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Missbrauchsprozess
Urteil gefallen

Ein ehemaliger Leichtathletik-Trainer des Castroper Turnvereins muss wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern für drei Jahre und drei Monate ins Gefängnis.

Von Andrea Schültke | 18.02.2014
    Der Saal 24 des Landgerichts Dortmund war bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter den Beobachtern wohl viele Sportlerinnen. Der Angeklagte ist ihr ehemaliger Trainer. Im Geräteraum der Turnhalle, einem Wohnmobil oder auch bei sich zu Hause hatte Udo H. seine Opfer missbraucht. Er hatte die damals acht bis zehn Jahre alten Mädchen aufgefordert, sich zu entkleiden und dann „spezielle Übungen“ zu machen. Dabei hatte er Fotoserien von den 15 Sportlerinnen gemacht. Auch an Freundinnen seiner Tochter hatte sich der Angeklagte vergriffen. Der Mann hat die Taten gestanden. Das Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren und drei Monaten Haft wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern in 62 Fällen in Tateinheit mit dem Besitz kinderpornografischer Schriften in 40 Fällen.

    Der Verteidiger hatte auf eine Bewährungsstrafe gehofft. Für die Opfer spricht die Vertreterin der Nebenklage, Andrea Wilhelm:
    „Meine Mandanten waren froh – genau wie ich - dass er einfach ins Gefängnis muss und dass er auch eine Strafe tatsächlich verbüßt und auch merkt, dass er was getan hat“.

    Was den Sport betrifft, haben sich die Vereine nach Ansicht der Rechtsanwältin bisher zu wenig mit dem Thema sexualisierte Gewalt auseinandergesetzt. Inzwischen stellt sie aber ein Umdenken fest:
    „Insbesondere durch die Sportverbände, die versuchen, die Vereine zu unterstützen und ein Bewusstsein schaffen, dass es wesentlich ist, dass diese sexuelle Übergriffigkeit immer ein Thema sein muss. Und wenn es dann Thema ist, dann glaube ich, dass ein potenzieller Täter es vielleicht nicht tut weil er sieht, es ist im Gespräch“.

    Auch beim Castroper Turnverein ist das Thema im Gespräch. Der Verein hatte seinen Ex-Trainer nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort suspendiert. Wie die 1. Vorsitzende Barbara März berichtet, hat der Verein danach Elternabende durchgeführt, sich beraten lassen und gehandelt: Inzwischen müssen alle Trainer einen sogenannten Ehrenkodex unterschreiben. Darin verpflichten sie sich „keine Form der Gewalt, sei sie physischer, psychischer oder sexueller Art“ auszuüben. Außerdem gibt es mittlerweile auch einen Ansprechpartner im Verein zum Thema Prävention sexualisierter Gewalt im Sport.