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Milliardengeschäft geplatzt
BASF und Gazprom gehen getrennte Wege

Für die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen war es kein gutes Jahr. Um insgesamt 20 Prozent würden die Exporte nach Russland in diesem Jahr einbrechen, sagte Eckhard Cordes vom Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft im DLF. Ein geplanter Deal zwischen BASF und Gazprom ist auch gerade geplatzt.

Von Stefan Wolff | 19.12.2014
    Fahnen mit der Aufschrift BASF in Ludwigshafen vor dem Werksgelände des Chemiekonzerns BASF
    Ursprünglich sollte Gazprom die Aktivitäten der BASF-Tochter Wintershall im russischen Gashandel übernehmen. Im Gegenzug hätte BASF größere Anteile an Gasfeldern in Sibirien erhalten. (picture alliance / dpa / Uwe Anspach)
    Ursprünglich sollte Gazprom die Aktivitäten der BASF-Tochter Wintershall im russischen Gashandel übernehmen. Im Gegenzug hätte BASF größere Anteile an Gasfeldern in Sibirien erhalten. Ein Milliardengeschäft, das nun geplatzt ist.
    Und es ist mehr als nur ein Geschäft. Hinter den Plänen stehen langfristige Überlegungen, das Öl- und Gasgeschäft bei BASF neu aufzustellen, sagt Lars Hetche vom Bankhaus Metzler:
    "Es wäre für BASF ein wichtiger strategischer Schritt gewesen. BASF möchte sich komplett aus dem Handelsgeschäft verabschieden und sich rein auf die Förderung von Öl und Gas konzentrieren. Und das wäre im Grunde genommen jetzt der letzte Schritt gewesen, um diese Strategie zu vollenden. Es werden die größeren Gewinne eingefahren mit der Förderung. Und das weitere Problem liegt in der Regulierung des Handelsgeschäfts. Das zehrt am Gewinn."
    Auch andere Geschäfte könnten platzen
    Nun kostet das nicht stattfindende Geschäft mit Gazprom erst einmal Geld. BASF rechnet damit, dass die Jahresbilanz 2014 mit 211 Millionen Euro belastet wird. Beobachter rechnen nun damit, dass BASF kein Einzelfall bleiben wird. Auch andere Geschäfte könnten auf der Kippe stehen. So will der Energiekonzern RWE seine Öl- und Gastochter DEA an einen russischen Oligarchen verkaufen. Die Gerüchte mehren sich, dass auch dieser Deal wackelt.
    Die massiven Verluste des russischen Rubel und die drohende Wirtschaftskrise machen es deutschen Unternehmen schwer. Große Unternehmen, wie Volkswagen, Daimler, die Metro oder Adidas sind in Russland sehr aktiv.
    Auch der deutsche Mittelstand leidet unter der Krise. 6200 Unternehmen mit bis zu 150 Mitarbeitern machen in Russland Geschäfte, so die deutsch-russische Außenhandelskammer.
    "Die Firmen, die sich auf das Russland-Geschäft versteift haben, haben nun eine neue Perspektive. Sie müssen sich umorientieren, aber: Russland als Verlierer des sinkenden Ölpreises stehen andere Länder gegenüber, die davon profitieren und die weiter nachfragen werden. Das heißt, es muss umgebaut werden." sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank.
    Auch deutscher Mittelstand leidet unter der Krise
    Die Sanktionen gegen Russland machen die Geschäfte natürlich nicht leichter. Die Bundesregierung weist jede Verantwortung von sich. Der geplatzte Gazprom-Deal sei eine unternehmerische Entscheidung von BASF, hieß es aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Lars Hetche sieht das anders. Der politische Druck sei zu groß gewesen:
    "Ja, ich denke, das ist definitiv der Grund gewesen für die Absage dieses Geschäftes. Denn wenn man sich die Nachrichtenlage der vergangenen Wochen ansieht, ist eigentlich klar geworden, dass hier die Spannungen zwischen dem Westen und Russland immer größer werden und vor dem Hintergrund konnte ein großes Energietauschgeschäft zwischen BASF und Gazprom einfach nicht durchgeführt werden. Der politische Aufschrei wäre dann groß gewesen."
    Russland selbst leidet schwer unter den Sanktionen und der eigenen Wirtschaftsschwäche. Zwar versucht Präsident Putin Optimismus zu verbreiten, doch an den Finanzmärkten und in der deutschen Wirtschaft gilt eine russische Staatspleite bereits zumindest als möglich. Ulrich Kater hält solche Ängste für übertrieben:
    "Russland hat Reserven, mit denen weit bis ins Jahr 2016 alle Verpflichtungen bezahlt werden können. Insofern sind es einzelne Firmen, die eventuell in Schwierigkeiten geraten könnten, aber keine flächendeckende Gefahr eines Ausfalls eines ganzen Landes."
    Russland hat also Zeit genug, seine Wirtschaft neu auszurichten oder auf wieder steigende Ölpreise zu setzen.