Dienstag, 19. März 2024

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Medien in der Türkei
Presse unter Kontrolle

Der Druck auf regierungskritische Journalisten in der Türkei ist weiterhin enorm. Etliche Reporter sitzen wegen ihrer Tätigkeit im Gefängnis, Zeitungen wurden verboten. Einige Beispiele zeigen allerdings auch, dass internationale Medienvertreter im Fokus stehen.

16.07.2019
    Mehrere türkische Zeitungen liegen auf einem Zeitungsständer vor einem Kiosk aus
    Die Medienlandschaft in der Türkei steht weiterhin unter Druck (imago/ Altan Gocher)
    In der Rangliste der Pressefreiheit belegt die Türkei seit Jahren einen der hinteren Plätze. Aktuell liegt das Land auf Platz 157 von 180. Gründe sind vor allem das restriktive Vorgehen gegen kritische Journalisten und die Einschränkung der Meinungsvielfalt: So wurden in den zurückliegenden Jahren etliche Redaktionen geschlossen oder in regierungsnahe Medienunternehmen eingegliedert.
    Die Organisation Reporter ohne Grenzen nennt in ihrer Liste derzeit 34 Journalisten, die wegen ihrer beruflichen Tätigkeit in Haft sitzen – so viele wie in kaum einem anderen Land.
    Druck auf ausländische Medienvertreter
    Zuletzt mussten Ende April etliche ehemalige Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet" ins Gefängnis, nachdem sie in einem Berufungsverfahren gescheitert waren. Unter ihnen sind der Karikaturist Musa Kart und der Reporter Güray Öz, die mehrjährigen Haftstrafen antreten mussten. Wie in den meisten Fällen wurden auch die "Cumhuriyet"-Mitarbeiter wegen Terrorpropaganda angeklagt – ein Vorwurf, der sich auch in früheren Fällen schon gegen kritische Journalisten richtete.
    ARD-Korrespondentin Karin Senz berichtet, dass auch ausländische Medien zunehmend unter Druck gesetzt würden. So habe die Denkfabrik Seta hat Material für einen 200-Seiten-Bericht über kritische Berichterstatter zusammengesammelt.
    Prozess gegen Yücel vertagt
    Unterdessen wurde in Istanbul der Prozess gegen Deniz Yücel fortgesetzt – und nach kurzer Zeit vertragt. Einen sofortigen Freispruch Yücels lehnte das Gericht allerdings ab, da es die im Mai in Deutschland eingereichte Verteidigungsschrift noch nicht erhalten habe. Der Prozess, der in Abwesenheit Yücels geführt wird, soll am 17. Oktober weitergehen. Auch Yücel wird von der Staatsanwaltschaft Terrorpropaganda vorgeworfen.
    Am Mittwoch wird außerdem das Urteil gegen den Türkei-Vertreter von Reporter ohne Grenzen, Erol Önderoğlu, erwartet. Anne Renzenbrink, die zuständige Referentin von Reporter ohne Grenzen, sagte gegenüber mediasres, dass die Aufmerksamkeit für die Lage der Journalisten im Land allerdings zuletzt nachgelassen habe.