Birke: Immer neue Staatsschulden, stetig wachsende Sozialleistungen, finanziert nach dem Generationenvertrag von immer weniger Arbeitenden, auch und vor allem für die Nichterwerbstätigen, sprich Rentner. Längst haben die jungen Menschen das Gefühl, sie müssten den Älteren einen Wohlstand finanzieren, den sie selbst nie mehr in der Form beanspruchen können. Wohl deshalb hatte der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, vielleicht etwas aus der Hüfte geschossen, angeregt, die Krankenkassen mögen über 85jährigen keine künstlichen Hüftgelenke finanzieren und den Zahnersatz auch nicht. Viel Kritik erntete der junge Unionschef, aber auch Beifall und Verständnis, unter anderem von der CDU-Politikerin Katherina Reiche, einst als Familienministerin von Kanzlerkandidat Stoiber designiert. Die amtierende Familienministerin, Renate Schmidt, hat jetzt vor einem "Krieg der Generationen" gewarnt. Wir sind nun mit einer Vertreterin der jungen Generation, nämlich mit der CSU-Bundestagsabgeordneten Dorothee Mantel, verbunden. Schönen guten Morgen, Frau Mantel.
Mantel: Guten Morgen.
Birke: Frau Mantel, sind denn solche Warnungen vor einem Generationenkrieg gerechtfertigt?
Mantel: Also, ich glaube, wenn man sich so geschickt oder beziehungsweise so ungeschickt ausdrückt wie unser JU-Bundesvorsitzender, dann kann das natürlich leicht den Eindruck erwecken. Es ist vielleicht leider heute so, dass solche provokativen Forderungen gestellt werden müssen, um in der Presse Gehör zu finden, aber ich halte eigentlich persönlich überhaupt nichts davon.
Birke: Vor der Art, wie Herr Mißfelder das vorgetragen hat oder von den Inhalten, die er vorgetragen hat?
Mantel: Also, ich halte grundsätzlich nichts von Aussagen, die so drastisch getroffen werden, sowohl von der Art her, als auch vom Inhalt, weil man sowohl von der Art, als auch vom Inhalt her einfach viel besser abwägen muss. Deswegen hab ich mich über die Aussagen wahnsinnig geärgert.
Birke: Wo ziehen Sie denn nun die Grenze von dem, was noch für Ihre Generation als Belastung gerecht angesehen wird oder was zumutbar ist und was eigentlich der älteren Generation aufgebürdet werden sollte?
Mantel: Ich glaube, das ganz große Problem, das wir haben ist, dass die ältere Generation ja immer in dem Glauben gelebt hat, dass das alles so weiter gehen wird. Und wenn man Jahre lang oder Jahrzehnte lang gesagt bekommt, dass die Renten sicher sind, und langsam soll das wegbrechen, dann verstehe ich, dass da eine riesige Angst ist, das was man sich plötzlich, das, was man sich im Leben aufgebaut hat, das, was man gespart hat, dass man da einfach eine riesige Angst hat, das nicht mehr haben zu können. Und ich weiß auch von älteren Leuten in der Familie oder hier im Wahlkreis, dass die einfach sagen, wir haben jahrelang eingezahlt, wir haben immer damit gerechnet, wir haben vielleicht auch in guten Zeiten weniger zurück gelegt, weil wir einfach mit der staatlichen Rente gerechnet haben, und mit der staatlichen Fürsorge. Wir hätten ganz anders gelebt, wenn wir gewusst hätten, was jetzt auf uns zu kommt. Und ich glaube, dass da auch ein riesiges Problem ist, das man nicht so einfach unter den Tisch kehren kann. Umgekehrt können natürlich auch nicht wir doppelt zahlen, einmal für uns, dass es uns später gut geht, und dann für die, die jetzt noch in der älteren Generation leben. Da muss man sicher einen Kompromiss finden.
Birke: Wo könnte dieser liegen denn, Frau Mantel, sollten man den Rentner jetzt zum Beispiel die nächste Rentenanpassung aussetzten, als Solidarbeitrag, sollte man die Beteiligung der Rentner an der Finanzierung der Pflegeversicherung anheben?
Mantel: Also ich glaube, dass wirklich jeder seinen Beitrag leisten muss und dass es nicht so sein wird, wenn man jetzt die Renten aussetzt oder weniger anhebt, dass dann gleich jeder von Sozialhilfe leben muss, das glaube ich nicht. Man muss nur einfach ehrlich sein und jeder muss seinen Beitrag leisten und ich glaube, dann bin ich mir sicher, dass auch die Rentner ihren Beitrag leisten.
Birke: Das heißt, Sie sind also durchaus dafür, dass man mal bei den Rentnern auch eine Rentenanhebung aussetzt und dass man eben in der Pflegeversicherung mehr zur Kasse bittet bei der älteren Generation?
Mantel: Im richtigen Maß bin ich sicher dafür, ja, dass man wirklich bei jedem Einschnitte macht und wenn man das flächendeckend macht, dann ist, glaube ich, auch jeder Bürger bereit, das zu tun. Aber jetzt zu sagen, wir kappen ab einem gewissen Alter die und die Leistungen, oder dann waren ja auch noch härtere Aussagen in diesem Interview, ich weiß nicht, ob Sie das kennen, dass eben früher auch Menschen an Krücken laufen mussten, und dass, also, solche Aussagen, da bin ich wirklich vollkommen dagegen. Man muss nicht die hypermodernste Medizin machen, sage ich jetzt mal, das soll sich auch nicht falsch anhören, wenn man sagt, das ist nicht notwendig, man kann das auch anders regeln. Aber jemandem dann den Lebensstandard weg zu nehmen, aus Geiz oder weil man sagt, das Geld ist nicht vorhanden, da halte ich nichts davon, weil wir einfach zu weit entwickelt sind, als dass wir jetzt sagen könnten, wir gipsen dich nicht mehr, du kriegst nur noch eine Binde rumgewickelt.
Birke: Nach welchen Kriterien soll denn, wenn das Geld knapp ist, etwa in der Krankenversicherung, dann zum Beispiel die Entscheidung über eine notwendige Hüftgelenk-Operation getroffen werden?
Mantel: Ich glaube, dass einfach die Diskussion völlig falsch ist. Wenn wir jetzt davon sprechen, wo sparen wir ein bei notwendigen Operationen. Man müsste erst mal die Diskussion führen, wo sparen wir den ganzen Missbrauch ein. Da gehen im Gesundheitswesen Milliarden neben raus, einfach auch aus Missbrauchsgründen, und wenn des eingedämmt wäre, dann müssten wir diese Diskussion, wie wir sie heute führen, überhaupt nicht führen.
Birke: Das heißt, Sie sind durchaus mit dem Junge-Union-Chef Philipp Missfelder einer Meinung, dass alles auf den Prüfstand gehört im Bereich der Sozialversicherungen?
Mantel: Es muss alles auf den Prüfstand gesetzt werden, ja, aber trotzdem schließe ich mich seinen Forderungen nicht an, was die Kappung von solch wichtigen Operationen angeht.
Birke: Aber dennoch plädieren Sie für mehr Generationen-Gerechtigkeit, für eine stärkere Belastung der Rentner?
Mantel: Ich glaube, dass wir uns einfach gegenseitig unterstützen müssen, und nicht, dass wir uns gegenseitig bekriegen müssen, dass wir unseren Beitrag leisten und dass jede Generation auch ihren Beitrag leisten sollte.
Birke: Zum Generationenkonflikt war das die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Mantel als Vertreterin der jungen Generation. Recht herzlichen Dank für dieses Gespräch.
Mantel: Gern geschehen.
Link: Interview als RealAudio
Mantel: Guten Morgen.
Birke: Frau Mantel, sind denn solche Warnungen vor einem Generationenkrieg gerechtfertigt?
Mantel: Also, ich glaube, wenn man sich so geschickt oder beziehungsweise so ungeschickt ausdrückt wie unser JU-Bundesvorsitzender, dann kann das natürlich leicht den Eindruck erwecken. Es ist vielleicht leider heute so, dass solche provokativen Forderungen gestellt werden müssen, um in der Presse Gehör zu finden, aber ich halte eigentlich persönlich überhaupt nichts davon.
Birke: Vor der Art, wie Herr Mißfelder das vorgetragen hat oder von den Inhalten, die er vorgetragen hat?
Mantel: Also, ich halte grundsätzlich nichts von Aussagen, die so drastisch getroffen werden, sowohl von der Art her, als auch vom Inhalt, weil man sowohl von der Art, als auch vom Inhalt her einfach viel besser abwägen muss. Deswegen hab ich mich über die Aussagen wahnsinnig geärgert.
Birke: Wo ziehen Sie denn nun die Grenze von dem, was noch für Ihre Generation als Belastung gerecht angesehen wird oder was zumutbar ist und was eigentlich der älteren Generation aufgebürdet werden sollte?
Mantel: Ich glaube, das ganz große Problem, das wir haben ist, dass die ältere Generation ja immer in dem Glauben gelebt hat, dass das alles so weiter gehen wird. Und wenn man Jahre lang oder Jahrzehnte lang gesagt bekommt, dass die Renten sicher sind, und langsam soll das wegbrechen, dann verstehe ich, dass da eine riesige Angst ist, das was man sich plötzlich, das, was man sich im Leben aufgebaut hat, das, was man gespart hat, dass man da einfach eine riesige Angst hat, das nicht mehr haben zu können. Und ich weiß auch von älteren Leuten in der Familie oder hier im Wahlkreis, dass die einfach sagen, wir haben jahrelang eingezahlt, wir haben immer damit gerechnet, wir haben vielleicht auch in guten Zeiten weniger zurück gelegt, weil wir einfach mit der staatlichen Rente gerechnet haben, und mit der staatlichen Fürsorge. Wir hätten ganz anders gelebt, wenn wir gewusst hätten, was jetzt auf uns zu kommt. Und ich glaube, dass da auch ein riesiges Problem ist, das man nicht so einfach unter den Tisch kehren kann. Umgekehrt können natürlich auch nicht wir doppelt zahlen, einmal für uns, dass es uns später gut geht, und dann für die, die jetzt noch in der älteren Generation leben. Da muss man sicher einen Kompromiss finden.
Birke: Wo könnte dieser liegen denn, Frau Mantel, sollten man den Rentner jetzt zum Beispiel die nächste Rentenanpassung aussetzten, als Solidarbeitrag, sollte man die Beteiligung der Rentner an der Finanzierung der Pflegeversicherung anheben?
Mantel: Also ich glaube, dass wirklich jeder seinen Beitrag leisten muss und dass es nicht so sein wird, wenn man jetzt die Renten aussetzt oder weniger anhebt, dass dann gleich jeder von Sozialhilfe leben muss, das glaube ich nicht. Man muss nur einfach ehrlich sein und jeder muss seinen Beitrag leisten und ich glaube, dann bin ich mir sicher, dass auch die Rentner ihren Beitrag leisten.
Birke: Das heißt, Sie sind also durchaus dafür, dass man mal bei den Rentnern auch eine Rentenanhebung aussetzt und dass man eben in der Pflegeversicherung mehr zur Kasse bittet bei der älteren Generation?
Mantel: Im richtigen Maß bin ich sicher dafür, ja, dass man wirklich bei jedem Einschnitte macht und wenn man das flächendeckend macht, dann ist, glaube ich, auch jeder Bürger bereit, das zu tun. Aber jetzt zu sagen, wir kappen ab einem gewissen Alter die und die Leistungen, oder dann waren ja auch noch härtere Aussagen in diesem Interview, ich weiß nicht, ob Sie das kennen, dass eben früher auch Menschen an Krücken laufen mussten, und dass, also, solche Aussagen, da bin ich wirklich vollkommen dagegen. Man muss nicht die hypermodernste Medizin machen, sage ich jetzt mal, das soll sich auch nicht falsch anhören, wenn man sagt, das ist nicht notwendig, man kann das auch anders regeln. Aber jemandem dann den Lebensstandard weg zu nehmen, aus Geiz oder weil man sagt, das Geld ist nicht vorhanden, da halte ich nichts davon, weil wir einfach zu weit entwickelt sind, als dass wir jetzt sagen könnten, wir gipsen dich nicht mehr, du kriegst nur noch eine Binde rumgewickelt.
Birke: Nach welchen Kriterien soll denn, wenn das Geld knapp ist, etwa in der Krankenversicherung, dann zum Beispiel die Entscheidung über eine notwendige Hüftgelenk-Operation getroffen werden?
Mantel: Ich glaube, dass einfach die Diskussion völlig falsch ist. Wenn wir jetzt davon sprechen, wo sparen wir ein bei notwendigen Operationen. Man müsste erst mal die Diskussion führen, wo sparen wir den ganzen Missbrauch ein. Da gehen im Gesundheitswesen Milliarden neben raus, einfach auch aus Missbrauchsgründen, und wenn des eingedämmt wäre, dann müssten wir diese Diskussion, wie wir sie heute führen, überhaupt nicht führen.
Birke: Das heißt, Sie sind durchaus mit dem Junge-Union-Chef Philipp Missfelder einer Meinung, dass alles auf den Prüfstand gehört im Bereich der Sozialversicherungen?
Mantel: Es muss alles auf den Prüfstand gesetzt werden, ja, aber trotzdem schließe ich mich seinen Forderungen nicht an, was die Kappung von solch wichtigen Operationen angeht.
Birke: Aber dennoch plädieren Sie für mehr Generationen-Gerechtigkeit, für eine stärkere Belastung der Rentner?
Mantel: Ich glaube, dass wir uns einfach gegenseitig unterstützen müssen, und nicht, dass wir uns gegenseitig bekriegen müssen, dass wir unseren Beitrag leisten und dass jede Generation auch ihren Beitrag leisten sollte.
Birke: Zum Generationenkonflikt war das die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Mantel als Vertreterin der jungen Generation. Recht herzlichen Dank für dieses Gespräch.
Mantel: Gern geschehen.
Link: Interview als RealAudio