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Marktbericht: die Zwetsche

Derzeit hat sie Hochsaison, die Zwetsche und das merkt man beispielsweise auch beim Bäcker, wo es vermehrt den Zwetschenkuchen zu kaufen gibt. Allerdings ist dieses kulinarische Vergnügen in diesem Jahr etwas teurer als im Vorjahr, denn die Ernte fällt derzeit nicht so üppig aus. Die Zwetschen sind in diesem Jahr knapp.

von Stephan Haufe | 07.09.2001
    Heutzutage ist alles Zwetsche, dabei gibt?s Unterschiede in der Steinform und in der Löslichkeit des Fruchtfleischs vom Stein. Aber da ist früher so viel gekreuzt und getan worden, so dass alles verwaschen ist, so dass man sagen kann, handelsüblich ist nur noch die Zwetsche.

    Zwetsche oder Pflaume, das ist nicht die Frage, so Bauer Michael Rönn. Früher waren beide Kulturpflanzen eigenständige Gewächse mit klar unterscheidbaren Eigenschaften. Zwetschen sind im Gegensatz zu Pflaumen von länglich ovaler Form und fallen in der Größe kleiner als Pflaumen aus. Ihr Fruchtfleisch ist grünlich gelb und von festerer Konsistenz. Pflaumen dagegen sind rundlicher, enthalten mehr Saft und haben eine erkennbare Bauchnaht. Mittlerweile aber ist es Zwetsche wie Pflaume, was jetzt als ovale Frucht in blau-violetter Farbe vermehrt auf die Ladentheken der Obsthändler kommt. Je nach Sorte werden die Früchte von August bis Oktober frisch angeboten. Michael Rönn empfiehlt Haus-Zwetschen zu kaufen, insbesondere die Sorte 'Wolf?.

    Sie wird einigermaßen groß, sie ist sehr gut vom Stein lösend, beim Backen macht sie wenig Saft. Keine große Sauerei im Backofen, von daher würde ich sagen, das Beste was wir so haben.

    Die ursprünglich aus Vorderasien stammende Frucht wird hierzulande gern zu Marmelade oder Mus eingekocht. Dafür eignen sich am besten die späteren Sorten, zum Beispiel 'Top' und 'Elena'. Bei längerer Aufbewahrung ist darauf zu achten, dass der weiße Reif auf der Schale der Früchte nicht zerstört wird. Diese Wachsschicht ist ein Qualitätsmerkmal aller Pflaumen. Sie spiegelt das Aroma wieder und schützt die Zwetsche davor auszutrocknen.

    Die frühen Sorten eignen sich eher für den Frischverzehr, denn sie haben einen hohen Säuregehalt. Da Zwetschen viel Vitamin B sowie Kalium und Magnesium enthalten, sind sie eine gute Nervennahrung. Als solch stärkende Kost für Zwischendurch ist das Obst am Besten roh zu verzehren, denn Vitamin B wird durch Hitzeinwirkung wie Einkochen oder Backen, zerstört.

    Die größten deutschen Anbaugebiete dieser Obstart liegen in Rheinland-Pfalz und in Baden. Während dort nach der Rekordernte im letzten Jahr nun weniger Zwetschen erwartet werden, vermelden die westfälischen Anbaugebiete erneut einen Zuwachs, weil die Anbauflächen in dieser Region ausgeweitet wurden.

    Und wie die Ernte so die Preise, wie Markus Nöthen von der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse erklärt:

    In der Regel hat man ertragsreiche im Wechsel mit ertragsarmen Jahren. In diesem Jahr ist die Situation so, das es wenig Pflaumen gibt. Zur Zeit liegen die inländischen Pflaumen so bei 2,50 je Kilogramm, wobei es da auch ein Nord-Südgefälle gibt. Im Süden gibt es ja mehr Pflaumen als im Norden.

    Insgesamt erwartet die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle für dieses Jahr etwa 40.000 Tonnen, 30 Prozent weniger als im vorigen Jahr. Verantwortlich dafür sind die schlechten Witterungsbedingungen des letzten Frühjahrs.

    Zusätzlich zu den heimischen Erträgen werden jährlich etwa 47.000 Tonnen Zwetschen aus dem Ausland eingeführt, vorrangig aus Frankreich, Spanien und Italien. Der Großteil der Zwetschen- und Pflaumen geht in die Konservenproduktion.

    Österreichisches Powidl, Allgäuer Stoppelfuchs oder der Pflaumenschnaps Slibowitz sind einige der edleren Köstlichkeiten, zu denen Zwetschen verarbeitet werden können. Und nicht zu vergessen, der Zwetschendatschi oder Zwetschenkuchen, wie auch Bauer Rönn weiß:

    Ich als Erzeuger bevorzuge immer die Zwetsche auf?m schönen Hefeteig, bisschen Sahne drüber und schönes Tässchen Kaffee dazu.