ein langer Kampf bis zum August in Denver/Colorado sein, wo jeder Delegierte zählt, aber da glaube ich gibt es auf der demokratischen Seite eine Aussicht für einen Wechsel. Ich vertrete auch die Ansicht, dass der Wind in Richtung der Demokraten weht. Da glaube ich war es eine ziemlich positive Wahl.
Auf der republikanischen Seite ist es bitter. Der rechte Flügel ist stark gegen McCain und versucht, Sabotage zu organisieren, und es gibt einen bitteren Kampf. Glücklicherweise haben wir noch einige Monate vor den Wahlen, wo man das vielleicht noch überwinden kann.
Klein: Wovon hängt ab, ob McCain in seiner eigenen Partei ausreichend Unterstützung erhalten wird, um die Nominierung zu schaffen?
Mallory: Ich glaube, dass er mit den Gewinnen heute einen wesentlichen Schub nach vorne bekommen hat. Wenn man sich das anschaut: er hat Kalifornien, New York und New Jersey, drei Schlüsselstaaten was die Wahlmänner in einer Präsidentschaftswahl betrifft, gewonnen. Die große Frage ist, ob Huckabee bei seinem Ausscheiden ihn unterstützt. Ich glaube, dass es eher der Fall sein wird. Dann hat er jemand, der immerhin einen wesentlichen Teil von den Stimmen, die sonst an Romney gegangen wären, gewonnen und die könnte er vielleicht beeinflussen in Richtung McCain.
Klein: Bei den Demokraten blieb es auch an diesem entscheidenden Vorwahltag bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen Obama/Clinton. Ist das so ein bisschen das Duell Erlöser gegen Realistin? Läuft es am Ende darauf hinaus, ob die Demokraten zumindest mit dem Herzen oder dem Verstand abstimmen?
Mallory: Ich sehe es ein bisschen anders. Das Interessante für mich zumindest ist, dass die Frau Clinton die Schlüsselstaaten New York, New Jersey und Kalifornien auch gewonnen hat. Ich gehe davon aus, dass sie jetzt wirklich wieder ihre Frontrunner-Position eingenommen hat. Wenn man sich wirklich anschaut, wie sich das demographisch aufsplittet, dann ist es eher ein Kampf innerhalb der Demokraten zwischen Männern und Frauen, zwischen Schwarzen und Wählern hispanischer Herkunft, zwischen älteren und jüngeren Wählern. Diese Gruppen gehen alle in verschiedene Richtungen: entweder Obama oder Clinton.
Klein: Wie viel Substanz hat denn das Versprechen, das Obama in diesen Wahlkampf hineingetragen hat, "Change" und "We can"?
Mallory: Ich glaube, dass das eigentlich echt ist. Er hat eine ziemlich eindeutige Position, was Irak betrifft, eingenommen und könnte glaube ich einen viel stärkeren Kontrast in einer Präsidentschaftswahl aufzeigen gegenüber Herrn McCain, wenn McCain tatsächlich der Kandidat sein sollte. Das würde für Frau Clinton schwieriger sein, weil sie eine sagen wir mal nuanciertere Position eingenommen hat.
Klein: Geht es auch ein bisschen darum: Vision gegen Realität? Das scheinen zwei Pole zu sein, die anscheinend unvereinbare Gegensätze darstellen, aber in Wahrheit bedürfen beide Teile ja einander. Da sind wir bei der Frage: wie traumhaft wäre ein Doppel-Ticket Clinton/Obama? Die Machtpolitikerin auf der einen Seite, der Visionär auf der anderen Seite. Was ist Ihre Meinung dazu?
Mallory: Das wäre natürlich ein Traum-Ticket und es ist nicht auszuschließen, dass es auch noch zu Stande kommt. Allerdings muss man sagen, dass die Vizepräsidentschaftsentscheidung in der letzten Minute normalerweise getroffen wird und dann wählt man sich normalerweise jemanden, der einem helfen kann in einem Schlüsselstaat, wo man noch einen zusätzlichen Sprung braucht, um irgendwelche Mängel in der Präsidentschaftswahl nachzuholen. Realistin und so? - Ich glaube im Endeffekt geht es um die Mannschaften, die diese Leute unterstützen. Und was die Außenpolitik betrifft bin ich nicht so sicher, dass es solch einen klaren Unterschied zwischen den beiden in dieser Hinsicht gibt.
Klein: Entscheidet Amerika in gewisser Weise auch über einen neuen Führungsstil, eine neue Verkörperung der Autoritäten, denn das Aufbegehren gegen das so genannte Establishment von Washington ist ja legendär? Wie stark spielt das in den kommenden Monaten noch eine Rolle?
Mallory: Ich glaube, dass das schon etwas daran liegt. Es ist interessant für mich, dass wirklich der McCain und sein Sieg trotz den Versuchen des republikanischen Establishments und dem rechten Flügel zu Stande gekommen ist. Die Wähler scheinen die republikanische Partei wieder in die Mitte zu ziehen, nachdem sie ziemlich nach rechts gegangen ist in den letzten Jahren. Entweder bei McCain oder bei Clinton/Obama glaube ich wird es einen wesentlich anderen Ton geben.
Klein: Entscheidend wird die Frage ja sein was passiert, wenn beide Kandidaten dann feststehen? Dann wird noch mal wahrscheinlich mit ziemlich harten Bandagen gekämpft. Die Clinton-Berater sagen jetzt schon, die Hillary ist so gestählt durch verschiedene Krisen; die wird ein mögliches Sperrfeuer von der anderen Seite besser aushalten können. Wird das auch noch ein Faktor jetzt im Vorwahlkampf sein?
Mallory: Das ist bestimmt richtig. Sie ist in dieser Hinsicht getestet, aber auf der anderen Seite ist Obama in gewisser Hinsicht ein Tabula rasa. Es gibt viele Materialien im Keller, die gegen Frau Clinton verwendet werden können. Gut: sie kann Härte haben, das auszustehen, aber man wird natürlich darauf zurückkommen, warum man so langsam Afghanistan angegangen ist in der Clinton-Administration.
Klein: Eher doch diese Themen und weniger persönliche Geschichten aus der Ära, als Bill Clinton Präsident war?
Mallory: Schwer zu sagen. Ich glaube vor allem wird es über die Wirtschaft gehen, weil ja die Arbeitslosigkeit steigt, Leute ihre Häuser verlieren. Das ist im Endeffekt der Schlüsselpunkt bei jeder Wahl. Man wählt seinen Geldbeutel, wie man bei uns so sagt. Es sei denn irgendetwas wie die Ermordung von Bhutto kommt vor in den Monaten zwischen der Wahl am 5. November und dem Ende der demokratischen Konvention am 4. September.
Klein: Persönlichkeiten und Visionen standen sehr stark jetzt im Vordergrund im Wahlkampf. Später wird es dann viel, viel stärker denke ich mal um die Inhalte gehen. Sie haben einige Stichworte angesprochen: Wirtschaftspolitik, Gesundheitsversicherung, auch die Außenpolitik. Was denken Sie unter dem Strich: Wohin tendieren die Amerikaner dann wirklich, wenn es um die Sachfragen geht? Wie viel Wandel möchten sie dann tatsächlich?
Mallory: Ich glaube das hängt von jedem Abschnitt ab. Ich glaube im Irak, wenn man die Umfragen anschaut, gibt es ziemlich große Unzufriedenheit und da möchte man wirklich zu irgendeiner Lösung kommen. Ich habe meine Zweifel, ob die Amerikaner wirklich bereit sind, sich was die Gesundheitspolitik, Ausbildung oder Rente betrifft zu verändern. Es sind natürlich Wahlkampfthemen. Man kann sich stark differenzieren und positionieren. Aber wenn es wirklich dann zur Sache kommt, werden bestimmte Interessen sehr stark betroffen und dann entdeckt man plötzlich, dass man gar nicht so eifrig war, als man es gedacht hat.
Klein: Charles Mallory, der Direktor des Aspen-Institutes in Berlin. Ich bedanke mich für das Gespräch!
Mallory: Gerne geschehen.