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MINT-Studium
Durchbeißen und dranbleiben

Die Studienabbrecherquote in den MINT-Fächern ist hoch, doch die Absolventen werden dringend gebraucht. Die Universität Duisburg-Essen will etwas dagegen tun. Sie bietet eine Art Vorstudium an. Studienanfänger sollen so schon vor dem ersten Semester herausfinden, ob das Studium das passende für sie ist.

Von Hilde Braun | 10.05.2014
    Mehrere Studenten in weißen Kitteln arbeiten in einem Labor. Eine Studentin hat einen Mörser in der Hand. Andere betrachten Reagenzgläser.
    Der Nachwuchsmangel in den MINT-Fächern ist groß. (Picture Alliance / dpa / Jan Woitas)
    "Also die Bewegungsgleichung, die kennt hoffentlich noch jeder, wie siehts aus Valentin: F-Vektor und zweifacher A-Vektor..."
    Hausaufgabenbetreuung für Studierende - das ist das sogenannte LuDi an der Universität Duisburg-Essen - ein interaktives Lern- und Diskussionszentrun. Es findet täglich statt und ist ein offenes Angebot. Zwei Räume stehen auf dem Duisburger Campus zum Beispiel für den Studiengang Physik zur Verfügung.
    Wer etwas nicht verstanden hat, ist hier genau richtig: Ein erfahrener Tutor beantwortet Fragen, eigene Lösungswege werden überprüft und mit anderen Studierenden diskutiert oder gemeinsam an der Tafel gerechnet. Die meisten Studierenden nutzen das Angebot in Leerlaufzeiten zwischen Vorlesungen. Auch Valentin Tenorth, 22 Jahre, weiß es zu schätzen:
    "Ja, vor allem in den ersten beiden Semestern war das sehr, sehr hilfreich. Da waren sehr gute Tutoren da, die einem geholfen haben, das was man in den Vorlesungen behandelt, hat in den Zusammenhang einzuordnen. Das ist vielleicht ein Manko gewesen, dass man gar nicht weiß, warum man in der Mathematik gewisse Dinge lernt. Und wenn dann jemand aus dem höheren Semester da ist, der einem sagt, das braucht ihr später, das hat einen motiviert, die Sachen wirklich zu lernen."
    Schon vor dem MINT-Studium gibt es Kurse für Studienanfänger in einer Art Vorstudienphase. Hier können sie jedes Jahr drei Monate vor Semesterbeginn herausfinden, ob das gewählte Fach das richtige für sie ist. Das Ganze ist ein Kurspaket, dass auf das Studium vorbereitet.
    Interesse, Begabung und Durchhaltevermögen
    Kann man sich die Credit Points anrechnen lassen? Nein. Wie viele Studis nutzen das? Zwischen 50 und 100 Prozent der Studienanfänger nutzt die Vorkurse. Andreas Duvenbeck ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Physik. Für ihn sind aber nicht die Kurse, sondern Interesse, Begabung und Durchhaltevermögen ausschlaggebend, um ein MINT Studium zu absolvieren - unabhängig davon, wie es nach der Uni weitergeht:
    "Also interessant ist, glaube ich, dass sich nahezu kein Student, der Physik studiert, Gedanken darüber macht, wie es nach dem Studium weitergeht. Einige gehen in die Industrie, Unternehmensberatung, viele werden auch Lehrer."
    Leonie Köllner, Physikstudentin, hält die Mathematik für das Hauptproblem:
    "Der Abstraktionsgrad ist einfach viel, viel größer. Man kann sich in der Schule gar nicht vorstellen, was in der Mathematik alles so auf einen lauert. Also was man in der Schule in einem halben Jahr macht, macht man hier in einer Woche."
    Die Uniwoche von Leonie Köllner ist entsprechend vollgepackt. In der Regel arbeitet sie für das Studium 70 Stunden die Woche, durchbeißen und dranbleiben ist hier gefragt. Und ganz wichtig: Kontakte knüpfen, vielleicht das Wesentliche was Vorstudienphase und das LuDi den Studierenden bieten um ein MINT-Studium durchzuhalten. Tobias und Valentin habe sich in der Vorstudienphase kennengelernt, zusammen mit anderen Kommilitonen lernen sie seitdem gemeinsam:
    "Wenn man die Übungsaufgaben alleine versucht zu lösen, hätte man einfach keine Chance, weil die Aufgaben so komplex sind und dass man einen anderen Blickwinkel bekommt meistens von Mitstudenten."
    "Also wenn ich mir vorstelle, ich hätte das Studium alleine machen müssen, dann hätte ich auch nach einem halben Jahr aufgegeben. Also allein so ein Studium anzugehen ist sicherlich zum Scheitern verurteilt."