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Mehr Bewerber als duale Studienangebote

Duale Studiengänge erfreuen sich wachsender Beliebtheit, insbesondere in den Fachbereichen Wirtschaft, Technik und Recht. Hochschulen und Unternehmen müssen sich noch weiter entgegenkommen, fordert der Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz.

Von Verena Kemna | 08.03.2012
    Die Nachfrage bei den Studierenden ist groß, erklärt Joachim Metzner, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz. Wer einen Platz im dualen Studium ergattern möchte, muss sich in der Regel gegen einhundert Mitbewerber durchsetzen.

    "Das Interesse der Studierenden an dieser alternativen Form wächst ganz deutlich an und deswegen sind vor allem die Universitäten gefragt, ihre Tore für diese neue Situation zu öffnen. Die Fachhochschulen tun das bereits, aber es gibt eben viele Fächer, die man nur an der Universität studieren kann, die aber nutzbar wären für ein duales Studium."

    Meistens bieten duale Studiengänge Berufsbilder aus den Fachbereichen Wirtschaft, Recht und Technik. Theoretischer Unterricht etwa an einer Hochschule oder Berufsakademie und praktische Ausbildung im Unternehmen findet immer abwechselnd statt. Der Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz kann sich für die Zukunft eine duale Ausbildung auch für Geisteswissenschaftler vorstellen.

    "Sagen wir zum Beispiel in der Germanistik, dass es da sinnvoll wäre, wenn neben dem Studium der Literatur und der Sprache eine Ausbildung erfolgen könnte, die den Leuten das Schreiben beibringt, dass es dann später ihren Lebensunterhalt sichern sollte."

    Peter Bergmann hat seine duale Ausbildung als Wirtschaftsingenieur gerade erfolgreich mit dem Bachelor abgeschlossen. Peter Bergmann hat sich nach dem Abitur über die Nordakademie Elmshorn bei einem Maschinenbaukonzern beworben.

    "Auf der Seite der Hochschule gibt es eine Liste, da stehen alle Unternehmen drauf, die dieses Studium anbieten. Dann bewirbt man sich und die melden einen dann für die Uni an. Dann geht das seinen Gang, immer abwechselnd die Praxis- und die Theoriephasen und die ganze Zeit wird man von dem Unternehmen bezahlt."

    Theorie büffeln und dann in der Praxis anwenden. Peter Bergmann hat während seines Studiums sämtliche Abteilungen des Maschinenbauers kennen gelernt.

    "Das Beste ist, dass ich jetzt im Anschluss an das Studium mir keinen Job suchen muss. Das habe ich vorher schon erledigt. Ich würde es jederzeit wieder machen, da es sehr interessant ist. Man kann das, was man an der Uni lernt, gleich praktisch umsetzen und man sieht auch wofür das gut ist."

    Auch Matthias Kleine aus Cochem an der Mosel hat sich für ein duales Studium entschieden. Er studiert und ist gleichzeitig Angestellter eines großen Bauunternehmens. Das Hochschulstudium im Fachbereich Bauwirtschaftsingenieurwesen absolviert er an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Wie es in der Praxis funktioniert, das lernt er auf den unterschiedlichsten Baustellen in ganz Deutschland.

    "Man spricht in der Theorie über Beton, über Konsistenzklassen, über Zusammensetzungen und über Materialverhalten. Ich glaube, dass das schwieriger zu verstehen ist, wenn man noch nie auf der Baustelle war und den Beton gefühlt, gerochen und gesehen hat und festgestellt hat, was das für ein Baumaterial ist."

    Der streng festgelegte Ausbildungsplan hat ihn nie gestört.

    "Es gibt ja jetzt zwei Optionen: Ein Übernahmeangebot der Firma zu bekommen, und im Betrieb weiter zu machen, oder man entscheidet sich für einen aufbauenden Master. Das Thema Projektmanagement reizt mich, da gibt es ja auch entsprechende Studiengänge."

    Noch immer scheuen sich viele Unternehmen, den ersten Schritt zu tun und mit einer Hochschule zu kooperieren. Auch die Kombination von Theorie und Praxis läuft nicht immer reibungslos, erklärt Joachim Metzner von der Hochschulrektorenkonferenz. Er fordert: Hochschulen und Unternehmen müssen sich weiter entgegen kommen.

    "Das heißt, was wir brauchen, ist nicht alleine Kooperation, sondern auch das Gefühl und das Bewusstsein, dass man füreinander arbeitet. Und das ist, glaube ich, noch sehr in den Anfängen."