Erinnert sich noch irgendjemand an die "Landser"-Heftchen, die man – abwechselnd mit den Stories des FBI-Agenten Jerry Cotton – heimlich unter der Schulbank las? "Der Landser", das war üble Pulp Fiction der deutschnationalen Art – der Weltkrieg als Abenteuer heroischer Soldaten der Wehrmacht: Ob am Kursker Bogen oder in der Normandie, verlieren konnten die angeblich authentischen Helden dieser Kriegserzählungen immer nur aufgrund numerischer Überlegenheit der Alliierten. Na ja, gelegentlich hing die Niederlage auch mit Fehlentscheidungen von Etappenhengsten hinter der Front zusammen. Aber untadelig und tapfer, vom Gegner gefürchtet und anerkannt, so war der deutsche Soldat. Jedenfalls im "Landser"-Heft. Mit einem Wort: richtige Schundliteratur – und deshalb von Schule und Elternhaus verabscheut. Etliche Hefte standen damals, Anfang der 1960er Jahre, auf dem Index der jugendgefährdenden Schriften. Das machte die heimliche Lektüre für 14/15-Jährige um so interessanter. Anti-Nazis, studentenbewegte Demokraten und zum Teil auch Pazifisten sind wir dennoch geworden – durch die Bank.
Jetzt hat das Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles diese Landser-Heftchenreihe, die mittlerweile von einer Tochtergesellschaft der Bauer-Media Group verlegt wird, ins Visier genommen. Sozusagen Exhumierung durch Angriff.
Eine Expertise, die Stefan Klemp, ein historischer Publizist aus Deutschland, für das Zentrum erstellt hat, kommt zu dem Ergebnis, dass diese Geschichten über Stoßtruppführer, Panzerschützen und sonstige Ritterkreuzträger die Verbrechen der Wehrmacht und der Waffen-SS unterschlagen. Die Beteiligung am Judenmord werde ausgeblendet, die politischen Hintergründe des Krieges würden hartnäckig verschwiegen. Eine Analyse, die das Wiesenthal-Center zu Briefen an Innenminister Friedrich und Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger bewogen hat. Darin wird ein Verbot der Publikationen verlangt - nach Paragraph 86 des Strafgesetzbuches: "Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen".
In der Tat: Die Reihe der "Landser"-Heftchen ist im Laufe der Jahrzehnte immer noch kein Organ historischer Aufklärung geworden. In einer Replik auf die Kritik des Wiesenthal-Centers weist die Bauer Media Group aber darauf hin, dass die Inhalte in Einklang stünden mit bundesdeutschem Recht. Weder werde der Nationalsozialismus verherrlicht, noch würden Kriegsverbrechen verharmlost. Seit 25 Jahren habe es keine Beanstandungen durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien gegeben. Man wolle die Vorwürfe aus dem Wiesenthal-Center jedoch von neutraler Seite untersuchen lassen.
Vorschlag zur Güte: Die "Landser"-Hefte ließen sich unschwer ergänzen durch Beiträge aus dem Katalog jener Ausstellung, die vor mehr als zehn Jahren die Legende von der "sauberen Wehrmacht" definitiv zerstört hat. Das würde den Horizont der Leserschaft gewaltig erweitern – übrigens bis in den angelsächsischen Sprachraum. Denn mittlerweile offeriert der Verlag die Reihe in englischer Übersetzung auch britischen Militaria-Freunden.
Was nun das Simon-Wiesenthal-Center betrifft, so wird man den Eindruck nicht los, dass diese Nichtregierungsorganisation, spezialisiert auf Themen wie Rassismus, Antisemitismus und Völkermord, seit einiger Zeit vor allem Public Relations in eigener Sache betreibt. Im vergangenen Jahr setzte sie den israelkritischen Publizisten Jakob Augstein auf ihre Hitliste der zehn größten Antisemiten. Im Juli kam dann die spektakuläre Plakataktion, mit der zur Fahndung nach den letzten vermutlich noch lebenden NS-Verbrechern aufgerufen wurde. Und jetzt der Vorstoß in Sachen "Landser"-Hefte. "Breaking News", die es bis in die "New York Times" schafften, hierzulande aber vor allem eins bewirken dürften: Gratis-Reklame für militaristisches Altpapier.
Jetzt hat das Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles diese Landser-Heftchenreihe, die mittlerweile von einer Tochtergesellschaft der Bauer-Media Group verlegt wird, ins Visier genommen. Sozusagen Exhumierung durch Angriff.
Eine Expertise, die Stefan Klemp, ein historischer Publizist aus Deutschland, für das Zentrum erstellt hat, kommt zu dem Ergebnis, dass diese Geschichten über Stoßtruppführer, Panzerschützen und sonstige Ritterkreuzträger die Verbrechen der Wehrmacht und der Waffen-SS unterschlagen. Die Beteiligung am Judenmord werde ausgeblendet, die politischen Hintergründe des Krieges würden hartnäckig verschwiegen. Eine Analyse, die das Wiesenthal-Center zu Briefen an Innenminister Friedrich und Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger bewogen hat. Darin wird ein Verbot der Publikationen verlangt - nach Paragraph 86 des Strafgesetzbuches: "Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen".
In der Tat: Die Reihe der "Landser"-Heftchen ist im Laufe der Jahrzehnte immer noch kein Organ historischer Aufklärung geworden. In einer Replik auf die Kritik des Wiesenthal-Centers weist die Bauer Media Group aber darauf hin, dass die Inhalte in Einklang stünden mit bundesdeutschem Recht. Weder werde der Nationalsozialismus verherrlicht, noch würden Kriegsverbrechen verharmlost. Seit 25 Jahren habe es keine Beanstandungen durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien gegeben. Man wolle die Vorwürfe aus dem Wiesenthal-Center jedoch von neutraler Seite untersuchen lassen.
Vorschlag zur Güte: Die "Landser"-Hefte ließen sich unschwer ergänzen durch Beiträge aus dem Katalog jener Ausstellung, die vor mehr als zehn Jahren die Legende von der "sauberen Wehrmacht" definitiv zerstört hat. Das würde den Horizont der Leserschaft gewaltig erweitern – übrigens bis in den angelsächsischen Sprachraum. Denn mittlerweile offeriert der Verlag die Reihe in englischer Übersetzung auch britischen Militaria-Freunden.
Was nun das Simon-Wiesenthal-Center betrifft, so wird man den Eindruck nicht los, dass diese Nichtregierungsorganisation, spezialisiert auf Themen wie Rassismus, Antisemitismus und Völkermord, seit einiger Zeit vor allem Public Relations in eigener Sache betreibt. Im vergangenen Jahr setzte sie den israelkritischen Publizisten Jakob Augstein auf ihre Hitliste der zehn größten Antisemiten. Im Juli kam dann die spektakuläre Plakataktion, mit der zur Fahndung nach den letzten vermutlich noch lebenden NS-Verbrechern aufgerufen wurde. Und jetzt der Vorstoß in Sachen "Landser"-Hefte. "Breaking News", die es bis in die "New York Times" schafften, hierzulande aber vor allem eins bewirken dürften: Gratis-Reklame für militaristisches Altpapier.