"Wenn dieser Titel international anerkannt ist, tun wir gut daran, diese Marke auch weiterhin zu vertreten."
Karl-Dieter Grüske klingt optimistisch. Endlich sei wieder Fahrt gekommen in die Diskussion um den Diplom-Ingenieur. Seit der Abschaffung dieses weltweiten, bekannten und geschätzten Titels durch Edelgard Buhlmahn 2004 sei das Ausland immer wieder verständnislos an ihn herangetreten:
"Wir haben selbst erlebt, dass wir bei einem Doppelstudiengang zum Beispiel in Korea fast deshalb nicht mehr zum Zuge gekommen wären, weil wir den Diplom-Ingenieur abschaffen mussten und die Koreaner gesagt haben, den Master können wir selber machen, dafür brauchen wir kein Doppelstudiengang. Wir wollen den Diplom-Ingenieur, den deutschen."
Seit Mecklenburg-Vorpommern im Alleingang den Titel des Diplom-Ingenieurs wieder eingeführt hat, rumort es in den Präsidentenstuben der technischen Universitäten. Lieber heute als morgen soll der Diplom-Ingenieur wieder alleiniger Titel für die Absolventen technischer Berufe werden, so Grüske, der gleichzeitig auch Sprecher der UniBay, dem Zusammenschluss der bayerischen Universitäten ist:
"Ich kann nur sagen, so schnell wie möglich. Ob das nun im Frühjahr oder im Sommer oder Herbst sein wird, weiß ich natürlich nicht."
Knackpunkt der Diskussion: Der alte Konkurrenzkampf zwischen Fachhochschulen, in Bayern Hochschulen für angewandte Wissenschaften genannt, und den Universitäten ist wieder aufgeflammt. Die Fachhochschulen befürchten eine Benachteiligung ihrer Absolventen, auf deren Zeugnissen ein Dipl.-Ing Fachhochschule stünde, bei den Universitäten ein Dipl.-Ing.Universität. Die formalen Unterschiede, die mit dem Bologna-Prozess aufgehoben werden sollten, würden damit wieder eingeführt werden, grummelt der Präsident der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern, Gunter Schweiger:
"Ich bedauere die Diskussion, ich kann sie nicht befürworten. Ich empfinden den Diplom-Ingenieur zwar noch als Marke, aber wir würden jetzt die Verwirrung sowohl in der Industrie, wie bei den Eltern und den zukünftigen Studenten komplett machen. Das würde ich gern vermeiden, deshalb bin ich nicht für die Wiedereinführung des Diplom-Ingenieurs."
Dabei geht es den Universitäten in Bayern nicht um eine Änderung, Verzögerung oder gar Aufhebung des Bologna-Prozesses. Allein die Marke sei wichtig betont TU-Präsident Wolfgang A. Hermann. Nur darf es nicht sein, dass die Absolventen den Titel Diplom-Ingeneir erst nach dem Master tragen dürften, an den Fachhochschulen aber schon nach einem achtsemestrigen Bachelorstudiengang. Deshalb setzt die TU München jetzt auf einen Trick:
"Wir werden demnächst den ersten Studierenden gleichzeitig den Master of Science und den Diplom-Ingenieur TUM verleihen."
Aus den Reihen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften schaut man sehr genau auf diesen 4. Februar, sagt Gunter Schweiger:
"Ja man muss sehen, wenn die Universitäten den Diplom-Ingenieur für den Master einführen, dann führen wir den auch ein, das ist gehupft wie gesprungen, wie man in Bayern sagt. Wir profitieren genauso vom Diplom-Ingenieur wie wir möglicherweise verlieren durch die zusätzliche Verwirrung."
Im Wissenschaftsministerium an der Salvatorstraße winkt man nur ab. Wenn es nur um den Titel ginge, dann hätte man das Problem längst gelöst. Doch es geht auch um Studiengänge, um Curricula und teilweise unverständliche Wertungen der verschiedenen Bachelor und Master an Universitäten und Fachhochschulen, so Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch:
"Wir müssen ja auch sehen im Verhältnis zum Diplom-Ingenieur an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Die haben ja sieben Semester. Was ist dann, wenn wir den Master geben? Also das passt dann wieder nicht zusammen. Also rechtlich ist das total verworren. Drum glaube ich sollten wir die Diskussion in die Richtung führen 'Ist äquivalent'. Das kommt am besten an und bringt am meisten."
Aus den Kreisen der Absolventen, die am 4. Februar die neuen Abschlusszeugnisse bekommen heißt es, dass der Diplom-Ingenieur vor allem bei älteren Professoren im Ausland wichtig sei. Den jüngeren Personalchefs gehe ich vor allem darum, von welcher Universität der Absolvent kommt. Das sei die Zukunft, ist sich auch TU-Präsident sicher. Aber Wolfgang Herrmann geht noch weiter.
"Ich meine, es ist der Ausfluss der akademischen Freiheit, der die Titel definieren muss. Bestenfalls noch sanktioniert durch das jeweils dazugehörende Bundesland. Es müsste ganz klar eine bayerische Angelegenheit sein und nicht eine Bundessache."
Zur Zeit bereitet die TU9, der Zusammenschluss der technischen Universitäten Deutschlands eine Resolution vor, in der die Wiedereinführung des Titels "Diplom-Ingenieur" gefordert wird.
Karl-Dieter Grüske klingt optimistisch. Endlich sei wieder Fahrt gekommen in die Diskussion um den Diplom-Ingenieur. Seit der Abschaffung dieses weltweiten, bekannten und geschätzten Titels durch Edelgard Buhlmahn 2004 sei das Ausland immer wieder verständnislos an ihn herangetreten:
"Wir haben selbst erlebt, dass wir bei einem Doppelstudiengang zum Beispiel in Korea fast deshalb nicht mehr zum Zuge gekommen wären, weil wir den Diplom-Ingenieur abschaffen mussten und die Koreaner gesagt haben, den Master können wir selber machen, dafür brauchen wir kein Doppelstudiengang. Wir wollen den Diplom-Ingenieur, den deutschen."
Seit Mecklenburg-Vorpommern im Alleingang den Titel des Diplom-Ingenieurs wieder eingeführt hat, rumort es in den Präsidentenstuben der technischen Universitäten. Lieber heute als morgen soll der Diplom-Ingenieur wieder alleiniger Titel für die Absolventen technischer Berufe werden, so Grüske, der gleichzeitig auch Sprecher der UniBay, dem Zusammenschluss der bayerischen Universitäten ist:
"Ich kann nur sagen, so schnell wie möglich. Ob das nun im Frühjahr oder im Sommer oder Herbst sein wird, weiß ich natürlich nicht."
Knackpunkt der Diskussion: Der alte Konkurrenzkampf zwischen Fachhochschulen, in Bayern Hochschulen für angewandte Wissenschaften genannt, und den Universitäten ist wieder aufgeflammt. Die Fachhochschulen befürchten eine Benachteiligung ihrer Absolventen, auf deren Zeugnissen ein Dipl.-Ing Fachhochschule stünde, bei den Universitäten ein Dipl.-Ing.Universität. Die formalen Unterschiede, die mit dem Bologna-Prozess aufgehoben werden sollten, würden damit wieder eingeführt werden, grummelt der Präsident der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern, Gunter Schweiger:
"Ich bedauere die Diskussion, ich kann sie nicht befürworten. Ich empfinden den Diplom-Ingenieur zwar noch als Marke, aber wir würden jetzt die Verwirrung sowohl in der Industrie, wie bei den Eltern und den zukünftigen Studenten komplett machen. Das würde ich gern vermeiden, deshalb bin ich nicht für die Wiedereinführung des Diplom-Ingenieurs."
Dabei geht es den Universitäten in Bayern nicht um eine Änderung, Verzögerung oder gar Aufhebung des Bologna-Prozesses. Allein die Marke sei wichtig betont TU-Präsident Wolfgang A. Hermann. Nur darf es nicht sein, dass die Absolventen den Titel Diplom-Ingeneir erst nach dem Master tragen dürften, an den Fachhochschulen aber schon nach einem achtsemestrigen Bachelorstudiengang. Deshalb setzt die TU München jetzt auf einen Trick:
"Wir werden demnächst den ersten Studierenden gleichzeitig den Master of Science und den Diplom-Ingenieur TUM verleihen."
Aus den Reihen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften schaut man sehr genau auf diesen 4. Februar, sagt Gunter Schweiger:
"Ja man muss sehen, wenn die Universitäten den Diplom-Ingenieur für den Master einführen, dann führen wir den auch ein, das ist gehupft wie gesprungen, wie man in Bayern sagt. Wir profitieren genauso vom Diplom-Ingenieur wie wir möglicherweise verlieren durch die zusätzliche Verwirrung."
Im Wissenschaftsministerium an der Salvatorstraße winkt man nur ab. Wenn es nur um den Titel ginge, dann hätte man das Problem längst gelöst. Doch es geht auch um Studiengänge, um Curricula und teilweise unverständliche Wertungen der verschiedenen Bachelor und Master an Universitäten und Fachhochschulen, so Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch:
"Wir müssen ja auch sehen im Verhältnis zum Diplom-Ingenieur an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Die haben ja sieben Semester. Was ist dann, wenn wir den Master geben? Also das passt dann wieder nicht zusammen. Also rechtlich ist das total verworren. Drum glaube ich sollten wir die Diskussion in die Richtung führen 'Ist äquivalent'. Das kommt am besten an und bringt am meisten."
Aus den Kreisen der Absolventen, die am 4. Februar die neuen Abschlusszeugnisse bekommen heißt es, dass der Diplom-Ingenieur vor allem bei älteren Professoren im Ausland wichtig sei. Den jüngeren Personalchefs gehe ich vor allem darum, von welcher Universität der Absolvent kommt. Das sei die Zukunft, ist sich auch TU-Präsident sicher. Aber Wolfgang Herrmann geht noch weiter.
"Ich meine, es ist der Ausfluss der akademischen Freiheit, der die Titel definieren muss. Bestenfalls noch sanktioniert durch das jeweils dazugehörende Bundesland. Es müsste ganz klar eine bayerische Angelegenheit sein und nicht eine Bundessache."
Zur Zeit bereitet die TU9, der Zusammenschluss der technischen Universitäten Deutschlands eine Resolution vor, in der die Wiedereinführung des Titels "Diplom-Ingenieur" gefordert wird.