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Minamata-Konvention
Weltweiter Kampf gegen hochgiftiges Quecksilber

Quecksilber ist hochgiftig, kann zu schwersten Gesundheitsschäden wie Lähmungen, Missbildungen, Nervenschäden, sogar zum Tod führen. Weltweit soll der Ausstoß des Schwermetalls nun mit einem völkerrechtlichen Vertrag eingedämmt werden - der Minamata-Konvention. 128 Staaten haben sie unterzeichnet.

Von Dietrich Karl Mäurer | 16.08.2017
    Männer arbeiten in Goldmine. In Mgusu, einer typischen Minenstadt, arbeiten ca. 4.000 Menschen in den Minen.
    Goldabbau in Geita, Tansania. Für die bedeutsamsten Emissionsquellen von Quecksilber - Kohlekraftwerke und Goldgewinnung - sind unverbindliche Reduktionspläne mit großzügigen Übergangsfristen vorgesehen. (dpa / Sandra Gätke)
    Wie gefährlich Quecksilber ist, wurde in den 50er Jahren in der japanischen Hafenstadt Minamata deutlich. Ein Chemiekonzern hatte dort quecksilberhaltiges Wasser ins Meer geleitet. Tausende Menschen und Tiere wurden mit dem Schwermetall vergiftet. Bis zu 3000 Menschen starben.
    Jacob Duer ist beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen der Hauptkoordinator der nun in Kraft getretenen, nach der Stadt Minamata benannten Konvention. Er beschreibt die Gefährlichkeit von Quecksilber.
    "Es hat eine sehr negative und giftige Wirkung auf das Nervensystem, es kann einen Einfluss auf das Verdauungs- und das Immunsystem haben und in größeren Mengen auch auf Lungen, Nieren, Haut und Augen. Die Weltgesundheitsorganisation hat Quecksilber eingestuft als eine der zehn giftigsten Chemikalien mit Einfluss auf die Gesundheit der Menschen."
    "Tag für Tag gelangt Quecksilber in die Umwelt"
    Obwohl die Wirkung des Schwermetalls bekannt ist, gelangt Tag für Tag Quecksilber in die Umwelt, etwa als Abfallprodukt beim Verbrennen von Kohle zur Stromerzeugung oder beim Schürfen von Gold. Mithilfe des Minamata-Abkommens soll von nun an der Ausstoß und die Verbreitung von Quecksilber weltweit eingedämmt werden - sagt Uno-Koordinator Jacob Duer:
    "Die Vereinbarung schaut auf alle Bereiche in Bezug auf Quecksilber - von der Gewinnung, über den Handel bis hin zur Verwendung von Quecksilber in bestimmten Produkten. Es verbietet auch die Verwendung von Quecksilber in bestimmten Produkten."
    Emissionen fallen beim Goldabbau, bei Kohlekraftwerken an
    Die Vertragsstaaten müssen dafür sorgen, dass die Industrie weniger Quecksilber verwendet und, dass keine neuen Quecksilberminen eröffnet werden. Beim Goldabbau müssen Arbeiterinnen und Arbeitern geschützt werden. Die Quecksilberemissionen von Kohlekraftwerken müssen reduziert werden, aber:
    "Das Abkommen verbietet nicht zwangsläufig Quecksilber. Das geht nicht, denn es kommt in der Natur vor, aber es reguliert und in bestimmten Fällen verbietet es die Verwendung."
    Deutschland hat das Abkommen noch nicht ratifiziert
    128 Staaten haben die Konvention unterschrieben. Die USA waren der erste von 74 Staaten, die den Vertrag bereits verbindlich ratifiziert haben. Befürchtungen, dass Washington nach dem Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen auch hier aussteigen könnte, teilt Jacob Duer nicht:
    "Die Vereinigten Staaten waren ein wichtiger Akteur, der die Verhandlungen unterstützt hat. Und wir werden weiterhin von den USA unterstützt, jetzt wo das Abkommen in Kraft tritt und es an dessen Umsetzung geht."
    In Europa gelten bereits weitgehend strenge Regeln, um den Ausstoß von Quecksilber einzudämmen. Für Deutschland - das das Minamata-Abkommen noch nicht ratifiziert hat - verbinden sich mit dem Vertrag nur wenige zusätzliche Maßnahmen. Das Bundesumweltministerium geht dennoch davon aus, dass die Verbraucher davon profitieren - etwa durch eine geringere Quecksilberbelastung in Fisch.