Jasper Barenberg: Vier Tote, über 100 Verletzte, Verwüstungen in 5 Ortschaften – Eine Million Kubikmeter ätzender Industrieschlamm haben sich in Ungarn aus dem geborstenen Speicher einer Aluminiumhütte ergossen. Es ist die wohl schlimmste Umweltkatastrophe, die das Land bisher erlebt hat. Wir wollen darüber jetzt sprechen mit Herwig Schuster von Greenpeace Österreich. Er ist uns telefonisch zugeschaltet. Einen schönen guten Tag, Herr Schuster.
Herwig Schuster: Grüß Gott!
Barenberg: Von einem ökologischen Disaster ist jetzt die Rede. Für wie gravierend halten Sie den Unfall und seine Folgen?
Schuster: Was wir heute sehen können ist, dass wir es sicher mit einer der größten drei Umweltkatastrophen zu tun haben, die wir in den letzten zwei, drei Jahrzehnten gesehen haben. Es ist hier eine riesige Menge an Industrieschlamm in die Umwelt gelangt, es ist eine Million Kubikmeter. Wir wissen noch nicht, wie giftig dieser Schlamm ist. Es laufen jetzt gerade Analysen, was Arsen betrifft, was Quecksilber betrifft, was andere Giftstoffe betrifft. Wenn es sich hier bestätigt, dass hier auch zusätzlich zu diesem Schlamm Giftstoffe drin sind, dann haben wir es wirklich mit einer Megakatastrophe zu tun.
Barenberg: Was weiß man denn grundsätzlich über die Zusammensetzung des Schlamms, wie sie in Aluminiumhütten verwendet werden?
Schuster: Der Hauptbestandteil dieses Schlamms ist Eisenoxid, Bauxit. Der Rohstoff für Aluminium enthält sehr viel Eisen und im Rahmen des sogenannten Bayer-Prozesses wird hier eben aus diesem Bauxit Aluminiumoxid produziert, und als Nebenprodukt fällt dieser Rotschlamm an, der überwiegend aus Eisenoxid besteht, aber auch aus allen Verunreinigungen, die im Bauxit drin sind, und das können zum Teil sehr, sehr böse und sehr, sehr giftige Stoffe sein.
Barenberg: Das verursacht Verletzungen, wie wir zur Kenntnis genommen haben und erfahren haben. Welche Umweltschäden werden dadurch ausgelöst?
Schuster: Auf alle Fälle sind dort mehr als 4000 Hektar Land zerstört. Dieser Giftschlamm hat sich dort über diese Fläche gelegt. Dort wird keine Landwirtschaft mehr in den nächsten zehn, vielleicht sogar 20, 30 Jahren möglich sein. Der Schlamm wird sich auch in das Fluss-System in Ungarn ergießen, wird auch zu einem Teil sicherlich in der Donau ankommen. Dort wird es zu Metallablagerungen kommen, die reichern sich in der Nahrungskette an, und somit ist das hier ein massiver Eingriff in das Ökosystem.
Barenberg: Die Behörden in Ungarn sind ja optimistisch, dass es dazu nicht kommt. Sie sprachen davon, dass der Schlamm auch in die Donau gelangen könnte. In etwa fünf Tagen rechnet man ja damit. Sind die Behörden in Ungarn zu optimistisch?
Schuster: Behörden sind grundsätzlich immer optimistisch. Es ist im Moment in der Tat natürlich noch nicht fix, dass der Schlamm in die Donau gelangt. Die ungarischen Behörden kämpfen und die kämpfen wirklich, hier das Schlimmste noch zu verhindern. Es wird ja versucht, mit großen Gipsmengen den Schlamm zu neutralisieren. Das könnte gelingen. Andererseits: wir sind auch skeptisch, dass diese riesige Schlamm-Menge hier auf diese Art wirklich gestoppt werden kann.
Barenberg: Und das bedeutet auch, Herr Schuster, dass es langfristige Folgen, auch Gefährdungen, Gefahren für die Gesundheit geben wird?
Schuster: Ja. Eine Gefahr ist hier sicher die Donau, wenn er in der Donau ist. Die Donau ist Trinkwasser-Reservoir für Millionen Menschen in Ungarn. Also hier ist eine Gefahr über eine Trinkwasser-Verunreinigung gegeben. Und es ist sicherlich auch so, dass die Region dort langfristig verschmutzt sein wird. Es besteht auch die Gefahr, dass, wenn der Schlamm getrocknet ist, er als Feinstaub über eine noch größere Gegend verteilt wird, und das wäre dann sehr, sehr ätzender Feinstaub, der zusätzlich möglicherweise auch mit Stoffen wie Arsen oder Quecksilber angereichert ist. Also das wahre Ausmaß kann im Moment einfach noch nicht abgeschätzt werden, aber das Worst-Case-Szenario sieht wirklich schlimm aus.
Barenberg: Wir werden auch weiter darüber berichten. Für den Moment vielen Dank an Herwig Schuster von Greenpeace Österreich für dieses Gespräch. Danke schön!
Schuster: Danke!
Herwig Schuster: Grüß Gott!
Barenberg: Von einem ökologischen Disaster ist jetzt die Rede. Für wie gravierend halten Sie den Unfall und seine Folgen?
Schuster: Was wir heute sehen können ist, dass wir es sicher mit einer der größten drei Umweltkatastrophen zu tun haben, die wir in den letzten zwei, drei Jahrzehnten gesehen haben. Es ist hier eine riesige Menge an Industrieschlamm in die Umwelt gelangt, es ist eine Million Kubikmeter. Wir wissen noch nicht, wie giftig dieser Schlamm ist. Es laufen jetzt gerade Analysen, was Arsen betrifft, was Quecksilber betrifft, was andere Giftstoffe betrifft. Wenn es sich hier bestätigt, dass hier auch zusätzlich zu diesem Schlamm Giftstoffe drin sind, dann haben wir es wirklich mit einer Megakatastrophe zu tun.
Barenberg: Was weiß man denn grundsätzlich über die Zusammensetzung des Schlamms, wie sie in Aluminiumhütten verwendet werden?
Schuster: Der Hauptbestandteil dieses Schlamms ist Eisenoxid, Bauxit. Der Rohstoff für Aluminium enthält sehr viel Eisen und im Rahmen des sogenannten Bayer-Prozesses wird hier eben aus diesem Bauxit Aluminiumoxid produziert, und als Nebenprodukt fällt dieser Rotschlamm an, der überwiegend aus Eisenoxid besteht, aber auch aus allen Verunreinigungen, die im Bauxit drin sind, und das können zum Teil sehr, sehr böse und sehr, sehr giftige Stoffe sein.
Barenberg: Das verursacht Verletzungen, wie wir zur Kenntnis genommen haben und erfahren haben. Welche Umweltschäden werden dadurch ausgelöst?
Schuster: Auf alle Fälle sind dort mehr als 4000 Hektar Land zerstört. Dieser Giftschlamm hat sich dort über diese Fläche gelegt. Dort wird keine Landwirtschaft mehr in den nächsten zehn, vielleicht sogar 20, 30 Jahren möglich sein. Der Schlamm wird sich auch in das Fluss-System in Ungarn ergießen, wird auch zu einem Teil sicherlich in der Donau ankommen. Dort wird es zu Metallablagerungen kommen, die reichern sich in der Nahrungskette an, und somit ist das hier ein massiver Eingriff in das Ökosystem.
Barenberg: Die Behörden in Ungarn sind ja optimistisch, dass es dazu nicht kommt. Sie sprachen davon, dass der Schlamm auch in die Donau gelangen könnte. In etwa fünf Tagen rechnet man ja damit. Sind die Behörden in Ungarn zu optimistisch?
Schuster: Behörden sind grundsätzlich immer optimistisch. Es ist im Moment in der Tat natürlich noch nicht fix, dass der Schlamm in die Donau gelangt. Die ungarischen Behörden kämpfen und die kämpfen wirklich, hier das Schlimmste noch zu verhindern. Es wird ja versucht, mit großen Gipsmengen den Schlamm zu neutralisieren. Das könnte gelingen. Andererseits: wir sind auch skeptisch, dass diese riesige Schlamm-Menge hier auf diese Art wirklich gestoppt werden kann.
Barenberg: Und das bedeutet auch, Herr Schuster, dass es langfristige Folgen, auch Gefährdungen, Gefahren für die Gesundheit geben wird?
Schuster: Ja. Eine Gefahr ist hier sicher die Donau, wenn er in der Donau ist. Die Donau ist Trinkwasser-Reservoir für Millionen Menschen in Ungarn. Also hier ist eine Gefahr über eine Trinkwasser-Verunreinigung gegeben. Und es ist sicherlich auch so, dass die Region dort langfristig verschmutzt sein wird. Es besteht auch die Gefahr, dass, wenn der Schlamm getrocknet ist, er als Feinstaub über eine noch größere Gegend verteilt wird, und das wäre dann sehr, sehr ätzender Feinstaub, der zusätzlich möglicherweise auch mit Stoffen wie Arsen oder Quecksilber angereichert ist. Also das wahre Ausmaß kann im Moment einfach noch nicht abgeschätzt werden, aber das Worst-Case-Szenario sieht wirklich schlimm aus.
Barenberg: Wir werden auch weiter darüber berichten. Für den Moment vielen Dank an Herwig Schuster von Greenpeace Österreich für dieses Gespräch. Danke schön!
Schuster: Danke!