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Metro: Hoffnunsschimmer trotz Führungskrise

Der Metro-Konzern kann auf gute Zahlen zurückblicken, das ist überraschend, weil es eine hohe Fluktuation bei den Führungkräften und Streit um die Strategie bei Media-Saturn gibt. Positive Anzeichen zeigen sich beim Verkauf für die Metro-Tochter Kaufhof.

Von Philipp Schnee |
    Zuletzt war Metro das Starlet der DAX-Konzerne: dauernd in den Klatschspalten der Wirtschaftspresse zu finden. Manchmal mit positiven, meist mit negative Schlagzeilen. Streit – um die Führung bei Metro, um die Strategie bei der kriselnden Tochter Media-Saturn, Korruptions-Skandal bei Media Markt und und und…

    Der umstrittene Vorstandschef Eckhard Cordes kam daher gar nicht umhin, auch ganz persönliche Fragen zu beantworten:

    "Meine Gefühlslage ist wunderbar, also keine Sorge. Ich bin nicht in psychiatrischer Behandlung"

    Der Zustand seines Konzerns, er ist nicht ganz so erfreulich:
    Die Umsatzprognose für dieses Jahr – Steigerung des operativen Gewinns um zehn Prozent – sie gilt nur noch bedingt, unter Vorbehalt:

    "…dazu, zugegeben, brauchen wir ein gutes Weihnachtsgeschäft."

    Der Umsatz der Metro Group, im dritten Quartal ging er um 2 Prozent zurück, auf rund 16 Milliarden Euro. Auch für die ersten neun Monate 2011 bedeutet das einen leichten Umsatzrückgang. Das erklärte Vorstands-Chef Cordes mit Währungsschwankungen und:

    "Wie Sie wissen, sind wir aus dem marokkanischen Markt ausgetreten mit Cash and Carry, dass wir Saturn in Frankreich geschlossen haben und wir haben aktiv die Rabattpolitik bei Media Saturn geändert."
    Und dieser Strategiewechsel bei Media-Saturn scheint sich auszuzahlen: Nach einem, wie Cordes es nannte, "Schockerlebnis" im zweiten Quartal habe man eine Entziehungskur begonnen. Keine Kampfpreise mehr, so die neue Devise – sie sind schlecht fürs Geschäft. Das scheint zu wirken. Der Umsatz ging zwar zurück, der Gewinn aber, der konnte bei Media-Saturn gesteigert werden.

    Gespannt wurde heute vor allem auf das Abschneiden der Warenhauskette Kaufhof geblickt. Zwei Investoren empfahlen sich in den letzten Tagen zur Übernahme. Die Metro-Tochter selbst aber empfahl sich nicht gerade für eine Übernahme:

    "Der Kaufhof hatte ein sehr schwieriges drittes Quartal, die einzige Division, die bei uns kein Ergebnisplus gemacht hat."

    Nein – auf die ersten neun Monate gerechnet ergab sich sogar ein Verlust von 40 Millionen Euro: Was die potentiellen Käufer dazu sagen? Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen bietet mit um Kaufhof, aber auch Ex-Porsche Manager Wendelin Wiedeking hat für die Wiener Immobilien-Firma Signa den Hut in den Ring geworfen. Ein Preis von 2,5 Milliarden wird kolportiert. Doch bei Metro, hat man keine Eile, behauptet der scheidende Chef Cordes:

    "Der Kaufhof ist ein hervorragendes Geschäft. Und wir werden den Kaufhof nur dann verkaufen, aus den strategischen Überlegungen, die wir haben, wenn wir einen Käufer haben, der ein guter Käufer ist für den Kaufhof und einen Preis zahlt, den wir für angemessen erachten. Dann und nur dann verkaufen wir, völlig unabhängig von der Frage, wer dieses Unternehmen führt, ob Herr Cordes, Herr Schmidt oder Frau Meyer."

    Dass Eckhard Cordes, der nach vielen Querelen auf eine Verlängerung seines Vertrages vor kurzem verzichtet hat, bald abgelöst wird, das gilt als ausgemacht. Der Posten wird wohl hausintern besetzt: Der Franzose Joel Saveuse gilt als aussichtsreicher Kandidat. Vielleicht verschwindet Metro dann aus den Wirtschaftsklatschspalten.

    Mehr zum Thema:

    Wirtschaft und Gesellschaft DLF 17.10.2011 Führungschaos bei Metro - Nach Vorstandschef Eckhard Cordes tritt auch Aufsichtsratschef Jürgen Kluge zurück
    Wirtschaft am Mittag DLF 10.10.2011 Machtkampf bei Metro - Konzernchef Eckhard Cordes steigt aus