Friedbert Meurer: Deutschland ist letztes Jahr Vizeeuropameister im Fußball geworden. Die Junioren haben es gestern Abend noch besser gemacht. Deutschland besiegt England hoch mit 4:0 und damit ist Deutschland jetzt Junioreneuropameister bei den U17-Junioren, also Spielern unter 17 Jahren, U19-Junioren und bei der U21. Rainer Holzschuh ist Chefredakteur des Sportmagazins "Kicker". Guten Tag, Herr Holzschuh.
Rainer Holzschuh: Einen schönen guten Tag!
Meurer: Wer kann den deutschen Fußball noch stoppen?
Holzschuh: Wahrscheinlich alle Nationen dieser Welt. Wir haben es im letzten Jahr bei der Europameisterschaft gesehen, dass die Spanier uns spielerisch, taktisch, kämpferisch, läuferisch haushoch überlegen gewesen sind. Wir haben gestern zwar ein fantastisches Fußballspiel der deutschen Mannschaft gesehen, vor allen Dingen in der zweiten Hälfte, aber man muss natürlich auch fairerweise sagen, dass wir mit viel Glück überhaupt in diese Endrunde gekommen sind. Erst in der letzten Minute des Qualifikationsspiels gegen Frankreich haben wir das notwendige Tor geschossen. Die vorhergehenden Spiele bis zum Finale waren ja auch nicht so erfrischend, dass man sagen muss, da ist eine Mannschaft, die alles andere in dieser Welt dominiert.
Meurer: Macht Ihnen dieser Erfolg von gestern Abend und die anderen Erfolge der deutschen Juniorenmannschaften also doch eher weniger Hoffnung für die Zukunft bei den Senioren?
Holzschuh: Nein, ganz im Gegenteil. Mir macht das viele Hoffnungen, weil das Konzept des DFB und der Bundesliga greift, das man so vor etwa zehn Jahren mal eingeführt hat. Vorher lag der Jugendfußball in Deutschland nicht brach, möchte ich nicht sagen, aber doch zumindest verschüttet und seit etwa zehn Jahren müssen die Bundesligisten, jeder einzelne Bundesligist einen gewissen Teil - und zwar einen relativ hohen Teil - seiner Einkünfte für den Jugendfußball mit einbringen. Man hat überall jetzt schon diese Jugendinternate, man hat sehr viele Jugendtrainer und ich glaube, dieses Konzept macht sich jetzt langsam peu a peu bemerkbar. Und dass wir jetzt diese drei Titel haben, ist ein wunderschönes Zeichen, aber man soll sich da nicht Sand in die Augen streuen und sagen, wir sind jetzt die Besten der Welt.
Meurer: Welche Vereine sind besonders vorbildlich in der Jugendarbeit?
Holzschuh: Seit Jahren, Jahrzehnten fast der VFB Stuttgart, der auch in diesem Jahr wieder eine Jugendmeisterschaft gewonnen hat. Die Bayern kommen langsam dazu. Die Schalker haben in den letzten Jahren sehr stark aufgeholt. Es gibt eine ganze Reihe von Vereinen, wo man sagen muss, es macht Spaß, die Freiburger zum Beispiel auch mit einem fantastischen Jugendinternat. Es macht schon Spaß, dort zuzuschauen, was sich da alles entwickelt. Ich glaube auch, dass wir nicht im nächsten Jahr bereits, aber in einigen Jahren sehr stark auch mit der A-Nationalmannschaft davon profitieren werden.
Meurer: Bekommen die Juniorenspieler denn auch ihre Chance in den Bundesligavereinen, oder müssen sie zu häufig auf der Ersatzbank versauern?
Holzschuh: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Trainer, die sagen, jeder Spieler muss sich erst mal langsam reinarbeiten, wir müssen sie behutsam aufbauen, und wenn sie dann 23, 24 sind, dann sind sie vielleicht in der Blüte ihrer sportlichen Mannesjahre. Es gibt aber auch Trainer, die genau anders herum denken, und wir haben ja Mannschaften, die mit einem sehr, sehr niedrigen Altersschnitt in der Bundesliga bestehen, siehe Hoffenheim, siehe Stuttgart, siehe auch Wolfsburg, wo auch einige Nachwuchsspieler bereits ihren Weg gefunden haben. Von der gestrigen Mannschaft sind ja einige wirklich echte Stammspieler in ihren Vereinen, zum Beispiel Kapitän Khedira, zum Beispiel Höwedes, Özil ist mehr oder minder Stammspieler. Also da tut sich etwas. Neuer, der sogar in einer A-Nationalmannschaft spielt, und sie haben sogar einige Talente, die bereits A gespielt haben, auch Marco Marin zum Beispiel, der gestern verletzt gewesen ist, und da rücken auch eine ganze Reihe von der jetzigen U19 nach, die dann im Herbst um die U20-Weltmeisterschaft spielen werden. Wir können uns darauf verlassen, dass wir in den nächsten Jahren wesentlich mehr Talente kreieren, als wir das in den letzten Jahren hatten.
Meurer: Bei der Mannschaftsaufstellung gestern Abend waren mehr nichtdeutsche Namen zu hören als deutsche Namen. Was bedeutet die immer größere Zahl von Migranten im deutschen Nachwuchsfußball?
Holzschuh: Das ist natürlich etwas, was in der ganzen Welt sich immer mehr breit macht, dass die Immigration halt Fuß fasst, und das ist in Deutschland auch so. Sehr, sehr viele Kinder von Immigranten sind mittlerweile in dem Alter, wo sie halt auch sportlich zur Blüte aufstreben. Wir haben ja eine ganze Reihe. Wir könnten eine gesamte Nachwuchsmannschaft nur aus Immigranten stellen. Ich glaube, das stärkt uns und das macht die Nationalmannschaft noch interessanter. Was mich ein bisschen dabei stört ist, dass die Fifa unlängst erst wieder die Lockerung beschlossen hat, wie man in anderen Nationalmannschaft plötzlich wieder Fuß fassen kann. Das stärkt alles andere als dieses Nationalitätengefühl gerade für eine Nationalmannschaft.
Meurer: Rainer Holzschuh, der Chefredakteur des "Kicker", bei uns im Deutschlandfunk. Danke schön und auf Wiederhören!
Holzschuh: Danke, ebenfalls.
Rainer Holzschuh: Einen schönen guten Tag!
Meurer: Wer kann den deutschen Fußball noch stoppen?
Holzschuh: Wahrscheinlich alle Nationen dieser Welt. Wir haben es im letzten Jahr bei der Europameisterschaft gesehen, dass die Spanier uns spielerisch, taktisch, kämpferisch, läuferisch haushoch überlegen gewesen sind. Wir haben gestern zwar ein fantastisches Fußballspiel der deutschen Mannschaft gesehen, vor allen Dingen in der zweiten Hälfte, aber man muss natürlich auch fairerweise sagen, dass wir mit viel Glück überhaupt in diese Endrunde gekommen sind. Erst in der letzten Minute des Qualifikationsspiels gegen Frankreich haben wir das notwendige Tor geschossen. Die vorhergehenden Spiele bis zum Finale waren ja auch nicht so erfrischend, dass man sagen muss, da ist eine Mannschaft, die alles andere in dieser Welt dominiert.
Meurer: Macht Ihnen dieser Erfolg von gestern Abend und die anderen Erfolge der deutschen Juniorenmannschaften also doch eher weniger Hoffnung für die Zukunft bei den Senioren?
Holzschuh: Nein, ganz im Gegenteil. Mir macht das viele Hoffnungen, weil das Konzept des DFB und der Bundesliga greift, das man so vor etwa zehn Jahren mal eingeführt hat. Vorher lag der Jugendfußball in Deutschland nicht brach, möchte ich nicht sagen, aber doch zumindest verschüttet und seit etwa zehn Jahren müssen die Bundesligisten, jeder einzelne Bundesligist einen gewissen Teil - und zwar einen relativ hohen Teil - seiner Einkünfte für den Jugendfußball mit einbringen. Man hat überall jetzt schon diese Jugendinternate, man hat sehr viele Jugendtrainer und ich glaube, dieses Konzept macht sich jetzt langsam peu a peu bemerkbar. Und dass wir jetzt diese drei Titel haben, ist ein wunderschönes Zeichen, aber man soll sich da nicht Sand in die Augen streuen und sagen, wir sind jetzt die Besten der Welt.
Meurer: Welche Vereine sind besonders vorbildlich in der Jugendarbeit?
Holzschuh: Seit Jahren, Jahrzehnten fast der VFB Stuttgart, der auch in diesem Jahr wieder eine Jugendmeisterschaft gewonnen hat. Die Bayern kommen langsam dazu. Die Schalker haben in den letzten Jahren sehr stark aufgeholt. Es gibt eine ganze Reihe von Vereinen, wo man sagen muss, es macht Spaß, die Freiburger zum Beispiel auch mit einem fantastischen Jugendinternat. Es macht schon Spaß, dort zuzuschauen, was sich da alles entwickelt. Ich glaube auch, dass wir nicht im nächsten Jahr bereits, aber in einigen Jahren sehr stark auch mit der A-Nationalmannschaft davon profitieren werden.
Meurer: Bekommen die Juniorenspieler denn auch ihre Chance in den Bundesligavereinen, oder müssen sie zu häufig auf der Ersatzbank versauern?
Holzschuh: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Trainer, die sagen, jeder Spieler muss sich erst mal langsam reinarbeiten, wir müssen sie behutsam aufbauen, und wenn sie dann 23, 24 sind, dann sind sie vielleicht in der Blüte ihrer sportlichen Mannesjahre. Es gibt aber auch Trainer, die genau anders herum denken, und wir haben ja Mannschaften, die mit einem sehr, sehr niedrigen Altersschnitt in der Bundesliga bestehen, siehe Hoffenheim, siehe Stuttgart, siehe auch Wolfsburg, wo auch einige Nachwuchsspieler bereits ihren Weg gefunden haben. Von der gestrigen Mannschaft sind ja einige wirklich echte Stammspieler in ihren Vereinen, zum Beispiel Kapitän Khedira, zum Beispiel Höwedes, Özil ist mehr oder minder Stammspieler. Also da tut sich etwas. Neuer, der sogar in einer A-Nationalmannschaft spielt, und sie haben sogar einige Talente, die bereits A gespielt haben, auch Marco Marin zum Beispiel, der gestern verletzt gewesen ist, und da rücken auch eine ganze Reihe von der jetzigen U19 nach, die dann im Herbst um die U20-Weltmeisterschaft spielen werden. Wir können uns darauf verlassen, dass wir in den nächsten Jahren wesentlich mehr Talente kreieren, als wir das in den letzten Jahren hatten.
Meurer: Bei der Mannschaftsaufstellung gestern Abend waren mehr nichtdeutsche Namen zu hören als deutsche Namen. Was bedeutet die immer größere Zahl von Migranten im deutschen Nachwuchsfußball?
Holzschuh: Das ist natürlich etwas, was in der ganzen Welt sich immer mehr breit macht, dass die Immigration halt Fuß fasst, und das ist in Deutschland auch so. Sehr, sehr viele Kinder von Immigranten sind mittlerweile in dem Alter, wo sie halt auch sportlich zur Blüte aufstreben. Wir haben ja eine ganze Reihe. Wir könnten eine gesamte Nachwuchsmannschaft nur aus Immigranten stellen. Ich glaube, das stärkt uns und das macht die Nationalmannschaft noch interessanter. Was mich ein bisschen dabei stört ist, dass die Fifa unlängst erst wieder die Lockerung beschlossen hat, wie man in anderen Nationalmannschaft plötzlich wieder Fuß fassen kann. Das stärkt alles andere als dieses Nationalitätengefühl gerade für eine Nationalmannschaft.
Meurer: Rainer Holzschuh, der Chefredakteur des "Kicker", bei uns im Deutschlandfunk. Danke schön und auf Wiederhören!
Holzschuh: Danke, ebenfalls.