Gipfel in Kanada
Migration, Waldbrände, Künstliche Intelligenz - Worauf sich die G7-Staaten geeinigt haben

Anders als bei früheren Gipfeln verzichteten die G7-Länder in Kanada auf eine umfassende Abschlusserklärung. In sieben Punkten wurden aber dennoch gemeinsame politische Leitlinien vereinbart. Eine Übersicht.

    Die Teilnehmer des G7-Gipfels auf einem Gruppenfoto. Von links nach rechts: Shigeru Ishiba, Giorgia Meloni, Emmanuel Macron, Mark Carney, Donald Trump, Keir Starmer, Friedrich Merz.
    Von links nach rechts: Shigeru Ishiba, Giorgia Meloni, Emmanuel Macron, Mark Carney, Donald Trump, Keir Starmer, Friedrich Merz. (IMAGO / dts Nachrichtenagentur / IMAGO / Michael Kappeler / Pool / dts Nachrichtenagentur)

    Kampf gegen irreguläre Migration und Schleuser

    Deutschland und die anderen G7-Staaten wollen verstärkt gegen kriminelle Schleuserbanden vorgehen und dazu auch den Grenzschutz verbessern. In der Erklärung zum Thema heißt es, die Schleusung von Migranten stehe häufig in Verbindung mit anderen schweren Straftaten wie Geldwäsche, Korruption sowie Menschen- und Drogenhandel. Zudem seien die Migranten oftmals extremen und lebensbedrohlichen Risiken ausgesetzt – darunter körperlicher Misshandlung, sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt, Erpressung und Zwangsarbeit.
    Geplant ist darüber hinaus auch, Sanktionen gegen kriminelle Akteure zu prüfen, die in die Schleusung von Migranten und den Menschenhandel verwickelt sind - insbesondere dann, wenn diese Aktivitäten von Ländern wie zum Beispiel Belarus oder Russland staatlich gesteuert werden

    Kampf gegen Waldbrände

    Die G7-Teilnehmer zeigen sich zutiefst besorgt über die "rekordverdächtigen Waldbrände" in den vergangenen zehn Jahren. Um das Phänomen in den Griff zu bekommen, soll es künftig eine verstärkte globale Zusammenarbeit geben. Als mögliche Präventionsmaßnahmen gegen neue Brände werden etwa eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und ein kontrolliertes Abbrennen von Wäldern genannt. Auf Druck der USA hin wird der Klimawandel als ein wichtiger Faktor allerdings nicht erwähnt.

    Erklärung zur Künstlichen Intelligenz

    Die G7-Staaten wollen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz eine Vorreiterrolle einnehmen – nicht nur für wirtschaftliches Wachstum, sondern auch für gesellschaftlichen Nutzen. In der Erklärung zum Thema betonen sie einen verantwortungsvollen, menschenzentrierten Umgang mit KI, der Innovation vorantreibt, Arbeitsplätze sichert und internationale Gerechtigkeit stärkt.
    Im Zentrum steht die Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen, die mit konkreten Programmen und internationaler Zusammenarbeit beim Zugang zu KI-Technologien unterstützt werden sollen.

    Gemeinsame Vision für die Zukunft von Quantentechnologien

    Sogenannte Quantentechnologien ermöglichen zum Beispiel superschnelle Computer, abhörsichere Kommunikationskanäle und eine schnellere und präzisiere Erkennung von Krankheiten. Um das Innovationspotenzial auszuschöpfen, wollen die G7-Staaten Forschung und Kommerzialisierung vorantreiben, den Technologietransfer erleichtern und die Ausbildung von Fachkräften fördern.

    Aktionsplan zu kritischen Mineralien

    Mit einem neuen Aktionsplan für kritische Mineralien wollen die G7-Staaten ihre Abhängigkeit von autoritären Rohstoffmächten wie China verringern und eigene Lieferketten für strategisch wichtige Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder seltene Erden absichern. Wichtig ist dies, weil kritische Mineralien für ein breites Spektrum von Technologien für den Klimaschutz, aber auch in Bereichen wie Digitales, Weltraum und Verteidigung unverzichtbar sind.

    Kampf gegen grenzüberschreitende Repression

    Unter grenzüberschreitender Repression verstehen die G7-Staaten eine aggressive Form ausländischer Einflussnahme, bei der Staaten oder deren Stellvertreter versuchen, Personen oder Gemeinschaften außerhalb ihrer Landesgrenzen einzuschüchtern und zu bedrohen. Ein Beispiel sind etwa Cyberattacken und Hetzkampagnen gegen Journalisten oder Menschenrechtler. Als Antwort will die G7 nun zum Beispiel Frühwarnsysteme aufbauen und betroffene zivilgesellschaftliche Akteure stärker unterstützen.

    Israel und Iran

    In der einzigen außenpolitischen Erklärung wird der Iran als "die Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors" bezeichnet und Israels Recht auf Selbstverteidigung betont. Weiter erklären die Staats- und Regierungschefs der G7, dass der Iran niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen dürfe.

    Bei welchen Themen gab es keine Einigung?

    Die USA verhinderten nach kanadischen Angaben eine gemeinsame Erklärung zum Ukraine-Krieg. Die US-Regierung habe den Text zu Russland aufweichen wollen, sagte ein Vertreter des Gastgeberlandes in Kananaskis. Die anderen sechs Länder seien dagegen für eine "starke Sprache" und eine Verurteilung Russlands im Angriffskrieg gegen die Ukraine eingetreten.
    Auch im Zollstreit mit den USA gibt es vorerst keine sichtbare Annäherung. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sprach zwar in Kanada mit Trump über das Thema, konkrete Fortschritte konnte sie aber nicht verkünden.
    Der Kampf gegen den Klimawandel und die weltweite Entwicklungshilfe wurden beim Gipfel erst gar nicht thematisiert.
    Erstellt mit Material der dpa.

    Mehr zum Thema

    ”Eklatante Aggression” - Iran kritisiert G7-Erklärung
    Kommentar zum G7-Gipfel: Trump demütigt die Partner
    Diese Nachricht wurde am 18.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.