Ein Autobomben-Anschlag mitten in Europa schockierte vor fünf Jahren Politik und Medien. Der Mord an der maltesischen Bloggerin und Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia ist bis heute nicht abschließend aufgearbeitet. Nun hat einer der Angeklagten im Interview mit Reuters überraschend ein Geständnis abgegeben.
Journalisten-Morde sind nicht teuer
Gestanden hat der Angeklagte George Degiorgio. Polizei und Journalisten haben die Tat von 2017 anhand von Videomaterial rekonstruiert. Den Brüdern Alfred und George konnte dabei nachgewiesen werden, die Bombe platziert und gezündet zu haben. Im Interview sagte George Degiorgio, wenn er gewusst hätte, wen er umbringen soll, hätte er mehr Geld verlangt. Dazu erklärt Journalistin und Daphne-Caruana-Galizia-Stipendiatin Iris Rohmann im Deutschlandfunk: "Morde an Journalisten sind in der Regel nicht besonders teuer weltweit."
Alle wollen einen Deal
Einerseits komme das Geständnis zu diesem Zeitpunkt überraschend, andererseits habe niemand mit dem jahrelangen, internationalen Aufschrei gerechnet, den der Mord an der maltesischen Journalistin ausgelöst hat. Rohmann vermutet, dass Degiorgio auf Strafmilderung hofft. Er selbst deutete im Interview mit Reuters an, weiter auszusagen, damit sein Bruder und er "nicht alleine untergehen."
Ob dadurch Mitwisser und Auftraggeber fünf Jahre später noch zur Verantwortung gezogen werden können, sei trotzdem ungewiss, so Rohmanns Einschätzung: "Es ist klar, dass die maltesische Regierung eine Mitverantwortung und eine Mitschuld trägt daran, dass es überhaupt zu dem Mord kommen konnte. Daraufhin hat sich noch nichts bewegt."
Fünf Jahre nach dem Mord
Daphne Caruana Galizia bekam 2016 geleakte Informationen zu den Panama Papers. Sie recherchierte darauf zum Thema Korruption in der maltesischen Politik. Ihre Recherchen führten sie auf die oberste Regierungsebene. Ein Podcast arbeitet das Geschehene von damals erneut auf.