"Ich ringe mit Dämonen. Und als wäre das nicht genug, ringe ich mit einem strafenden Gott, der mir gänzlich fremd ist."
Der Hamburger Zeichner Moritz Stetter zeigt den deutschen Reformator Martin Luther, wie er als junger Mönch um seinen Glauben kämpft.
"Bin ich zum Paradies erwählt? Stehe ich geschrieben im Buch der Lebenden?"
Schwitzend liegt er auf dem Boden seiner Mönchszelle, während grimmige Dämonen ihn anfallen, die Stetter mit besonders viel Fantasie gezeichnet hat:
"Am meisten Spaß haben natürlich die Dämonen gemacht, das ist ja klar."
In fast expressionistischen Schwarz-Weiß-Bildern schildert der 29-Jährige, wie Luther zu seinem tiefen Glauben kam, der ihn später dazu brachte, den Ablasshandel der katholischen Kirche in seinen 95 Thesen anzuprangern und sich schließlich vor dem Reichstag in Worms gegen Papst und Kaiser zu stellen:
"Ich bekenne mich zu meinen Büchern und Veröffentlichungen. Mein Gewissen ist in Gottes Wort gefangen. Somit will und kann ich nicht widerrufen. Gott helfe mir. Amen."
Luther wird für vogelfrei erklärt und soll auf den Scheiterhaufen, doch das Volk liebt ihn. Er erhält Zuflucht auf der Wartburg, wo er das Neue Testament ins Deutsche übersetzt. So weit, so bekannt. Doch Stetter schildert auch das Leben des alternden Luthers, der sich von den Aufständischen des Deutschen Bauernkriegs abwendet, die sich doch auf seine Schriften berufen.
"Der Legende eines Menschen tut es nicht immer unbedingt gut, alt zu werden","
bemerkt Stetter, und darin hat Luther einiges mit den Popstars der Moderne gemeinsam.
""Also für mich war er eher ein widersprüchlicher Typ. Man muss sowieso unterscheiden zwischen dem jungen Luther und dem älteren Luther, der dann auch ein sehr verbitterter Mensch war. Also sobald er im sicheren Hafen war und unter dem Schutz der Fürsten stand, hat er genauso gegen andere Glaubensrichtungen gehetzt, wie er selber als Ketzer von der katholischen Kirche verfolgt wurde."
Sehr gelungen ist an Stetters "Luther"-Band die Mischung seiner eigenen ausdrucksstarken Comicsprache mit den Bildwelten aus Luthers Zeiten, inspiriert von Künstlern wie Albrecht Dürer, Hieronymus Bosch und Lukas Cranach dem Älteren. Stetter zitiert Holzschnitte, Gemälde und Porträts, die in diesem Zusammenhang zu ganz neuem Leben erweckt werden.
Irreführend ist allerdings die Bezeichnung "Graphic Novel", die gut sichtbar auf dem Umschlag prangt und wohl verkaufsfördernd wirken soll. Eine literarische Erzählung in Bildern ist "Luther" gerade nicht. Das Buch hält sich streng an die geschichtliche Überlieferung und wagt nicht, Luther als Romanfigur zu eigenem Leben zu erwecken.
"Ich glaube, der Verlag hat es jetzt als Konfirmationsgeschenk lanciert, oder Schullektüre. Warum nicht!"
"Luther" ist im Übrigen eine Auftragsarbeit, die zweite schon, die Stetter für das Gütersloher Verlagshaus realisiert hat. Sein erstes Werk war eine Biografie des christlichen Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Mit viel Fleiß und wachsendem Interesse hat Stetter sich in die Themen eingearbeitet, alleine für "Luther" hat er ein Dreivierteljahr recherchiert. Insgesamt sechs Jahre hat er nun an christlichen Themen in Comicform gearbeitet. Der Zeichner, der einen Teil seines Lebensunterhalts nachts hinter einem Tresen verdient - und das Nachtleben als eine seiner größten Inspirationsquellen nennt -, ist dankbar, sich jetzt etwas anderem zuwenden zu dürfen:
"Meine nächste Graphic Novel ist schon in Arbeit, ist wieder eine Auftragsarbeit, und hat diesmal nichts mit Christentum, Spätmittelalter oder Nationalsozialismus zu tun. Geht in eine ganz andere Richtung. Mehr wird nicht verraten."
Info
"Luther" von Moritz Stetter ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen. Es hat 160 Seiten und kostet 14,99 Euro
ISBN 978-3-579-07054-4
Der Hamburger Zeichner Moritz Stetter zeigt den deutschen Reformator Martin Luther, wie er als junger Mönch um seinen Glauben kämpft.
"Bin ich zum Paradies erwählt? Stehe ich geschrieben im Buch der Lebenden?"
Schwitzend liegt er auf dem Boden seiner Mönchszelle, während grimmige Dämonen ihn anfallen, die Stetter mit besonders viel Fantasie gezeichnet hat:
"Am meisten Spaß haben natürlich die Dämonen gemacht, das ist ja klar."
In fast expressionistischen Schwarz-Weiß-Bildern schildert der 29-Jährige, wie Luther zu seinem tiefen Glauben kam, der ihn später dazu brachte, den Ablasshandel der katholischen Kirche in seinen 95 Thesen anzuprangern und sich schließlich vor dem Reichstag in Worms gegen Papst und Kaiser zu stellen:
"Ich bekenne mich zu meinen Büchern und Veröffentlichungen. Mein Gewissen ist in Gottes Wort gefangen. Somit will und kann ich nicht widerrufen. Gott helfe mir. Amen."
Luther wird für vogelfrei erklärt und soll auf den Scheiterhaufen, doch das Volk liebt ihn. Er erhält Zuflucht auf der Wartburg, wo er das Neue Testament ins Deutsche übersetzt. So weit, so bekannt. Doch Stetter schildert auch das Leben des alternden Luthers, der sich von den Aufständischen des Deutschen Bauernkriegs abwendet, die sich doch auf seine Schriften berufen.
"Der Legende eines Menschen tut es nicht immer unbedingt gut, alt zu werden","
bemerkt Stetter, und darin hat Luther einiges mit den Popstars der Moderne gemeinsam.
""Also für mich war er eher ein widersprüchlicher Typ. Man muss sowieso unterscheiden zwischen dem jungen Luther und dem älteren Luther, der dann auch ein sehr verbitterter Mensch war. Also sobald er im sicheren Hafen war und unter dem Schutz der Fürsten stand, hat er genauso gegen andere Glaubensrichtungen gehetzt, wie er selber als Ketzer von der katholischen Kirche verfolgt wurde."
Sehr gelungen ist an Stetters "Luther"-Band die Mischung seiner eigenen ausdrucksstarken Comicsprache mit den Bildwelten aus Luthers Zeiten, inspiriert von Künstlern wie Albrecht Dürer, Hieronymus Bosch und Lukas Cranach dem Älteren. Stetter zitiert Holzschnitte, Gemälde und Porträts, die in diesem Zusammenhang zu ganz neuem Leben erweckt werden.
Irreführend ist allerdings die Bezeichnung "Graphic Novel", die gut sichtbar auf dem Umschlag prangt und wohl verkaufsfördernd wirken soll. Eine literarische Erzählung in Bildern ist "Luther" gerade nicht. Das Buch hält sich streng an die geschichtliche Überlieferung und wagt nicht, Luther als Romanfigur zu eigenem Leben zu erwecken.
"Ich glaube, der Verlag hat es jetzt als Konfirmationsgeschenk lanciert, oder Schullektüre. Warum nicht!"
"Luther" ist im Übrigen eine Auftragsarbeit, die zweite schon, die Stetter für das Gütersloher Verlagshaus realisiert hat. Sein erstes Werk war eine Biografie des christlichen Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Mit viel Fleiß und wachsendem Interesse hat Stetter sich in die Themen eingearbeitet, alleine für "Luther" hat er ein Dreivierteljahr recherchiert. Insgesamt sechs Jahre hat er nun an christlichen Themen in Comicform gearbeitet. Der Zeichner, der einen Teil seines Lebensunterhalts nachts hinter einem Tresen verdient - und das Nachtleben als eine seiner größten Inspirationsquellen nennt -, ist dankbar, sich jetzt etwas anderem zuwenden zu dürfen:
"Meine nächste Graphic Novel ist schon in Arbeit, ist wieder eine Auftragsarbeit, und hat diesmal nichts mit Christentum, Spätmittelalter oder Nationalsozialismus zu tun. Geht in eine ganz andere Richtung. Mehr wird nicht verraten."
Info
"Luther" von Moritz Stetter ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen. Es hat 160 Seiten und kostet 14,99 Euro
ISBN 978-3-579-07054-4