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Milliardär baut Uni

El Gouna ist eine kleine Stadt am Roten Meer, bislang vor allem als Touristenmagnet bekannt. Ab kommendem Wintersemester soll hier aber auch studiert werden. Die TU Berlin baut gemeinsam mit einem ägyptischen Milliardär eine Universität nach deutschem Vorbild auf.

Von Viktoria Kleber | 23.07.2012
    Tesafilm, Schere und eine rote Krawatte – mehr liegt bei Professor Rudolf Schäfer nicht auf dem Schreibtisch. Noch rund drei Monate hat er Zeit um sein neues Büro auf dem Universitätscampus der Technischen Universität Berlin in El Gouna vollständig zu beziehen, dann soll der Unibetrieb starten. Seit fünf Jahren plant Schäfer bereits die Außenstelle, er ist Gründungsdirektor. Der Campus nagelneu, luxuriös ausgestattet: Weiße Ledersessel im Audimax, neuste Technik im Labor, das Meer stets in Sichtweite. Rudolf Schäfer freut sich.

    "Dies ist natürlich schon eine sehr luxuriöse Angelegenheit, also alleine die Räumlichkeiten, auch die übrigen Ausstattungen hier sind eben sehr, sehr schön."

    Die Idee und das Geld kommen von Samih Sawiris. Er hat selbst einmal an der TU Berlin studiert und ist inzwischen Milliardär, einer der erfolgreichsten Unternehmer Ägyptens. Sawiris will Bildung nach Ägypten bringen, vor allem Ingenieure besser qualifizieren. Energieversorgung, Städtebau und Wasserwirtschaft – für Sawiris und die TU Berlin war schnell klar, das diese Masterstudiengänge gelehrt werden sollen. Rudolf Schäfer:

    "Wir waren uns beide einig, dass das drei der zentralen strategischen Problemfelder sind, die nicht nur für Ägypten, sondern für die ganze Region - Middle East, North Africa - von ganz großer Bedeutung sind."

    Der Nahe Osten wächst. Die Bevölkerung hat sich in den letzten zwanzig Jahren laut dem Population Reference Bureau fast verdoppelt, heute leben rund 500 Millionen Menschen in der Region. Tendenz steigend. Der Nahe Osten braucht neue Ansätze um mehr Menschen mit ausreichend Energie und sauberem Wasser zu versorgen, wachsende Metropolen sinnvoll zu planen. Experten sind in ägyptischen Unternehmen rar. Mohamed El Mikani ist Manager bei der Immobilienfirma Al Futtaim, er berät die TU Berlin und hofft auf deutsche Bildung.

    "Bildung ist extrem wichtig für die Zukunft Ägyptens. Deutschland hat viele wichtige Institutionen. Und ich glaube, dass Ägypten besonders technisches Wissen braucht."

    Für die TU Berlin ist El Gouna ein Aushängeschild, der Campus bringt internationales Ansehen. Zwar haben andere deutsche Universitäten auch Ableger im Ausland, die TU München in Singapur, die RWTH Aachen im Oman – doch dort hält der Außencampus nicht immer das, für was die Uni in Deutschland bekannt ist. Landesspezifische Regelungen schränken die Entscheidungsfreiheit der Universitäten dort ein. Nicht in El Gouna, Die TU Berlin ist die erste deutsche Uni, die im Ausland nach deutschen Standards lehrt. Rudolf Schäfer:

    "Auf der Flasche steht TU drauf und in der Flasche ist TU drin und nichts anderes."

    Doch wer in El Gouna studieren will, der muss hoch qualifiziert sein, einen guten Bachelorabschluss und Berufserfahrung vorweisen. 30 Studenten pro Studiengang werden aufgenommen, der Auswahlprozess läuft. Vor allem aus dem Nahen Osten, sagt Schäfer, sollen die Studenten kommen.

    "Das ist durch die aktuellen Entwicklungen ein bisschen schwieriger als erwartet. Syrien fällt ganz raus, Ägypten ist auch nicht die optimale Situation."

    Doch Bewerber gibt es genug. Denn El Gouna hat noch mehr zu bieten als eine gute Uni. Hier locken Meer und Sonnenschein. Auch Ahmed El Deeb aus Kairo könnte sich vorstellen hier zu studieren.

    "Es ist ein Vorteil, dass es ein sauberer Ort ist, El Gouna ist am Meer und die Studienangebote sind sehr, sehr gut.”"

    Die Studenten sollen Leben in die kleine Stadt bringen, bisweilen ist sie stark vom Tourismus dominiert. Mohammed Amr arbeitet in einem kleinen Gemüseladen im Stadtzentrum.

    ""Na klar bin ich glücklich! Die Studenten bringen Arbeit mit sich hier her. Es sind Leute aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Kulturen, die wir kennen lernen wollen."

    Dass die Stadt selbst davon profitiert, davon ist auch Adham Mahmoud überzeugt. Er ist so etwas wie der Bürgermeister in El Gouna. Mit Schäfer hat er bereits abgesprochen, dass El Gouna eine eigene Wetterstation bekommt. Die Studenten können forschen und gleichzeitig Vorhersagen liefern. Doch Adham Mahmoud hat noch größere Pläne mit Rudolf Schäfer, der TU Berlin und für El Gouna.

    "Wir planen auch eine Smart Village wie Silicon Valley in Kooperation mit der TU Berlin. Ja, wir sind sehr glücklich das wir das haben."