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Microsoft ist wieder auf Einkaufstour

Nachdem die Übernahme des Telefondiensts Skype durch Microsoft kurz vor der Vollendung steht, versucht sich der US-Softwarekonzern angeblich erneut an Yahoo. Vor drei Jahren war der erste Versuch, den Internetkonzern zu übernehmen, gescheitert.

Von Felix Lincke | 06.10.2011
    Die Beziehung zwischen Microsoft und Yahoo war beendet, bevor es zur Verlobung kam. Beide Seiten wollen es Insiderkreisen zufolge jetzt noch einmal versuchen, drei Jahre nach der gescheiterten Übernahme durch den Software-Riesen, der seine Suchmaschine Bing mit der Bannerwerbung von Yahoo verknüpfen wollte. Für Ex-Yahoo-Chefin Carol Bartz war es die vergebene Chance, um den schleichenden Niedergang aufzuhalten, in dem sich der Internet-Pionier seit den 90er-Jahren schon befindet.:

    " Dieser Deal bringt uns gute Einnahmen. Wir können in Bereiche investieren, die wichtig für die Zukunft unseres Unternehmens sind, während Microsoft in neue Suchmaschinentechnologie investiert."

    Microsoft-Chef Steve Ballmer wollte seine Windows-Suchmaschine neu ausrichten und besser gegen Google in Stellung bringen. 44 Milliarden Dollar bot Ballmer für Yahoo und hob den Preis je Aktie von 31 auf 33 Dollar an, doch Bartz wollte mehr und verlangte 37 Dollar pro Aktie. Vielleicht lag es auch an der unterschiedlichen Unternehmenskultur, dass aus der Verbindung nichts wurde. Am Ende suchte Yahoo ausgerechnet beim Konkurrenten Google Unterstützung, um sich aus der Umklammerung von Microsoft zu befreien.

    Auch die Zusammenarbeit mit Google wurde nicht wirklich vertieft, sodass nach wie vor unklar ist, wohin Yahoo steuert. Die größte chinesische Handelsplattform Alibaba, die mit Aufbauhilfe von Yahoo entstanden und heute die wichtigste Beteiligung ist, tritt nun als Käufer auf. Man bewertet Yahoo nur noch mit 18 Milliarden Dollar, zahlreiche Finanzinvestoren sollen Interesse haben.

    Es heißt, auch Microsoft könnte den neuen Übernahmeversuch über einen Partner laufen lassen, um den Markt für online Werbung nicht länger Google zu überlassen. Diesen Markt beherrscht Google bereits zu zwei Dritteln und dringt in vielen Grenz-Bereichen in den Software-Markt vor, um Microsoft zusätzlich Konkurrenz zu machen, etwa bei dem Betriebssystem Android, das in Mobiltelefonen benutzt wird.

    Im Zusammenhang mit dem Cloud Computing verlagert sich das Softwaregeschäft immer stärker von stationären Geräten und festen Installationen in das Internet. Dort sieht Google neue Chancen, und Microsoft seine Chancen schwinden. Ob eine Übernahme von Yahoo hier weiter hilft, kann man bezweifeln; denn Yahoo ist ein Sanierungsfall.