Elke Durak: Wir wollen uns der China-Reise der Bundeskanzlerin zuwenden. Kann die Politik der Wirtschaft die Geschäfte verderben? Sie kann! Sie kann aber auch Geschäfte befördern, vor allem im Ausland. Kanzlerreisen in ferne Länder sollen dem dienen. Die Wirtschaft, so heißt es immer wieder, sieht das gern, aber die Frage ist: Hilft so ein Besuch tatsächlich bei Geschäften?
Marlis Rötting weiß uns vielleicht eine Antwort zu geben. Sie ist jetzt am Telefon. Wir erreichen sie in Peking. Frau Rötting ist seit vielen Jahren in China für verschiedene Firmen tätig, hat auch dort die Deutsche Handelskammer mit gegründet. Ich würde sagen, guten Morgen, für Sie ist es guten Tag, Frau Rötting!
Marlis Rötting: Ja. Guten Morgen!
Durak: Frau Rötting, die Kanzlerin ist aus Peking weg, ist in Shanghai zur Stunde und wird dann in Kürze ihren Besuch beenden. Welchen Eindruck haben Sie von diesem Besuch? War er hilfreich?
Rötting: Ich denke, er war sehr hilfreich. Die Chinesen haben diesen Besuch sehr erwartet, speziell nach den zweimaligen USA-Besuchen. Sie achten sehr darauf, dass sie als aufstrebende Wirtschaftsmacht entsprechend wahrgenommen werden. Und in dem Zusammenhang ist es natürlich für die Wirtschaft von großer Bedeutung, wenn die Regierungsspitze hier im Lande ist. Es hat ja auch gestern einige Abschlüsse schon gegeben.
Durak: Wo liegt da der Unterschied, Frau Rötting? Sie sind ja die meiste Zeit, die Firmen, ohne die Regierungschefs in den Ländern tätig. Wo liegt der Knackpunkt, dass dann Geschäfte besser laufen?
Rötting: Der Knackpunkt liegt eigentlich in den Endverhandlungen. Sie haben ihre normalen Gesprächspartner, ihre Firmenpartner. Viele hochkarätige Verträge gehen immer noch über die Ministerien, das Handelsministerium oder das Eisenbahnministerium oder welches auch immer, und das ist eben eine politische Beziehung, eine politische Ebene. Sie können hier in einem Einparteienland die Politik nicht insoweit von der Wirtschaft trennen. Die sind eng miteinander verbunden.
Durak: Das ist sozusagen die immer wieder angesprochene Türöffnerposition von Kanzlern beispielsweise?
Rötting: So ist es, die ist wirklich unschätzbar wichtig. Man hat auch andere Gesprächspartner. Man kommt plötzlich an andere Stellen heran im Rahmen eines solchen Staatsbesuches. Das ist ungeheuer hilfreich. Der Transrapid ist das beste Beispiel dafür.
Durak: Frau Rötting, ist das der einzige und vielleicht wichtige Unterschied der unternehmerischen Tätigkeit in China zu der in Deutschland, oder gibt es noch andere und wenn ja welche?
Rötting: Grundsätzlich. In China werden Geschäfte auf Grund persönlicher Beziehungen gefördert. Es ist hier wichtig, dass sie ein persönliches Netzwerk haben. Chinesische Geschäftsfreunde äußern sich dann, wir sind Familie, und wenn sie Familie sind, dann lassen sich auch Geschäfte gemeinsam machen. Sie müssen versuchen, genau dieses zu erreichen.
Durak: Inwieweit, Frau Rötting, können Unternehmen Einfluss nehmen auf so Sachen wie Einhaltung von Menschenrechten, was China jetzt betrifft, Umweltstandards oder Ähnliches, oder sagt man da eher, das ist nicht meine Baustelle, ich muss meine Geschäfte machen?
Rötting: Da gibt es unterschiedliche Standpunkte bei den Unternehmen. Grundsätzlich können sie eine Beispielfunktion geben. Wenn sie in ihrem eigenen Unternehmen Personalstandards, Umweltstandards durchsetzen und damit auch trotzdem oder gerade deswegen erfolgreich Geschäfte machen, dann hat das einen erheblichen Einfluss.
Durak: Wir wissen und berichten das ja unseren Hörern auch immer wieder, dass die innenpolitischen Probleme in China sehr, sehr groß sind. Die Zahl der jeweils Betroffenen geht dann auch eben schnell in die Millionen bei der großen Bevölkerungszahl, Beispiel Arbeitslosigkeit, die Schere zwischen Arm und Reich, Küstenregion, Binnenland, Gebildeten und Ungebildeten, und dann eben die Parallelexistenz der beiden Wirtschaftssysteme. Sie haben es eben schon angesprochen. Welche Probleme erwachsen daraus für ausländische Unternehmen noch über die, die Sie schon geschildert haben, hinaus?
Rötting: Es sind eigentlich immer die gleichen Probleme. Sie müssen ihren Partner sehr gut kennen. Sie müssen ihn vor allen Dingen respektieren. Chinesen sind sehr empfindlich, wenn sie den Eindruck haben, dass ausländische Partner sich ein bisschen als Kolonialmacht fühlen. Ein zunehmendes Selbstbewusstsein ist hier zu bemerken. Das geht bis dahin, dass sie sagen, dieses Produkt "made in China", was immer ein bisschen negativ beurteilt wurde, soll ein Qualitätsmerkmal werden. Wenn sie sich auf diese Diskussion einlassen, ihren Partner ernst nehmen und sich wirklich auch als Partner fühlen, dann werden sie eine gute Zusammenarbeit hier erreichen.
Durak: Sie, die Firmen, haben ja nicht nur Partner in China, auch Konkurrenten. Wie gehen sie mit denen um?
Rötting: Ganz normal wie überall, indem sie versuchen, ein besseres Marketing zu machen, eine bessere PR zu machen, eine bessere Preispolitik zu machen. Da unterscheidet sich das nicht von anderen Ländern.
Durak: Frau Rötting, ich habe es gesagt: Sie sind seit vielen Jahren in China. Was gefällt Ihnen persönlich an diesem Land und in diesem Land?
Rötting: Mir gefällt, dass man hier mit Kreativität an Problemstellungen herankommt, Dinge machen kann, bewegen kann, die man woanders, wo es vorgefertigte Wege gibt, nicht durchsetzen kann. Sie können hier sehr innovativ unternehmerisch tätig sein. Das macht Spaß, und dieser Faktor Mensch und menschliche Beziehungen, der hier so stark in das Unternehmerische eingebunden ist, der gefällt mir besonders gut.
Durak: Dankeschön. Das war Marlis Rötting, Mitbegründerin der deutschen Handelskammer in Peking, zurzeit für die Schwäbisch Hall in China tätig. Dankeschön, Frau Rötting. Schöne Grüße nach Peking.
Rötting: Vielen Dank.
Marlis Rötting weiß uns vielleicht eine Antwort zu geben. Sie ist jetzt am Telefon. Wir erreichen sie in Peking. Frau Rötting ist seit vielen Jahren in China für verschiedene Firmen tätig, hat auch dort die Deutsche Handelskammer mit gegründet. Ich würde sagen, guten Morgen, für Sie ist es guten Tag, Frau Rötting!
Marlis Rötting: Ja. Guten Morgen!
Durak: Frau Rötting, die Kanzlerin ist aus Peking weg, ist in Shanghai zur Stunde und wird dann in Kürze ihren Besuch beenden. Welchen Eindruck haben Sie von diesem Besuch? War er hilfreich?
Rötting: Ich denke, er war sehr hilfreich. Die Chinesen haben diesen Besuch sehr erwartet, speziell nach den zweimaligen USA-Besuchen. Sie achten sehr darauf, dass sie als aufstrebende Wirtschaftsmacht entsprechend wahrgenommen werden. Und in dem Zusammenhang ist es natürlich für die Wirtschaft von großer Bedeutung, wenn die Regierungsspitze hier im Lande ist. Es hat ja auch gestern einige Abschlüsse schon gegeben.
Durak: Wo liegt da der Unterschied, Frau Rötting? Sie sind ja die meiste Zeit, die Firmen, ohne die Regierungschefs in den Ländern tätig. Wo liegt der Knackpunkt, dass dann Geschäfte besser laufen?
Rötting: Der Knackpunkt liegt eigentlich in den Endverhandlungen. Sie haben ihre normalen Gesprächspartner, ihre Firmenpartner. Viele hochkarätige Verträge gehen immer noch über die Ministerien, das Handelsministerium oder das Eisenbahnministerium oder welches auch immer, und das ist eben eine politische Beziehung, eine politische Ebene. Sie können hier in einem Einparteienland die Politik nicht insoweit von der Wirtschaft trennen. Die sind eng miteinander verbunden.
Durak: Das ist sozusagen die immer wieder angesprochene Türöffnerposition von Kanzlern beispielsweise?
Rötting: So ist es, die ist wirklich unschätzbar wichtig. Man hat auch andere Gesprächspartner. Man kommt plötzlich an andere Stellen heran im Rahmen eines solchen Staatsbesuches. Das ist ungeheuer hilfreich. Der Transrapid ist das beste Beispiel dafür.
Durak: Frau Rötting, ist das der einzige und vielleicht wichtige Unterschied der unternehmerischen Tätigkeit in China zu der in Deutschland, oder gibt es noch andere und wenn ja welche?
Rötting: Grundsätzlich. In China werden Geschäfte auf Grund persönlicher Beziehungen gefördert. Es ist hier wichtig, dass sie ein persönliches Netzwerk haben. Chinesische Geschäftsfreunde äußern sich dann, wir sind Familie, und wenn sie Familie sind, dann lassen sich auch Geschäfte gemeinsam machen. Sie müssen versuchen, genau dieses zu erreichen.
Durak: Inwieweit, Frau Rötting, können Unternehmen Einfluss nehmen auf so Sachen wie Einhaltung von Menschenrechten, was China jetzt betrifft, Umweltstandards oder Ähnliches, oder sagt man da eher, das ist nicht meine Baustelle, ich muss meine Geschäfte machen?
Rötting: Da gibt es unterschiedliche Standpunkte bei den Unternehmen. Grundsätzlich können sie eine Beispielfunktion geben. Wenn sie in ihrem eigenen Unternehmen Personalstandards, Umweltstandards durchsetzen und damit auch trotzdem oder gerade deswegen erfolgreich Geschäfte machen, dann hat das einen erheblichen Einfluss.
Durak: Wir wissen und berichten das ja unseren Hörern auch immer wieder, dass die innenpolitischen Probleme in China sehr, sehr groß sind. Die Zahl der jeweils Betroffenen geht dann auch eben schnell in die Millionen bei der großen Bevölkerungszahl, Beispiel Arbeitslosigkeit, die Schere zwischen Arm und Reich, Küstenregion, Binnenland, Gebildeten und Ungebildeten, und dann eben die Parallelexistenz der beiden Wirtschaftssysteme. Sie haben es eben schon angesprochen. Welche Probleme erwachsen daraus für ausländische Unternehmen noch über die, die Sie schon geschildert haben, hinaus?
Rötting: Es sind eigentlich immer die gleichen Probleme. Sie müssen ihren Partner sehr gut kennen. Sie müssen ihn vor allen Dingen respektieren. Chinesen sind sehr empfindlich, wenn sie den Eindruck haben, dass ausländische Partner sich ein bisschen als Kolonialmacht fühlen. Ein zunehmendes Selbstbewusstsein ist hier zu bemerken. Das geht bis dahin, dass sie sagen, dieses Produkt "made in China", was immer ein bisschen negativ beurteilt wurde, soll ein Qualitätsmerkmal werden. Wenn sie sich auf diese Diskussion einlassen, ihren Partner ernst nehmen und sich wirklich auch als Partner fühlen, dann werden sie eine gute Zusammenarbeit hier erreichen.
Durak: Sie, die Firmen, haben ja nicht nur Partner in China, auch Konkurrenten. Wie gehen sie mit denen um?
Rötting: Ganz normal wie überall, indem sie versuchen, ein besseres Marketing zu machen, eine bessere PR zu machen, eine bessere Preispolitik zu machen. Da unterscheidet sich das nicht von anderen Ländern.
Durak: Frau Rötting, ich habe es gesagt: Sie sind seit vielen Jahren in China. Was gefällt Ihnen persönlich an diesem Land und in diesem Land?
Rötting: Mir gefällt, dass man hier mit Kreativität an Problemstellungen herankommt, Dinge machen kann, bewegen kann, die man woanders, wo es vorgefertigte Wege gibt, nicht durchsetzen kann. Sie können hier sehr innovativ unternehmerisch tätig sein. Das macht Spaß, und dieser Faktor Mensch und menschliche Beziehungen, der hier so stark in das Unternehmerische eingebunden ist, der gefällt mir besonders gut.
Durak: Dankeschön. Das war Marlis Rötting, Mitbegründerin der deutschen Handelskammer in Peking, zurzeit für die Schwäbisch Hall in China tätig. Dankeschön, Frau Rötting. Schöne Grüße nach Peking.
Rötting: Vielen Dank.