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Transidentität
Medizinethikerin Wiesemann: "Pubertätsblocker sind ein Segen in der Medizin"

Nach sieben Jahren erscheint die neue medizinische Leitlinie für den Umgang mit trans Jugendlichen. Die Leitlinie soll Standards festlegen, an denen sich behandelnde Ärzte orientieren können. Die Medizinethikerin Claudia Wiesemann von der Universität Göttingen und Mitautorin der Leitlinie hat deren Bedeutung betont.

    Ein Kind schminkt sich mit blauer Wimperntusche.
    Genderfluid: Transidentität bei Kindern und Jugendlichen (unsplash / sharon mccutcheon)
    Zum ersten Mal gebe es eine sehr sorgfältige Hilfestellung für den ärztlichen Umgang mit transidenten Jugendlichen, sagte Wiesemann im Deutschlandfunk. Zum Beispiel bei der Frage, in welchen Fällen Jugendlichen Pubertätsblocker verschrieben werden dürfen.

    Streitthema Pubertätsblocker

    Diese Medikamente unterbrechen die sexuelle Reifung von Jugendlichen. Wiesemann betonte, dass die einsetzende Pubertät für trans Jugendliche eine Katastrophe sein könne. Aus diesem Grund seien die Pubertätsblocker ein "großer Segen in der Medizin". Das Aufschieben der Geschlechtsreife schaffe die Möglichkeit für transidente Jugendliche, die in Ruhe darüber nachdenken könnten, welchen Weg sie gehen wollen. Zwar hätten die Pubertätsblocker womöglich Nebenwirkungen, diese müsse man jedoch abwägen gegenüber dem psychischen Leid der Jugendlichen. Die Bedenken einiger Ärzte gegenüber den Medikamenten habe man bei der Erstellung der Leitlinie ernst genommen.
    Wiesemann kritisierte jedoch, das Thema werde von politischer Seite skandalisiert und polarisiert. Kinder und Jugendliche würden zu einem Bauernopfer für klare rechtsextreme Strategien gemacht. Zuletzt war vor allem aus der AfD scharfe Kritik an den Pubertätsblockern gekommen.
    Diese Nachricht wurde am 27.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.