Michael Wolffsohn vs. Samuel Klein Ist Weihnachten noch zu retten?
Gott wird Mensch, das feiern Christen an Weihnachten. Weil immer weniger Menschen das wissen, ist Weihnachten als religiöses Fest am Ende, sagt der Historiker Michael Wolffsohn. Samuel Klein von der Katholischen Jugend hält dagegen. Weihnachten stehe nicht der Kommerz im Mittelpunkt, sondern eine tiefe Sehnsucht.
Eine zugespitzte Frage, zwei Gäste, zwei konträre Positionen – dazu eine Moderatorin oder ein Moderator und ein weites Themenspektrum, jeden Samstag um 17.05 Uhr. Das ist das Konzept der neuen Sendung. Sind wir zu politisch korrekt? Passen Religion und Aufklärung zusammen? BER und Stuttgart 21 – hat Deutschland das Bauen verlernt? Den Streit wert sind Kunst und Musik, Glaube und Wissenschaft, Lebensstil und politische Kultur. Eine gleich bleibende Debattendramaturgie sorgt für klare Standpunkte, dann folgen echter Austausch, Abwägen und gemeinsames Nachdenken. Im besten Fall wird der Titel so eingelöst, dass wir genau das vorführen: Streit-Kultur.
Aufforderung zum Konsumverzicht (imago 7 imagebroker)
Michael Wolffsohn:
"Weihnachten ist nicht zu retten als religiöses, als religiös christliches Fest. Ich sage das als Jude mit großem Bedauern, weil - pointiert ausgedrückt - es fast so scheint, als müssten zumindest einige Juden quasi die letzten Christen sein. Weihnachten ist zu retten als kommerzielles Fest. Ob das der ursprünglichen Absicht, dem Inhalt, den spricht, wage ich natürlich zu bezweifeln. Die Kirchen versagen, sie tun zu wenig, um die Botschaft dieses Festes zu vermitteln."
Michael Wolffsohn (imago / Uwe Steinert)
Michael Wolffsohn ist Historiker und Buchautor. Er lehrte an der Hochschule der Bundeswehr in München.
Samuel Klein:
"Weihnachten ist zu retten, weil die Kernbotschaft von Weihnachten anschlussfähig ist. Dass Weihnachten auch Kommerz ist, bestreite ich nicht. Weihnachten ist ein kommerziell erfolgreiches Fest, gerade weil es so populär ist und nicht umgekehrt. Für die Mehrzahl der Menschen steht nicht der reine Kommerz im Vordergrund. Sie haben eine tiefe Sehnsucht, dass wenigstens an Weihnachten, an diesem paar Stunden das Glück sichtbar wird, was sie sich für ihr ganzes Leben wünschen. Gleichzeitig wird natürlich an Weihnachten auch deutlich, dass man scheitern kann, das kann bei einem Familienstreit unterm Weihnachtsbaum sein oder beim Bier allein am Küchentisch. Diese Grundspannung zwischen Sehnsucht nach Glück und der Realität ist auch die religiöse Kernbotschaft von Weihnachten."
Samuel Klein ist theologischer Referent des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Köln. (Samuel Klein)
Samuel Klein ist theologischer Referent des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Köln.