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Mehr Unterstützung für Private

Mitten im Wahlkampf fordern die privaten Schulen und Hochschulen mehr Aufmerksamkeit von der Politik. Ihre Klage: Gegenüber den staatlichen Bildungsträgern fühlen sie sich benachteiligt und mahnen deshalb bessere Wettbewerbsbedingungen an.

Von Claudia van Laak |
    Wohlwollende Ignoranz, so beschreiben Vertreter von privaten Hochschulen das Verhältnis der Politik zu ihren Bildungsinstitutionen. Wohlwollende Ignoranz, das reicht dem Verband der privaten Hochschulen natürlich nicht aus. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Hekking verweist auf wachsende Studierendenzahlen: Vor zehn Jahren besuchte gerade einmal ein halbes Prozent der Studierenden eine private Hochschule, mittlerweile sind es rund sechs Prozent:

    "Wir sind immer noch, gemessen an den staatlichen Hochschulen, ein kleiner Bereich, aber ein sehr dynamisch wachsender Bereich, und ich glaube, das ist das Entscheidende, auch für die Zukunft."

    Die Bedeutung der Privaten wächst, deshalb fordern sie mehr Aufmerksamkeit von der Politik und bessere Wettbewerbsbedingungen.

    So wollen die im Verband organisierten privaten Hochschulen zwar keine direkte staatliche Förderung, möchten aber von den Programmen des Bundes und der Länder profitieren, zum Beispiel vom Hochschulpakt. Die Klage hier: Der Großteil der Länder leite die Bundesmittel für zusätzlich geschaffene Studienplätze nur an die staatlichen Hochschulen weiter, nicht an die privaten.

    Klaus Hekking klagt über weitere Nachteile gegenüber den staatlichen Hochschulen: So bräuchten private eine sogenannte institutionelle Akkreditierung, staatliche nicht:

    "Ich würde mir eigentlich im Interesse der Studierenden und des Bildungswesens insgesamt eine institutionelle Akkreditierung für alle wünschen, das heißt, alle Hochschulen, die ja zum Teil sehr vergleichbar sind, im Fachhochschulbereich, aber auch im universitären Bereich, müssen ein Verfahren der institutionellen Qualitätssicherung durchlaufen. Gerade in einer Zeit, wo die Ressourcen ja knapper werden, ist es glaube ich wichtig, dass man auch den Aspekt der Bildungseffizienz betrachtet und das Geld dorthin lenkt, wo die Qualität am besten ist."

    Die privaten Schulen sehen dies genauso. Besonders im Bereich der berufsbildenden Schulen fühlen sie sich benachteiligt gegenüber den staatlichen, zum Beispiel bei der Vergabe von Maßnahmen durch die Bundesanstalt für Arbeit. Staatliche Schulen könnten Weiterbildungen eben billiger anbieten als private, sagt Petra Witt, Präsidentin des VDP, dem Dachverband der Privatschulverbände.

    "Beispiel ist, wenn staatliche Berufskollegs Bildungsgänge anbieten, die dann von der Arbeitsagentur bei Umschulung gefördert werden. Und dann natürlich, weil sie schon subventioniert sind, andere Kostenblöcke in Ansatz bringen, die viel weniger sich darstellen, als bei den privaten Schulen."

    Viel mehr Aufmerksamkeit für die Bildung - das wollen die Vertreter der privaten Schulen und Hochschulen. Ein stärkeres Bundesbildungsministerium, mehr Kompetenzen für den Bund, weniger für die Länder. Petra Witt:

    "Weil, wir haben durch den Föderalismus doch eine ziemliche Zergliederung. Da sehen wir die Problematik, dass Ressourcen doch versanden, weil sie doppelt oder gar nicht ausgefüllt werden. Dass man sich zu sehr im Verwaltungsdickicht verstrickt und dass wir diese Ressourcen dann auch in mehr Qualität, in Bildung dann auch münden lassen könnten."

    Der Wunsch der Privaten: Die Bildungs- und Wissenschaftsminister des Bundes und der Länder sollten sich nicht nur als Lobbyisten ihrer eigenen staatlichen Institutionen begreifen, sondern als Vertreter einer pluralen Schul- und Hochschullandschaft - dazu gehörten eben auch die privaten Träger.