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Massachusetts
US-Gemeinde plant Verbot von Tabakverkauf

Westminster im US-Bundesstaat Massachusetts hat 7.000 Einwohner und sieben Läden, die Tabak verkaufen. Die örtliche Gesundheitsbehörde denkt nun über ein Verkaufsverbot für Tabakwaren nach und wäre damit die erste rauchfreie Gemeinde der USA. Kioskbesitzer fürchten um ihren Umsatz, Raucher fühlen sich bevormundet.

Von Miriam Braun | 12.11.2014
    Vincent's Country Store, ein Laden direkt an der Hauptstraße in Westminster. Hinter der Kasse sind in einem Regal viele bunte Zigarettenschachteln aufgereiht - ein übliches Bild in kleinen Supermärkten wie diesen. Welches hier vielleicht bald verschwindet, denn das örtliche Gesundheitsamt will den Verkauf von Tabak- und Nikotinprodukten verbieten. Ladenbesitzer Brian Vincent ist nicht begeistert:
    Wenn das wirklich durchgeht, sagt er, was müsse man in der Folge dann noch alles verbieten. "Süßigkeiten weil sie Diabetes verursachen oder Mortadella und Frühstücks-Speck, weil es das Cholesterin erhöhe?"
    Denn die Behörde argumentiert tatsächlich einzig mit gesundheitlichen Bedenken, man wolle vor allem Kinder vor dem ungesunden Zigarettenkonsum schützen. Elizabeth Swedberg vom lokalen Gesundheitsamt:
    "Wir wollen Leben retten. Zigaretten sind das einzige Produkt, dass 50 Prozent derer umbringt, die es konsumieren."
    Rauchen an öffentlichen Plätzen bereits eingeschränkt
    Wenn nichts weiter unternommen werde, stürben 5,6 Millionen heute Minderjährige in den USA. Massachusetts hat das Rauchen am Arbeitsplatz bereits verboten und in mehr als 100 Gemeinden darf auch auf öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden nicht geraucht werden. DJ Wilson von der gemeinnützigen Behörde des Staates, der Gemeinden bei Regulierungen von Tabakkonsum unterstützt:
    "Wenn Zigaretten heute erstmals entwickelt würden, wäre der Verkauf verboten."
    Der Konsum von Tabak soll dem Vorschlag, den Wilson mitgeschrieben hat, nicht verboten werden, lediglich der Verkauf. Für Brian Vincent und seinen Laden bedeutet das Umsatzeinbußen von mehr als sieben Prozent - eventuell mehr, wenn es seine Kunden dazu bringt, andere Märkte fünf Minuten außerhalb der Ortsgrenzen anzufahren. Studien in den USA zeigen, dass ein Drittel der Umsätze in Kiosken und kleinen Buden als Beikauf von Zigaretten generiert wird. Auch einige von Vincents Kunden sind nicht begeistert:
    "Sind wir jetzt wieder in die Zeit der Prohibition zurück gewandert oder wie? Das ist ein Rückschritt, wenn Sie mich fragen."
    Sechs weitere Läden dürfen momentan in Westminster Tabakprodukte vertreiben. Sie haben eine Unterschriftenaktion gegen die Verbotspläne gestartet. Mehr als 1000 Bürger unterstützen diese. Sogar der Gouverneur des Staates Massachusetts Charlie Baker ist skeptisch.
    "Ich bin ein großer Verfechter, dass Gemeinden ihre eigenen Entscheidungen treffen, aber ich glaube, diese hier ist schwer durchzusetzen und keine gute Idee."
    Suche nach einem Mittelweg
    Sollte es zu einem Verbot kommen, könnte dies Schule machen und weitere Gemeinden könnten folgen: so wie es auch in einige gibt, in denen nur an bestimmten Tagen Alkohol gekauft werden kann. Es gelte, den Gegenwind der Industrie ernst zu nehmen, und vielleicht andere Lösungen für das Problem zu finden, meint Lokalreporter Scott Goldberg:
    "Vielleicht kann man einen besseren Mittelweg finden. So wie in New York City beispielsweise. wo die Steuern auf Tabak einfach sehr hoch sind. Oder wo das Ausgabealter 21 ist und nicht 18. Es muss irgendwas geben, womit Kinder vom Rauchen ferngehalten werden, ohne dass es der lokalen Wirtschaft schadet."
    Noch heute wird eine öffentliche Anhörung dazu stattfinden. Allerdings seien Fragen und Kommentierungen vorher einzureichen und nur teilweise erlaubt, beklagen die Gegner.