Donnerstag, 25. April 2024

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Maurizio Pollini wird 75
Einer der besten Pianisten - nicht nur seiner Generation

Der italienische Pianist Maurizio Pollini stammt aus einer Künstlerfamilie aus Mailand. Sein Talent wurde schon früh etwa vom legendären Arturo Benedetti Michelangeli gefördert. Berühmt wurde er dann mit Beethoven- und Chopin-Interpretationen. Heute wird er 75 Jahre alt und plant weiter Tourneen in der ganzen Welt.

Von Jan-Christoph Kitzler | 05.01.2017
    Der italienische Pianist Maurizio Pollini erhält das Ehrenzeichen in Wien im Rathaus.
    Der italienische Pianist Maurizio Pollini. (imago stock&people)
    Programmhinweis: Wir senden in den Historischen Aufnahmen ab 22.05 Uhr
    Feuriger Grand'uomo, Der Pianist Maurizio Pollini (*1942) Am Mikrofon: Christoph Vratz
    Wenn man sagt, Maurizio Pollini sei einer der ganz großen Pianisten unserer Zeit, dann klingt das irgendwie schal – aber wer ihn je erlebt hat, weiß, dass dieser Satz stimmt. Zum Beispiel, wenn er Beethoven spielt.
    Immer wieder hat er Beethoven aufgenommen, dabei hat er sich anfangs zunächst einen Namen mit seinen Chopin-Interpretationen gemacht. Schon als 14-Jähriger spielte er die Chopin-Etüden öffentlich in Mailand. 1959 gewann er den Chopin-Wettbewerb in Warschau. Seitdem ist er auf den Konzertbühnen in aller Welt zuhause.
    "Mein Repertoire ist nicht sehr breit, es gibt Pianisten, die ein viel größeres hatten oder haben. Aber ich habe mein Repertoire in der Gewissheit gewählt, dass dieses oder jenes bestimmte Werk mich niemals ermüdet."
    Dabei hat er sich auch der Klaviermusik des 20. Jahrhunderts angenommen, spielt immer wieder Schönberg, Berio oder Nono. Und dann begeisterte er die Kritiker vor ein paar Jahren doch wieder mit seiner Aufnahme des "Wohltemperierten Klaviers" von Johann-Sebastian Bach.
    Immer mit dem eigenen Flügel unterwegs
    Maurizio Pollini stammt aus einer Künstlerfamilie aus Mailand. Arthur Rubinstein lobte sein Talent schon in jungen Jahren, der legendäre Arturo Benedetti Michelangeli gehörte zu seinen Lehrern. Er gilt als einer der technisch besten Pianisten nicht nur seiner Generation, immer bemüht um Klarheit und Präzision.
    "Das Klavier ist ein ziemlich neutrales Instrument. Aber es ist quasi unbegrenzt wandelbar. Ich meine den Prozess, in dem das Klavier zu einem singenden Instrument werden kann."
    Stets reist er mit seinem eigenen Instrument an. Dem "Fabbrini", benannt nach Angelo Fabbrini, einem Klavierbauer aus Pescara, der den Steinway-Flügel für den Maestro so überarbeitet hat, dass er fast schon etwas nostalgisch klingt, wie im 19. Jahrhundert. Und noch immer lotet Pollini aus, was mit dem Klavier möglich ist:
    "Dieses Instrument reagiert auf gewisse Weise und folgt deinen Sehnsüchten, deiner Suche, auf der du bist. Das ist ganz außerordentlich. Und das ist der Grund, warum ich bis heute begeistert bin, ein Pianist zu sein."
    Auch mit seinen nun 75 Jahren spielt Maurizio Pollini noch immer recht viele Konzerte. Eine USA-Reise ist 2017 geplant, Konzerte in ganz Europa – im Februar in Köln, im März in Frankfurt und im April in Berlin. Zuletzt konnte man lesen – der Maestro sei seinem Publikum entrückt, seine Musik spiele sich in seinem eigenen, inneren Kosmos ab. Er selbst aber hält den Kontakt zu seinem Publikum für wichtig:
    "Jedes Konzert hat andere Anforderungen. Weil die Konzertsäle unterschiedlich sind, weil die Leute sich ändern, weil ich mich ändere. Weil das Programm ein anderes ist. Das kann nicht einfach nur eine genaue Reproduktion sein."
    Maurizio Pollini steht für eine Ära von Klaviervirtuosen, von Konzerterlebnissen. Möge diese Ära noch möglichst lange dauern.