Mittwoch, 08. Mai 2024

Bundesweite Proteste
Mehr als 250.000 Menschen demonstrieren gegen Rechtsextremismus

In ganz Deutschland haben erneut mehrere hunderttausend Menschen demonstriert, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und das Erstarken der AfD zu setzen. Auf der größten Kundgebung in Berlin kamen Polizeischätzungen zufolge mehr als 150.000 Menschen am Reichstagsgebäude zusammen und bildeten eine Menschenkette als symbolische Brandmauer um den Bundestag.

03.02.2024
    Zahlreiche Menschen nehmen mit Plakaten an der Demonstration des Bündnisses "Wir sind die Brandmauer" für Demokratie und gegen Rechtsextremismus teil.
    Mehr als 150.000 Demonstranten im Berliner Regierungsviertel (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Ebrahim Noroozi)
    Wegen des großen Andrangs in Berlin wurden von der Polizei zusätzlich zur Rasenfläche vor dem Bundestag auch mehrere Straßen für die Demonstranten freigegeben. Den Aufruf zur Versammlung haben mehr als 1.300 Organisationen unterzeichnet.
    In Dresden zogen nach Veranstalterangaben rund 30.000 Menschen durch die Innenstadt, vorbei an der Synagoge, zum zentralen Theaterplatz. Eine ähnliche Zahl wurde aus Freiburg gemeldet. In Augsburg schätzte die Polizei die Zahl der Teilnehmer auf knapp 25.000. Auch in Suhl und Jena sowie in zahlreichen weiteren Städten begannen Kundgebungen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus.

    Scholz: "Starkes Zeichen für die Demokratie"

    Bundeskanzler Scholz sprach angesichts der regen Teilnahme an den Demonstrationen von einem "starken Zeichen für die Demokratie und unser Grundgesetz". Der CDU-Politiker und nordrhein-westfälische Innenminister Reul erklärte, die liberale und tolerante Gesellschaft müsse weiter verteidigt werden.

    Ostbeauftragter Schneider würdigt Mut in kleinen ostdeutschen Städten

    Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Schneider, wies auf die Bedeutung solcher Demonstrationen in den östlichen Bundesländern hin. Der SPD-Politiker sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es sei schön wenn am Brandenburger Tor demonstriert werde. Mutiger sei es jedoch, in den kleinen ostdeutschen Städten auf die Straße zu gehen. Dort sei es wichtig, "die Schweigespirale für die Mitte zu brechen".
    Der Sozialpsychologe Andreas Zick sagte im SWR, die Menschen hätten offenbar erkannt, dass beim Zulauf für extreme Positionen inzwischen ein kritischer Punkt erreicht sei. Hass und Hetze im Alltag träfen zu viele. Bisher habe es über Jahre in vielen Bereichen eine Normalisierung rechtspopulistischer Positionen gegeben.

    AfD-Chef Chrupalla beklagt Ablenkungsmanöver

    Der AfD-Vorsitzende Chrupalla beklagte im Interview der Woche des Deutschlandfunks, staatliche Institutionen nutzten die Massenproteste, um von den "wirklichen Problemen in diesem Land abzulenken".
    Seit gut drei Wochen gehen überall in Deutschland immer wieder Zehntausende Menschen für Demokratie auf die Straße. Auslöser ist eine Recherche des Medienhauses Correctiv zu einem Treffen radikaler Rechter mit einzelnen Politikern der AfD und der Werteunion im November in Potsdam.
    Diese Nachricht wurde am 03.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.