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Medienkonzentration
Wenn kleine Verlage nach und nach geschluckt werden

Die Südwestdeutsche Medienholding befindet sich seit Jahren auf Expansionskurs. Deshalb gibt es rund um Stuttgart neben eben dieser SWMH immer weniger komplett eigenständige Verlage. Nach Ansicht der Gewerkschaften ist das eine schlechte Nachricht für die Meinungsvielfalt in der Region.

Von Thomas Wagner |
    Verschiedene Zeitungen, aufgenommen am 25.04.2017 in Stuttgart (Baden-Württemberg). Foto: Marijan Murat/dpa | Verwendung weltweit
    Zur Südwestdeutschen Medienholding gehören inzwischen etliche Zeitungen rund um Stuttgart. (dpa)
    "Ja, das ist eine Skizze, wo wir uns einmal die Südwestdeutsche Medienholding als Teil der südwestdeutschen Medienmacht aufzeigen lassen..."
    Siegfried Heim ist Gewerkschafter. In seinem Stuttgarter Verdi-Büro hängt ein riesiges Plakat mit großen und kleinen Rechtecken, die durch dünne Linien miteinander verbunden sind.
    "Das sind alles die Unterfirmen, weil insbesondere die SWMH alle Kleinverlage, die sie kriegen kann, aufkauft. Es waren vor allem Esslingen und die Böblinger Kreiszeitung / Böblinger Bote."
    "Nur noch Medien aus einem Konzern"
    Die Südwestdeutsche Medienholding ist aus dem altehrwürdigen Stuttgarter Zeitungsverlag hervorgegangen. Sie zählt mit knapp 6000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von knapp 900 Millionen Euro zu den ganz großen Medienunternehmen der Republik. Selbst die "Süddeutsche Zeitung" gehört dem Stuttgarter Konzern, der vor allem durch seine Expansionsstrategie auffällt. 2016 übernahm das Unternehmen die bis dahin selbständige "Esslinger Zeitung", vor etwas mehr als einem Jahr die "Kreiszeitung Böblinger Bote".
    Und erst kürzlich kam eine weitere Übernahme hinzu. "Das ist die Bietigheimer Zeitung, wo vor kurzem die SWMH die Mehrheit übernommen hat. Und damit hat man im Prinzip einen Riesenring geschlossen rund um die Metropolregion Stuttgart. Da hat man jetzt sozusagen nur noch Medien aus einem Konzern."
    Abgesehen von wenigen eigenständigen Blättern wie der "Ludwigsburger Kreiszeitung". Dagmar Lange ist Vorsitzende des Landesverbandes Baden-Württemberg im Deutschen Journalistenverband.
    Sie klagt: Mehr als 60 Arbeitsplätze seien durch die Übernahme alleine der beiden Blätter in Esslingen und Böblingen auf der Strecke geblieben. Auch sie befürchtet durch den Konzentrationsprozess ebenso wie ihr Verdi-Kollege Siegried Heim einen Verlust an publizistischer Vielfalt. "Die ist deutlich geringer geworden, weil das ist ja das Geschäftsmodell der Südwestdeutschen Medienholding, dass von dieser großen Redaktion in Stuttgart aus alle kleineren Redaktionen beliefert werden und dort nur noch wenige Journalisten arbeiten, die dort eine lokale Färbung bringen."
    Eine Handvoll Exklusiv-Autoren
    "Im Blick auf die regionale, lokale Berichterstattung bemüht sich unser Konzern, unser Unternehmen, die örtlichen Redaktionen noch zu erhalten, so dass die Vielfalt dort auf alle Fälle noch gegeben ist", betont dagegen Michael Trauthig, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Südwestdeutschen Medienholding Süd, einer Tochtergesellschaft der SWMH. Auch er sieht die Lage kritisch.
    "Die Meinungsvielfalt wird mit Sicherheit durch solche Fusionsprozesse nicht gestärkt. Und besonders wenn wir eine Vielfalt wollen mit Blick auf die überregionale Berichterstattung, dann muss man sagen, dass zum Beispiel in Esslingen die eigenständige Mantelredaktion jetzt nicht mehr besteht und die Esslinger Leser im Blick auf überregionale Berichterstattung von Stuttgart versorgt werden und dabei natürlich die Meinungsvielfalt abgenommen hat."
    Dieser Prozess sei allerdings schon seit längerem zu beobachten. Betriebsrats-Vorsitzender Michael Trauthig erinnert an die Zusammenlegung der Redaktionen der bis dahin eigenständigen Titel "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" vor mehr als zwei Jahren. Zwar stehen an der Spitze beider Blätter noch jeweils eigene Chefredakteure. Beide Zeitungen verfügen auch jeweils über eine Handvoll Exklusiv-Autoren. Der überwiegende Rest wird jedoch aus einem Guss gestaltet.
    "Und dann hat natürlich die Meinungsvielfalt an dieser Stelle auch nicht zugenommen, sondern im Gegenteil eher abgenommen, weil die Konkurrenz zwischen Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten in vielen Bereichen jetzt nicht mehr gegeben ist."
    "Es entsteht ein Druck durch sinkende Auflagen"
    Die Südwestdeutsche Medienholding selbst wollte gegenüber dem Deutschlandfunk keine Stellungnahme abgeben. Klar ist aber: Große Verlagshäuser, die klassische, gedruckte Tageszeitungen herausgeben, sehen sich einer zunehmenden Konkurrenz durch Online-Medien ausgesetzt.
    "Das heißt: Es entsteht ein Druck durch sinkende Auflagen. Das kann man nicht abstreiten. Und deshalb wird an den Redaktionen gespart." Eine Strategie, so die baden-württembergische DJV-Vorsitzende Dagmar Lange, die derzeit allerdings weit über die Südwestdeutsche Medienholding hinaus bundesweit Schule macht. Und dem gelte es gegenzusteuern. "Letztendlich hilft nichts anderes, als dass alle Parteien, dass die Gewerkschaften, die Mediengewerkschaften, die Verleger und die Politik zusammen sich an einen Tisch setzen, um zu diskutieren, wie das Thema Pluralismus bei den Medien vorangebracht werden kann, vielleicht auch über Förderungen. Vielleicht müsste da auch das Kartellamt mal mehr eingreifen."
    Das aber hat bislang zu den Übernahmen kleinerer Zeitungsverlage durch die Südwestdeutsche Medienholding keinerlei Bedenken angemeldet.