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Milliardenhilfen für DB
Bahnkunden müssen wohl weiter viel Geduld aufbringen

Für dringend notwendige Investitionen soll die Deutsche Bahn 10,7 Milliarden Euro bekommen, sagte Dlf-Wirtschaftsexpertin Ursula Mense. Die Kosten trage der Bund zu fast 100 Prozent. Die Bahn wolle pünktlicher werden - und plane gleichzeitig mehr Baustellen. Eine Krux, die der Bahn auch bewusst sei, so Mense.

Von Ursula Mense | 20.02.2019
    Güterzug mit Waggons fährt an Bahnsteig vorbei mit Bewegungsunschärfe, daneben Fahrkartenautomat Bahnhof Langweid in Bayern *** Freight train with waggons drives past platform with motion blur next to ticket machine station Langweid in Bavaria
    Sogenannte Planstartteams sollen sich um die pünktliche Abfahrt der Züge kümmern (imago / Michael Eichhammer)
    Woher kommt das Geld und wohin wird es fließen?
    Dafür werden verschiedene öffentliche Töpfe angezapft. Unter Strich aber zahlt der Bund - zu fast 100 Prozent. 10,7 Milliarden, das ist immerhin eine Milliarde Euro mehr als im vergangenen Jahr. 2,3 Milliarden davon sollen allein in den Neu- und Ausbau des Schienennetzes fließen, gut eine Milliarde ist für die Digitalisierung vorgesehen, um von der Signaltechnik wegzukommen, die oftmals Fehler produziert - und der Rest fließt in den Unterhalt des bestehenden Systems, also in vorhandene Gleise, Brücken, Tunnel.
    Konkret sollen rund 1.500 Kilometer Gleise saniert werden, über 300 Brücken und etwa 650 Bahnhöfe.
    Also heftiges Bauen. Bedeutet das nicht wieder mehr Verspätungen?
    Ja natürlich. Das ist eine Krux, der sich die Bahn auch selbst bewusst ist. Helfen soll zum Beispiel das Lagezentrum Bau. Eine Spezialeinheit ist das, in der alle Informationen über Baustellen im Land zusammenlaufen. Damit habe man Erfolg gehabt, und die Verspätungsminuten seit 2017 gesenkt. Wohlgemerkt nur die durch Baumaßnahmen verursachten.
    Das ist schon ein bisschen Augenwischerei. Denn die Entschädigungen, die die Bahn für Verspätungen an ihre Kunden zahlen muss, die nehmen ja zu. Im vergangenen Jahr waren es weit über 50 Millionen Euro.
    Das soll sich natürlich ändern, die Verspätungen sind ein Riesenproblem. Bahn-Vorstand Ronald Pofalla bleibt da erstaunlich optimistisch:
    Der Generalbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Ronald Pofalla, spricht am 06.07.2015 bei der Grundsteinlegung für den sogenannten "Grünen Bahnhof" in Wittenberg (Sachsen-Anhalt).
    Ronald Pofalla, Ex-Kanzleramtschef (CDU), will die Bahn pünktlicher machen (picture alliance / dpa - Hendrik Schmidt)
    "Ziel dieser Maßnahmen ist die Qualität und die Pünktlichkeit im System zu verbessern. Wir haben uns in diesem Jahr vorgenommen, eine Pünktlichkeit von 76,5 Prozent beim Fernverkehr zu erreichen, was eine Verbesserung von 1,6 Prozentpunkten bedeuten würde. Wenn uns das gelingt, wäre das ein erster richtiger Schritt in die richtige Richtung."
    Ursprünglich sollten es übrigens mal 82 Prozent werden.
    Welche neuen Lösungen bietet die Bahn denn an, um dieses Ziel zu erreichen?
    Mit Planstartteams, die sich um die pünktliche Abfahrt der Züge kümmern und mit dem Focus auf die sogenannten Plankorridore. Damit sind besonders hoch frequentierte Streckenabschnitte gemeint. Diese Flaschenhälse will man anders steuern, damit der Stau in der Schiene geringer wird, etwa durch neue Weichen und Überholgleise. Das betrifft zum Beispiel die Strecken zwischen Köln und Dortmund, Fulda und Mannheim oder Würzburg und Nürnberg sowie rund um Hamburg. Dafür ist auch zusätzliches Personal geplant.
    Aber dringende Sanierungsarbeiten werden den Bahnkunden wohl weiterhin erst mal viel Geduld abverlangen. Zum Beispiel bei der Generalüberholung der ICE-Strecke zwischen Hannover und Würzburg. Damit soll es im Juni losgehen im Abschnitt zwischen Göttingen und Hannover. Das dürfte zunächst mal wieder Verspätungen nach sich ziehen, gerade in der Ferienzeit.