Mittwoch, 08. Mai 2024

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Mars-Mission InSight
"Sandkasten mit richtig coolem Spielzeug"

Für die Mars-Mission InSight der NASA erforscht ein Maulwurf-Roboter derzeit den roten Planeten. Jeder Schritt des Geräts wird vorab in einem Labor auf der Erde simuliert. Die Modelle müssen genau so positioniert sein wie auf dem Mars. Die leitende Ingenieurin vergleicht dieses Testbett mit einem Sandkasten.

Von Kerstin Zilm | 26.03.2019
Der Maulwurf genannte Schlagbohrer soll 2018 in die Marsoberfläche eindringen
Was der Maulwurf auf dem Mars ausführt, wird vorher in Kalifornien geübt (DLR)
Marleen Martinez Sundgaard begrüßt Besucher, die sich am Jet Propulsion Lab der NASA in Pasadena das sogenannte Testbett ansehen wollen. Die leitende Ingenieurin des Labors nennt es "einen Sandkasten mit wirklich coolem Spielzeug".
Martinez Sundgaard zeigt auf die maßstabgetreuen Modelle der Instrumente, die derzeit im Rahmen der Mars-Mission InSight den roten Planeten erforschen. In der Mitte ein dreibeiniger Lander mit Solarpanelen, Greifarm und von goldener Folie geschützten Instrumenten. Davor ein kuppelförmiger Seismograph und eine Bohrvorrichtung, entwickelt von Forschern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, der so genannte Mars-Maulwurf.
Sandkasten als Marssimulation
Die 35 Jahre alte Ingenieurin erklärt: Um vorab zu testen, was die Sonde und ihre Instrumente als nächstes auf dem Mars tun sollen, müssen die Modelle haargenau so positioniert sein, wie auf dem Planeten.
"Kaum waren wir gelandet, mussten wir herausfinden, ob wir flach stehen oder gekippt, wie groß die Neigung ist und ob wir uns noch bewegen. Als wir die Daten hatten, haben wir alles genau nachgebildet."
Marleen Martinez Sundgaard arbeitet mit dem Marsroboter "Maulwurf"
Marleen Martinez Sundgaard probt im "Sandkasten" die Befehle für den Maulwurf (Kerstin Zilm)
Dafür schieben Martinez Sundgaard und ihr Team graue Granat-Kiesel, die den Mars-Boden simulieren, in die richtige Position. Statt von endloser Weite sind sie dabei von Messgeräten, Scheinwerfern und Kameras umgeben.
Lebensziel Marsbesuch
Die Nasa hat ein Video mit der Laborleiterin gemacht, die davon träumt, selbst einmal auf dem Mars zu stehen.
O-Ton Video: "Working on InSight just gets me a little bit closer to that dream of one day being able to go to Mars."
Der Traum begann damit, dass ihr Vater Marleen und ihren vier Geschwistern im Garten die Sterne zeigte. Inzwischen hat Martinez Sundgaard selbst einen zweieinhalb Jahre alten Sohn mit ihrem Mann, der auch bei der Nasa arbeitet. Sie ist ein aufsteigender Star unter den Frauen der Weltraumforschung.
O-Ton Podcast: "Space missions and the people who work on them need to have grit. One person with this quality is Marleen Martinez Sundgaard."
In einem Nasa-Podcast erzählt sie von Hindernissen auf ihrem Weg zum Mars-Testbett.
Die Eltern von Martinez Sundgaard waren mexikanische Wanderarbeiter auf den Kartoffeläckern an der US-Westküste. Martinez arbeitete in den Ferien und an Wochenenden mit ihnen. Drei Monate im Jahr lebte die Familie in Mexiko, in einem kleinen Ort nahe der Grenze zu Texas.
"Dort zur Schule zu gehen war auch schwer. Ich spreche genug Spanisch um mich zu unterhalten, aber nicht zum Beispiel um Biologie zu verstehen. Ich habe alles aufgeschrieben und dann zu Hause meinen Vater gefragt, was es bedeutet."
Vorbild für Kinder und Jugendliche mit Tourette-Syndrom
Noch etwas anderes unterschied Marleen von ihren Klassenkameraden. Ihr Mund zuckte und ihre Augen zwinkerten unkontrollierbar. Sie wiederholte ganze Sätze, ohne dass sie es wollte. Erst als junge Frau verstand sie, dass sie eine Nervenkrankheit hat: das Tourette-Syndrom.
Heute ist die Weltraum-Ingenieurin Vorstandsmitglied einer Organisation für Kinder und Jugendliche mit der neuro-psychiatrischen Erkrankung.
"Es macht unheimlich Spaß, ihnen zu erzählen, was ich tue, vom Raumfahrtprogramm, von meinem Beruf. Ich sage ihnen, dass das Tourette-Syndrom bei nichts, was sie erreichen wollen, im Weg stehen muss."
Martinez Sundgaard ist dafür das beste Beispiel. In der Schule gewann sie mit einem Aufsatz über das Weltall eine Woche im Astronautencamp. Dank guter Noten und mehreren Praktika im Feld bekam sie ein volles Stipendium für das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität von Washington und dann den Nasa-Job.
Ihren Traum, Astronautin zu werden, gibt sie nicht auf. Dreimal wurde ihre Bewerbung fürs Astronautenprogramm bereits abgelehnt. Nächstes Jahr will sie es wieder versuchen.